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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0398
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

Die erste umfassende Auseinandersetzung mit W. Köhlers Unter-
suchung bringt Paul Kalkoff 192059. Das schwerwiegendste Argument
gegen die Verfasserschaft Huttens scheint ihm die bauernfreundliche
Tendenz der Schrift zu sein. Der Datierung Köhlers stimmt Kalkoff zu.
Wie aus der Abschrift des Cochläus hervorgeht, waren die 30 Artikel
schon Bestandteil des ersten Druckes, der auf der Herbstmesse in
Frankfurt Anfang September 1521 feilgeboten wurde.
Auf Bucer als Verfasser weisen hin:
1. Die kurfürstliche Regierung in Heidelberg (Bucer war beim Pfalz-
grafen Hofkaplan) verbot »die Anwendung der geistlichen Prozesse
und die Verhängung des Bannes wegen weltlicher Sachen60«.
2. Der Sickingen des Neukarsthans paßt zu dem »idealisierten Bild«,
das Bucer von ihm gehabt hat61.
3. In diesen Briefen ist ein zarter Hinweis, daß Bucer seinem Be-
schützer Franz von Sickingen literarisch seinen Dank abstatten wolle.
4. Die von Köhler nachgewiesene Übereinstimmung des Zitaten-
schatzes zwischen dem Neukarsthans und einigen Huttenschriften läßt
sich nur so erklären, daß Bucer vom Herbst 1520 bis März 1521 ver-
trauter Mitarbeiter Huttens war. Sein theologisches Wissen stellte er
in den Dienst der Huttenschen Polemik. Die theologischen Rand-
verweise von »Clag und Vormanung« müssen vom Verfasser des
Neukarsthans stammen, denn auch ausgefallene Zitate haben dort ihre
Parallele.
5. Die sprachliche Verwandtschaft des Neukarsthans mit Huttens
Schriften ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß Bucer Huttens
Übersetzer und literarischer Mitarbeiter war und auf der Ebernburg
Huttens Anschauungen aufnahm.
6. Der Neukarsthans weist starke Parallelen zum »Schönen Dialog«
auf. Beide Schriften haben einen Autor: Martin Bucer.
Wie Hutten hauptsächlich aus biographischen Gründen als Verfasser
des Neukarsthans ausscheidet, so werden auch für die Verfasserschaft
Bucers wesentlich derartige Gründe beigebracht.
Mehr vom Sprachlichen geht Lehmann bei seiner Argumentation aus62.
Lehmann beschäftigt sich zunächst mit dem Drucker und den Drucken.
Der Drucker des Neukarsthans ist nicht Schott, wie bisher angenommen
wurde, sondern Matthias Schürer, der Bucer gut bekannt gewesen sein
59. P. Kalkoff: Ulrich von Hutten und die Reformation. Quellen und Forschungen
zur Reformationsgeschichte, Bd. 4. 1920. S. 537ff.
60. Vgl. P. Kalkoff, a.a.O., S. 542/543.
61. Vgl. Horawitz-Hartfelder, S. 272f, 275f.
62. Neudrucke deutscher Literaturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts,
Nr. 282-284: Martin Butzer, Gesprechbiechlin neüw Karsthans, mit einer Einleitung,
hg. von Ernst Lehmann. Halle 1930.
 
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