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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0553
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16. ANTWORT AUF DIE ZWEI CASUS

549

kirchen^ gehalten werden, Avelches offt von der cantzel geleret1 vnd gepredigt' wer-
den solle56 des gewissens halb, zu bestetigen m der Ehe^, Ob gleich wol die grobe
einfalt wenig an gott gedencket, Vorab m solchen fröüden händeln. Sunst wurde al-
les in vngewisß gesetzt vnd mit sünd vnd wider gott mussen gehandelt sein, dann ye
sunst kein gots wort der Ee halb ist, JDann die erste einsetzung der Ehe vnd, was
darausz fleisset, sampt disem gepott: »Du solt mcht Eebrechen«;57. I i68v I Vnd so
es ir beyder gütter58 will vnd kein hyndernus ist59, solle dergleichen vermähelung,
als von got zusamen gefugt, erkant vnd angenommen werden, vnd kein mensch soll
sy scheyden mogen.
Doch ist zubedencken, das scheydung leichthcher zuzelassen vor dem kirchgang
dan hienach, so sy bey ainander gewonet haben, wo vrsach der scheidung furhan-
den. Dann weniger schad darauß entsteet, vorab dem armen weib. Vnd man muß der
lieb nachfaren60 in sohchen sachen, als in andern ausserhchen dingen*1 gebotten ist,
Vnd darzu die keyserhchen recht geprauchen De sponsahbus61, davon hie nicht von
nöten, vil ze reden.
Also ist diser62 meynung, das dise leüt63 mcht leichthch1 zuzelassen, dweil nach der
Ee eynsatzung der verstorben Hans Manafe] man vnd sy sein weib ist, auch im ge-
satz Deuteronomu vnd der alten geprauch jewe[i]lsm dafür gehalten hatt. Vnd ob
gleich Arnolt, der ander bruder, nach des berürten64 Hanszen todt mit der dochter
den handtstreich65 auch ordenhchen gethon hat vnd lre gemuter hertzhch zusamen
sagen, so ist es doch kein Ee, von got zusamen gefugt, dweil soliche das gottes I i6$r I
wort vnd gemeine66 ordnung, wie angezeiget, verbeütet vnd der alten kirchen
haußhaltung nye zugelassen, die doch mcht zu eng gespannen gewesen. Vnd er solle

h—h) von Wolfgang Capito am linken Rand notiert und eingewiesen.
1—i) m der Randbcmerkung übergescnr. und eingewiesen.
i —j) von Wolfgang Capito mit Fortsetzung der Zeilen am unteren Seitenrand notiert.
k) danach gestr.: zethun.
l) übergeschr. und cingewiesen.
m) übergeschr. und eingewiesen.
56. Vgl. die Verordnung des Straßburger Rats zu Ausrufung und Einsegnung der Ehe nach Wen-
del, Le mariage ä Strasbourg, S.200E
57. Ex 20,14 par.
58. sc. guter (diakntische Punkte!).
59. Vgl. die Frage nach einem Ehehinderms bei der Trauung nach den Straßburger Ordnungen
1524 und 1549 in Wendel, Le mariage ä Strasbourg, S. 218 und 220.
60. gemäß der Liebe handeln.
61. Vgl. Dig. 23,1, ClCiv I, S.330 und Cod. Iust. 5,1, ClCiv II, S.S. 192E
62. sc. der Verfasser.
63. erg.: 1m geschilderten Fall.
64. besagten, gedachten.
65. sc. zum Zeichen der Verlobung. Vgl. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 419. Quellen des 4. und 5. Jahr-
hunderts belegen die Ubernahme der ursprünghch heidmschen »dextrarum comunctio« m christh-
che Trauhturgien. Vgl. TRE 9, S. 327,44—53.
66. allgemeine.
 
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