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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0513
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I J. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA

5° 9
gott nachgeben, darf es keines enthaltens vnd verhietung der ergernusse von wegen
der verständigen frommen, dann die sind des göttlichen zulassens gar bald berichtet,
dazu sind sic sohcher liebe gegen iederman, das sie on das alles zum besten dewten
vnd uffnemen vnd sich nit allein von dem heiligen Evangelio, 18 I sondern auch mt
von den lcuten abziehen, wenn sie schon von inen sehen, das in keinem mas möge
entschuldigt werden, sonder, wo sie sehen ieman arges thun, haben sie ein hertz-
liches mitleyden mit denselbigen vnd vnderstehen ime davon zu helffen. In denen
dingen die von gott frey gelassen, ist ergernus allein bey den einfeltigen, vnversten-
digen vnd schwachen christen zu verhieten,187 die mus man da ansehen vnd trer ver-
schonen, damit sie ob dem, das sie an vns sehen vnd aber noch nit für recht oder von
gott nachgegeben erkennen mögen, nit ein solichen vnlust, verdruss vnd schewe ent-
weders selb nemen oder men die bösen188 vffreden189 vnd eintragen lassen, das sie
dadurch vns vnd den ganzen handel190 Christi bey vns verdechtig halten, schewen
vnd fhehen.191 So dann der liebe Paulus verletzung solcher schwachen so hoch zu
schewen erkennet hat, das er auch nit dorffte seine leybhche vnderhaltung von de-
nen nemen, denen er die hymlischen güter zubrachte, das er doch aus göttlichem,
natürhchen vnd aller heyden rechten gut fug vnd recht hat, welches auch leicht ein
ieder erkennen mochte,192 Was solle dann für eine schewe bey frommen Chnsten
sein m solchen sachen, wie da ist zugeben, mer dann ein eheweyb zu nemen, da die
göttliche zulassung nit allein bei den schwachen vnd vnverständigen onbekanndt,
sondern auch bei den aller verständigsten noch m zweyfel vnd disputation stehet.
Dann wey 1 gott gegeben, das die ehe bey den Christen wider zu der ersten göttlichen
msatzunge gericht vnd komen193 vnd nun so lange weile von aller Chnstenheit also
gehalten worden ist, so wille dise volge nit gewis sein: Gott hat an den alten heihgen
vettern die filfeltige194 ehe zu gut gehabt, ergo er werde sie heut auch an den Chri-
sten zu gut haben. Dann zun zeiten der vetter war die zulassung der filfeltigen ehe
one zweyfel; bei den Christen aber ist sie so abkommen vnd die erste einsetzung der
einzelnen ehen wider ange- I 79 I nommen vnd bestettiget, das es m aller Chnstenheit
darfür gehalten wirdt, das nit allein niman solle, sondern das auch mman möge zu-
gegeben werden, mere dann ein weyb zu haben.
Weil dann soliche gemeine bewilligung195 der ganzen Christenheit vnd gesetze
von den einzelnen ehen vnd verpott der filfeltigen nach der ersten vnd besten gottes
ordnung bewilliget, angenommen vnd so lange nun also festgehalten worden ist, so
halten die Chnsten das verpott der filfeltigen ehen als ein götthch verpott, wie denn
alle gute gepott vnd verpott von gott sind. Vnd derohalben lassen sie dise volge nit

187. Vgl. Mt 18,6; Mk 9,42.
188. sich von den Bösen.
189. einreden.
190. Sache.
191. Vgl. I Kor 8,9-13.
192. I Kor 9,4-6.11.19-23.
193. nach der götthchen Einsetzung gerichtet und gekommen lst.
194. mehrfache.
195. allgemeine, übliche Einwilligung.
 
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