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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0397
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DUBIOSA

393

1898 greift dann W. Köhler in einer gründlichen Untersuchung die
Verfasserfrage erneut auf53. Er datiert den Dialog auf Mitte bis Ende
Juli 152154. Ohne Zweifel ist auch ihm der Verfasser in der nächsten
Umgebung Sickingens zu suchen. Die Verfasserschaft wurde bisher
Hutten nicht zugelegt, da man Kirchenväter und Bibelzitate dem
Humanisten nicht zutrauen wollte. Köhler weist nun die Kirchenväter-
und Bibelzitate des Neukarsthans in den zweifellos echten Hutten-
schriften nach. Es schließt sich ein stilkritischer Vergleich des Neu-
karsthans mit den Huttenschen Schriften an55, bei dem Szamatolskis
Untersuchung zugrunde gelegt ist56. Das Ergebnis Köhlers: Der Neu-
karsthans trägt die Eigentümlichkeiten des Huttenschen Stiles in sich57.
Zum Schluß seiner Ausführungen versucht Köhler, die mannigfachen
Angaben des Neukarsthans über Hutten in den Sommer 1521 einzu-
reihen, und den Dialog als diplomatischen Schritt Huttens zur Annähe-
rung an den Kaiser hinzustellen. Aus allem ergibt sich für ihn: Hutten
ist der anonyme Verfasser.
1910 schreibt Alfred Stern »Einige Bemerkungen über die Autor-
schaft des Dialogs »Neukarsthans58«. Die Arbeit Köhlers ist nicht be-
rücksichtigt. Stern geht von dem aus, worin die meisten übereinstimmen:
Der Dialog gehört in das Jahr 1521, und wenn er nicht ausschließlich
von Hutten selbst verfaßt ist, so ist er doch reich an Huttenschen Ideen
und stammt aus dem Kreis der Männer, die zugleich mit Hutten, Franz
von Sickingen auf der Ebernburg umgaben. Oekolampad, Aquila und
Schwebel sind jedoch erst 1522 zur Ebernburg gekommen. Somit war
nur Martin Bucer während der betreffenden Zeit zusammen mit Hutten
auf der Ebernburg. Manche Parallele aus den gewissen Bucer-Schriften
ließe sich zum Neukarsthans anführen. Auch zum »Schönen Dialog«
finden sich Parallelen.
Bucer hat den Neukarsthans mit Wissen, vielleicht sogar mit Beihilfe
Huttens geschrieben, er dürfte den Text dann noch einmal überarbeitet
haben, als er schon Hofkaplan beim Pfalzgrafen Friedrich war. Es
folgen ganz knappe Hinweise auf Sprache und Drucker des Textes.
Als Drucker wird Johann Schott in Straßburg genannt.
Die dreißig Artikel stammen nicht von derselben Hand wie der Dialog.
Für sie kommt die Autorschaft Huttens in Frage, ebenso für den Titel
und die folgenden Verse: Zu dem Leser.
53. W. Köhler: Zur Datierung und Autorschaft des Dialogs »Neu Karsthans«.
In: Zeitschrift für deutsche Philologie, Bd. 30. 1898. S. 302ff. und 487ff.
54. Vgl. W. Köhler, a.a.O., S. 308. 55. Vgl. W. Köhler, a.a.O., S. 487ff.
56. Vgl. S. Szamatolski: Ulrichs von Hutten Deutsche Schriften. 1891.
57. Vgl. W. Köhler, a.a.O., S. 498.
58. Vgl. A. Stern: Einige Bemerkungen über die Autorschaft des Dialogs »Neu-
karsthans«. ARG 8, 1910/11, S. 215-218.
 
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