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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0441
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS 437
leüten etwas näm, als in kriegen und sunst geschicht, und es nur zu
einer kirchen oder an ein geistliche stifftung gab, wär es nit mer übel
gethon. Dann zun kirchen nemen sie allerley gut, es sey geraubt, erstoln,
funden oder erwuchert144. Die summ davon zu reden, was nyemant mit
5 recht haben mag, das fügt in145, und geben also ursach dem bösen, das
vil geschieht, das sunst unnderlassen blib.
F. Do hab ich offt von gesagt, und das sie nit bedencken, wie gott
durch den Propheten im Psalter sagt: Ich hass das opf | fer von dem rauh
herkommen146. Aber fürwar, tausentmal besser wär, man gab armen
10 leüten. Dann arm Christenleüt seind die kirch, nit die müssiggeenden
vollen pfaffen, darum ist gar ein geringer gotsdienst kirchen bauwen
und die begaben, sunder hat ein ansehens bey got, armen leüten mit
helffen. Darum redt sant Steffan, als im buch der Apostelngeschicht
[7, 46-50]bemelt147, gar recht darvon, als er sagt: David hat begert, gott
15 ein hauß bauwen, und Salomon hat es gehauven. Aber der Allerhöchst got ist
nit der, dem gelieb in tempeln, von menschen henden gebawen, wonen. Als er
auch durch den propheten Esaiam sagt. Der hymel ist mein stul und die erd ein
füßschämel meiner füß. Der herr spricht: Was hauß wölt ir mir bauwen, und
wölches ist die statt meiner ruw? hat nitt mein handt solliche ding all gemacht'?
20 Zu wem würd ich mich aber keren und in erkennen, anders dann dem armen,
und der eins reüwigen geistes ist und meine wort förcht? So lesen wir von sant
Lorentzen148, das, do im die Heiden den schatz der kirchen abforderten,
weyßt er sie die armen Christen, sprechend: Das ist der schatz Christi.
Item sant Hieronymus schreybt Paulino in einer episteln 149; »Ußge-
25 nommen essen, trincken, cleidung und offenbare notturfft, solt du
nyemant ichts geben, uff das nit die hund der kinder brot essen. Der
war tempel Christi ist die seel des glaubigen menschens, die gschmück,
die | cleid, der opffer gab, in der empfah Christum. Dann was nutzes ist
es, das die wend1 von edelgestein scheinen und Christus bey dem armen
30 hungers not leydt?«
K. Das ist recht darvon geredt, da hat in der heilig Hieronymus die
rechten meynung gesagt.
F. Darumb solt du es darfür halten, das nit die steinen und höltzene |
1) weid A.
144. Vgl. Luther WA 6, 426 (An den christlichen Adel): »allerley wucher wirt
hie umb gelt redlich, als gestolen, geraubt gut gerechtfertiget«.
145. Das paßt zu ihnen.
146. Vgl. Prv 21, 27; B. zitiert in der »Verantwortung« S. 165 dieses Wort als in
Dtn 12 stehend, wo es sich aber auch nicht nachweisen läßt.
147. Bemerkt.
148. S. Laurentius. Diakon und Märtyrer, 10. August 258 gestorben. Vgl. LThK
VI, 413-14.
149. Ep. LVIII; MSL 22, 584; CSEL 54,536.

F3a
was die Christlich kirch sey.
Sant Steffan.

Sant Lorentz.
Der war tempel christi.
676
 
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