ANLAGEN UND GUTACHTEN
349
gottes hie zu stroßburg oder sunst, begirlichen suchen, das von fielen
will vor worhafftig angesehen werden, dwil des pfarrhers helffer vnd
die genanten geistlichen wider die bider, frummen lut, so daß wort
gefasßt han, hie uch alle predigen von der Cantzel so vffrurig schrien
5 vnd wieten, sie verlumden vnd mitt vnworheit beziechtigen, als ob sie
gute werck, fasten, betten, jn kirchen geen, gehorsame der oberkeit vnd
anders verbieten vnd abzestellen begerten, dar durch alles vermutlichen,
der gemeyn huff verbuttert, jn zornweh vnd heffig gemüt gefurt vnd
vffbracht wurt, das sie mitt den selben gottlosen pfaffen wider gotlich
10 worheit vnwissent ouch toben. Solliche fruch bringent ouch die enti-
christischen bredigen, sie solten verkünden den fridsamen geist vnd
verkunden aber den lugenhafftigen teüffel, der am anfang eyn dotschlager
gewessen ist. vß christlichen predigen wirt man gedultig, zeleiden vn-
billiche widerwertigkeit, vß sollichen buchpredigen1 wirt man an-
15 gerustet zu grimmiger verfolgung wider die gelossene2, christliche
vnschuld, wie teglich als zu zeyten der marterer fur ougen itzund ouch
gesehen wirt. Des halb eyn red ist vß gangen, wie ir vor disser zeit sollen
verbotten haben bie den eid vnd funff schilfig pfenning3, das vber zwen
vger burger nit sollen zu sammen kummen, jn willens vom Euangelio
20 vnder jnenen selbs ze reden, welchem wir nit gentzlichen glouben geben.
Dann wie wol die oberkeit vffrurige zusammen rottung schuldig ist zu
furkummen4, Solle doch vnder dissem schein die fridsame geschrifft nit
verhindert werden. Zwentzig burger mugent sich jm wynhuß ver-
sanden zu drinken, zu schweren, leichtfertige tedinng zutriben, vnd
25 den frummen bruderen solte bie eid vnd Eera verbotten sein, jn gött-
licher forcht sich zum glauben zeermanen; die laster werden vmbgangen
vnd gottliche zucht sollte von christlicher oberkeit so trutzlich gestrofft
werden? Es hat das euangelium vnd die geschrifft zu lesen vnd dar zu
vnder jnen selbs sich zu ermanen untzhar niemantz den christen ver-
30 hotten dan allein | etlich wenig aber die grusamsten verfolger des f° 11 v
gloubens; wol finden wir, das Julianus den christen heidnische bucher
zelesen verbotten hatt5 vnd ist darumb fur so eyn hefftigen wieterich
a) ond vnd Eer.
1. Schimpfwort für aus materiellen Gründen gehaltene Predigten der Mönche.
2. Innerlich frei.
3. Der Pfennig, eine kleine Silbermünze, bildete die Grundlage der Straßburger
Währung. Der Schilling = 12 Pfennig ist eine Recheneinheit und keine Münze.
Die angedrohte Strafe beträgt 60 Pfennig. Vgl. O. Winckelmann: Das Fürsorgewesen
der Stadt Straßburg. 1922. S. XIII.
4. Vorbeugen.
5. Julian (361-363) verfügte den Ausschluß der Christen von der literarischen
Bildung durch das Schulgesetz von 362; vgl. K. Müller: Kirchengeschichte I, 1.
1941. S.425-426.
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gottes hie zu stroßburg oder sunst, begirlichen suchen, das von fielen
will vor worhafftig angesehen werden, dwil des pfarrhers helffer vnd
die genanten geistlichen wider die bider, frummen lut, so daß wort
gefasßt han, hie uch alle predigen von der Cantzel so vffrurig schrien
5 vnd wieten, sie verlumden vnd mitt vnworheit beziechtigen, als ob sie
gute werck, fasten, betten, jn kirchen geen, gehorsame der oberkeit vnd
anders verbieten vnd abzestellen begerten, dar durch alles vermutlichen,
der gemeyn huff verbuttert, jn zornweh vnd heffig gemüt gefurt vnd
vffbracht wurt, das sie mitt den selben gottlosen pfaffen wider gotlich
10 worheit vnwissent ouch toben. Solliche fruch bringent ouch die enti-
christischen bredigen, sie solten verkünden den fridsamen geist vnd
verkunden aber den lugenhafftigen teüffel, der am anfang eyn dotschlager
gewessen ist. vß christlichen predigen wirt man gedultig, zeleiden vn-
billiche widerwertigkeit, vß sollichen buchpredigen1 wirt man an-
15 gerustet zu grimmiger verfolgung wider die gelossene2, christliche
vnschuld, wie teglich als zu zeyten der marterer fur ougen itzund ouch
gesehen wirt. Des halb eyn red ist vß gangen, wie ir vor disser zeit sollen
verbotten haben bie den eid vnd funff schilfig pfenning3, das vber zwen
vger burger nit sollen zu sammen kummen, jn willens vom Euangelio
20 vnder jnenen selbs ze reden, welchem wir nit gentzlichen glouben geben.
Dann wie wol die oberkeit vffrurige zusammen rottung schuldig ist zu
furkummen4, Solle doch vnder dissem schein die fridsame geschrifft nit
verhindert werden. Zwentzig burger mugent sich jm wynhuß ver-
sanden zu drinken, zu schweren, leichtfertige tedinng zutriben, vnd
25 den frummen bruderen solte bie eid vnd Eera verbotten sein, jn gött-
licher forcht sich zum glauben zeermanen; die laster werden vmbgangen
vnd gottliche zucht sollte von christlicher oberkeit so trutzlich gestrofft
werden? Es hat das euangelium vnd die geschrifft zu lesen vnd dar zu
vnder jnen selbs sich zu ermanen untzhar niemantz den christen ver-
30 hotten dan allein | etlich wenig aber die grusamsten verfolger des f° 11 v
gloubens; wol finden wir, das Julianus den christen heidnische bucher
zelesen verbotten hatt5 vnd ist darumb fur so eyn hefftigen wieterich
a) ond vnd Eer.
1. Schimpfwort für aus materiellen Gründen gehaltene Predigten der Mönche.
2. Innerlich frei.
3. Der Pfennig, eine kleine Silbermünze, bildete die Grundlage der Straßburger
Währung. Der Schilling = 12 Pfennig ist eine Recheneinheit und keine Münze.
Die angedrohte Strafe beträgt 60 Pfennig. Vgl. O. Winckelmann: Das Fürsorgewesen
der Stadt Straßburg. 1922. S. XIII.
4. Vorbeugen.
5. Julian (361-363) verfügte den Ausschluß der Christen von der literarischen
Bildung durch das Schulgesetz von 362; vgl. K. Müller: Kirchengeschichte I, 1.
1941. S.425-426.