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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0413
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS 409
auch von mir selbs oder gefordert darzu kam, ich würd im gar ungern
absteen, dann mich weyßt gotes und brüderlich lieb, der war christen
glaub und mein eygen gewissen dahin, das ich in und seinsgleichen in
sollichem fall mit hilff und rat nit verlasse. Des Huttens halber hat es
5 dise gestalt, den halt ich bey mir als meinen guten freünd, und der in
seinen nöten Zuflucht bey mir als einem, zu dem er sich leybs und guts
versieht, gesucht hat, von dem ich auch anders nit weiß, dann das er
noch bißhär die luter warheit geschriben hab, und dasselbig nit uß
böser ursach, sunder nach dem er das Römisch und der geistlichen
10 regiment und ergerlich leben gruntlich erfaren, und das aller eer und
redlicheit entgegen erkennt, hat er sich schuldig geacht, dasselbig mit
schrifften und vermanungen anzuzeigen, auch wo im müglich sein würd,
mit der that zu widerfechten12. Sollich fürnemen kan ich nit unbillichen,
würd in auch, so lang er bey mir ist, nit vergwaltigen lassen. Fürwar
15 sucht er ye nit sein eygen nutz darrinnen, dann ich weiß, was er dises
handels schaden hat und was im nutzes widerfaren möcht, wo er darvon
absteen wölt.
K. Anders hab ich auch nit gehört, und dunckt mich von eüch billich
und recht sein. Ir werdt auch derhalben mer dann umb kein eüwer
20 thaten gelobt, dann der pfaffen wesen hat als gar kein form noch
gestalt. Ich höre sie sich selbs berümen, sie seyen uns anstatt der Apostel
als herren der schaff Christi fürgesetzt. Nun stat ye keinem guten hirten
zu, das er sich nit allein des fichs13 nere, sunder auch die weide, die das
fich zu seiner enthaltung14 brauchen solt, nit von notturft wegen, sunder
25 uß überflüssigem geytz abetze und dem armen vich sein leybes narung
entwende, dar durch es von not wegen uß hunger verderben müß.
F. Es ist, wie du sagst, sie wöl | len an stat der Aposteln gehalten seind
und thun doch nit apostel werck, ich sich auch nichts an in, das sich uff
der hirten beyspil zeücht, sunder werden sie mit iren wercken als reyssen-
30 de wolff funden15. Dann ir sach stat nur uff zu inen ziehen, ynfordern
und nemen, uff zucken10 und rauben, uff schlinden17 und fressen. Der-
halben sie auch nit allein die arme schäflin irer nottürfftigen weid be-
rauben, sunder auch reyssen und würgen sie die. Nun ist sollichs
Christus meynung gar nit gewesen, sunder hat er uns alle underweyset,
35 vor allen dingen götlicher lieb uß gantzem hertzen, uß gantzem gemüt
und in allem sinn zu pflegen, darnach den nechsten lieb zu haben als
d) Aposteln gehalten seln B.
12. Vgl. BöckingH, 62ff. Hermann von dem Busche forderte Hutten am 5. Mai 1521
auf, »mit der that zu widerfechten«.
13. Vieh. 14. Unterhalt, Nahrung.
15. Vgl. Mt 7, 15. 16. An sich zerren, stehlen.
17. Verschlingen.

Ulrich von Hutten.

Die pfaffen anstat der
Aposteln.

A4a

Die pfaffen geytzig wolff.
 
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