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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0412
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408

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

A3a

653
Doctor Martin Luther.

A3b

nit vergessen. Fürwar feiet es allein daran, das wir der sachen ein haupt-
man hetten, so würd es | geen.
F. Ah, mein lieber Karsthans, wir sollen das nit begeren, sunder sie
in der güttigkeitb vermanen, das sie selbs ein Reformation under in
machn. Dann es seind doch ye noch redlich leüt under den geistlichen, 5
und solt man sie mit einem gewalt überfallen, so wär zu besorgen, das
der unschuldig mit dem schuldigen gieng und einer des andern ent-
gelten müst. Dann du und dein hauff schlahent mit unvernunfft daryn.
K. Warlich, würt es dartzu kommen, würd ich nit vil vernunfft brau-
chen künnen. Sie solten es aber yetzund bedencken und irem wesen ein 10
gestalt geben9.
F. Die warheit zu reden, hab ich selbs sorg, wie du sagst, sie werden
mit irem zu vil übermässigen hochmut und unbillichem fürnemen den
gemeynen man erwecken und in ein böses spil machen. Hab ir auch offt
etliche darvor gewarnet. Wöllen sie in nun nit lassen raten, so wirt in 15
auch nit zu helffen sein, das gib ich in zu bedencken.
K. Ich hoff, ir werdent selbs im spil sein, und ist mein und meins
gleychen veste zuversicht und vertrauwen, ir werdent noch als ein
hauptman ire böse stuck helffen straffen.
F. Das weiß ich nitt, ich hab es noch bißhär unserm herrn gott be- 20
volhen, wiewol ich vil übels durch sie geübt werden sich.
K. Man weißt nit anders, dann ir werdt ob doctor Luthern stät und
vest halten, habt auch darumb den Hutten bey eüch10, das ir in vor ver-
gwaltigung des bapstes und der geistlichen, so vil in eüchc, schützen
wölt, lassent in auch derhalben in eüwerm hauß wider den bapst und 25
genante geistlichen, was er wil, schreyben11. |
F. Karsthans, in dem wil ich dir nichts bergen, alles was ich noch
von doctor Luthers schrifften gelesen, mag ich bey meiner selen seligkeit
sagen, das ich das anders nit dann christlich und wol geschriben erkenne.
Solt im nun um der götlichen warheit und gerechtigkeit willen gewalt 30
und unrecht widerfaren, für|war, es möcht mir nitt lieb sein. Wo ich

b) geytigkeit B. - c) auch AB; euch: conj. Böcking u. Lehmann.
9. Sich anständig aufführen.
10. Huttens Aufenthalt auf der Ebernburg: Anfang September 1520 bis Mai 1521.
Vgl. Hedio an Zwingli, 15. Oktober 1520, CR Zw 7, S. 35 5f.; Böcking: Suppl. II, 807.
11. Vgl. Huttens Schriften von der Ebernburg gegen Papst und Geistliche: Clag
und Vormanung (Herbst 1520), Böcking III, 473 ff. Die Randverweise auf Bibel und
Kirchenväter können von B. verfaßt sein. - Glossen Huttens zur Bulle Leo X. gegen die
Irrtümer Luthers (Herbst 1520), Böcking V, 301 ff. — Anzöig, wie allwegen sich die
Römischen Bischoff oder Bapst gegen den teutschen Kayßeren gehalten haben (Winter
15 20), Böcking V, 363 ff. - Übersetzung seiner lateinischen Dialoge: » Gespräch Büchlin «
(31. 12. 1520); vgl. Böcking I, 447-452; Böcking IV, 27ff.; Invectivae (April 1521),
Böcking II, 12 ff.
 
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