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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0442
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438

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

F3b
Die kirch der leib christi.

Christus ist das haupte der
kirchen.

Christus das fundament der
kirchen.

An den kirchen ist nichts
gelegen.

wo und wie man got
anbetten sol.

F4a

Der kirchen ein teyl
abbrechen.

677

Zißka in Behem.

Die münich miessen
abgetilget werden.

beüw die kirch gottes seind, sunder wir Christen seind die kirch, und
die kirch ist der leyb Christi, dann Christus ist das haupt. Als sant Paulus
schreybt zu den Corinthiern [1 Cor 6,15]: Wissent ir nit, das eüwer leyb
seind glider Christi ? Und bald darnach [1 Cor 6,19]: Wissent ir nit, das
eüwere leyb seind der tempel des heiligen geistes, der in eüch wonet ? Und zu den
Ephesiern am v. [30]: Wir seind alle glider eins leybs. Und darvor am ersten
[22-23]: Gott, der vatter, hat Christum, seinen sun, über alle ding zu einem
haupt gegeben der kirchen, die sein leyb ist. Und widerumb zu den Ephe.
am v. [23]: Christus ist ein haupt der kirchen und er ist, der heil gibt dem
leyb. Item auch in derselbigen Epistel am andern ca. [19-22]: Yetzund
seyt ir nit mer gest und frembde ynwoner, sunder mitburger der heiligen und ein
haußgesind gottes, gebauten auff das fundament der Aposteln und Propheten, uff
den höchsten eckstein Jesum christum, in wölchem ein yeder baw so zusamengesetzt
ist, wachßt uff zu einem tempel in dem herren, in wölchem auch ir zusamen
gebauwen sind einer wonung gottes in dem geist. Darumb ligt im christen
glauben gar nichtes an den steinen und höltzen kirchen, dann wir mögen
on die wol christen sein, das gib ich zu ermessen uß den worten Christi
Johan. am vierden [21], do das Samaritanisch frewlin mit im disputiert,
ob man billicher zu Hierusalem oder aber uff einem berg, den es daselbst
anzeygt, betten solt, sprach er: Fraw, glaub mir, es kompt die stund, das
man weder uff dem berg noch zu Hierusalem gott den vatter anbetten würt. Und
bald darnach: Es kompt die stund und ist yetzund, das die waren anbetter gott
den vatter werden anbetten im geist und in der warheit. Dann der vatter sucht
auch solliche, von den er angebettet werde. Der geist ist gott und die got an | beten
wöllen, müssen den im geist und in der warheit anbeten [Jo 4,23-24]. Sichst
du nun, Karsthans, warzu die tempel und kirchen gut sein, und das
wir der wol gäntzlich enberen möchten ? ich geschweyg, das wir der so
vil und die so köstlich bauwen? Auch wie wir gott anbetten sollen?
K. Erst hab ich den rechten verstand und ich halt nichts von vilen
und hüpschen kirchen, dann sie seind anders zu nichts dann zu einem
weltlichen pracht, und ir seind zu vil.
Fr.m Darumb hab ich sorg, sol die geistlicheit reformiert werden, so
müß man (wie in Behem geschehen) den meisten teyl der kirchen ab-
brechen, dann dieweyl sie steen, bleybt allwegen ein anreitzung des
pfäffischen geyts, | und der mißglaub mag nitt von dem gemeynen volck
bracht werden, man nem dann disen überfluß hinweg und tilgk ab alle
münichsörden. Darumb ist Ziska kein narr gewesen, das er die kirchen
zerbrochen, dann wo er sie het lassen steen, wär es gegangen, wie er
den Behemen zuvor sagt, liessen sie die nester steen, sie würden in-
wendig x jaren die vögel all wider darinnen haben. Ich kan auch sein
hoch verstäntnüß nit gnug breysen, das er alle münich ußgetriben und

m) Fr.: conj. Böcking u. Lehmann.
 
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