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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0414
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410

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

654

wie Christus die Aposteln
ußgeschickt hat.

A4b

Die geistlichen prelaten.

uns selbs18. Weyter die, so wöllen volkommenlich leben 19, geheissen,
auch ir feynd liebhaben20. Aber der pfaffen (wie die yetzund leben)
geschwindigkeit21 gibt sollchere ler gar kein anzeygung22 und hat weder
gotes noch brüderlich lieb in ir, dann all ir werck sindf dahin gericht,
das sie gut mit recht und unrecht erwerben. Davon christus sagt: 5
Ir mögt nit got und dem reychtumb dienen [Mt 6,24], und darumb | hieß er
sie, uff das sie dem reych der hymel dester näher zükommen möchten,
was sie hetten, verlassen und im nachvolgen23. Do er sie auch ußsendt
zu predigen, sprach er nit: Ziecht hin, suchent reychtumb, erwerbent
gut, stellent nach gewinn, sunder hat er zu in gesagt: Geet hin, predigent 10
und sprechent, das reych der hymel nahet sich, machent gesund die krancken,
weckent uff die todten, reinigent die ussetzigen, werffent uß die teüfel, ir habts
umbsunst empfangen, gebt es wider umsunst hin. Ir solt nit besitzen gold noch
sylber, noch gelt an eüwern gürteln, nement keinen watsack24 mit eüch uff den
weg, auch nit zwey cleid, schuch noch ein stecken, dann der arbeiter ist wirdig 15
seines lones [Mt 10, 7-10].
K. Lieber juncker, wo steen dise wort geschriben?
F. In sant Mattheus Ewangelio am zehenden ca. [7-10]. So | schreybt
Marcus am vi. [7-13], und Lucas am ix. [1-6] und x. [3-11] auch der
gleychen meynung, wie mir das dann Hutten angezeygt hat. 20
K. Was sol ich sagen, diß seind schöne wort, von den auch vil zu
reden wär, wer den verstand hett.
F. Ja, wie du sagst, es seind schöne wort, und clärlich ußgetruckt, die
sich auch nit verblümen23 noch umbkeren lassen, und mögen die
pfaffen nymmer mit der warheit sagen, das sie anstatt der Apostel sollen 25
gehalten werden, sie kommen dann mit dem leben disen worten nach.
K. Das wil ich auch, und das sie nit gelt zu samlen, sunder das reych
der hymel zu verkünden ußgesant seyen; sie wöllent aber yetzunt
niergen hin zu predigen, sunder bleyben sie daheimet, pflegen guter ru
und alles lustes, heissen uns, in gelt und gut zu huß bringen, und wenn 30
wir nit zu irer zeyt damit kommen, bannen sie uns, und ye näher sie
den aposteln sein wöllen, als pröbst, bischoff, cardinäl und bäpst, ye
weniger sie werck der Apostel üben, dann dieselbigen grossen hansen
sicht man nymmer predigen noch leren das volck, sunder land und leüt
regieren und mit einem weltlichen bracht herrschen. 35
F. Wie du sagst, die grösten und öbersten pflegen irs ampts am
minsten, sunder entschlagen sich des so gar, das es yetz für ein schand

e) sollicher B. - f) seind B.
19. Vgl. Mt 5, 48.
21. List, Betrug.
23. Vgl. Mt 19,21.
25. Bemänteln.

18. Vgl. Mt 22, 37-39.
20. Vgl. Mt 5, 44.
22. Nachweis, Anzeichen.
24. Vorratssack.
 
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