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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0303
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ANLAGEN UND GUTACHTEN 299
wandels und alweg gewesen, das ich das by got und uff min sele behalt38,
das niemans lebt, in dem ein tröpfflin mer natürlicher byllicheit ist, so
er erkandt diser sachen gelegenheit39 und wuste ir vnschuld, er würd
mir, der ich sie (Got sy min zuge) vße keinem argen lust oder vnörd-
5 licher lieb zu minem gemahel vß rat, bett und flöhe ettlicher christlichen,
wisen, gotsförchtigen luten genommen hab, des Dancksagen und in
keynem weg verargen, dann so ich dem lust hett wöllen nochstellen, hette
ich wie andere wol gefunden, der ich mynder nochred und vil weniger
nochtheyls hett wartten dörffen, das erbut ich mich aber vor E.g., wer
10 do meyne, ich hab hierin gesyndiget, das ich min gemahel vff ir flehn-
lich bytt vß grosser not und keyner vnordenlicher begird, das ir wandel
und sytten ye betzeugt haben und noch bezeugen werden, bescheen
genommen hab, dem wil ich mit dem beding vor E.g. und aller christ-
lichen oberkeit antwurt geben, wurdt er erfunden, das | ich noch gött-
15 lichen rechten gesündiget hab, Wil ich mich todten lossen40; das weiß
ich, wußte E.g. wie diser handel gestalt ist, sie wurde sich hoch über
min gemahel erbarmen, die also irs vätterlichen und mütterlichen erbs,
ettwas mergklichs vber die tusent guldin, beraubt sin muß und im
vngöttlichen gefengkniß nun so lang gehalten, das sie es ir leben lang nit
20 uberwindt, vnd vns beyde also in sonderm g.bevelch haben als christlich
ehelut, die wir, ob got wil, nieman beleydigen, aber vnsers vermögens
mengklich dienst zu bewisen und guts zu thun allzit geflyssen, sin wöllen.
Das drytt, das mir entgegen M. g. Herr in seiner g. schryfft ver-
nemmen lößt, ist, das ich im bann sin soll, und des Spirischen Styffts
25 verwysen41, in dem s.g. ouch nit wol bericht ist vnd befrembdt mich,
sytenmal ich s.g. Vicari des genugsam bericht hab, ouch erbotten, min
bericht zu bewisen, vnd er by M.g. Herrn sytther gewesen ist, das ich
solchs von s.g. anzogen wurden. Das ist wol wor, M.g.h. von Spir
Official oder Vicari hat mich und den pfarherr zu St. Johann zu Wissen-
30 burg42, des Predicant ich gewesen bin, vncitiert wider M.g.H. von Spir
schryfftlich zusag, min günstigen Herren der Stat Wissenburg bescheen,
des vns dieselbigen vnsere Herren von Wissenburg zugniß geben, von
wegen vermeinter contumation43 excommuniciert, welcher excommuni-
cation, wie wol gantz nichtig, wir mit einer appellation an stul zu Mentz44
35 abtryben haben, Aber nochmals, als der Stettag zu Spir gehalten45, ist
durch die bottschafften der fry und Richstett mit M.g.h. von Spir so
e) mir (der ich sie Got sy min zuge) vß.
38. Behaupten. 39. Lage, Beschaffenheit. 40. Vgl. Dtn 13,5.
41. Vgl. zum Folgenden B.s »Summary«, S. 130ff. 42. Heinrich Motherer.
43. Ungehorsam gegen richterliche Zitation: contumacia in non veniendo; vgl.
Dictionnaire de droit canonique, Bd. 4, 1949, Sp. 506-541.
44. Mainz. 45. 22. März bis 2. April 1523. Vgl. »Summary«, Anm. 265.

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