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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0552
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54B

16. GUTACHTEN FÜR RUPRECHT VON PFALZ-ZWEIBRÜCKEN

die Eehendel ausserhalb der eynsatzung avnd gottes worü, jm paradiß beschehen,
angesehen werden. (Sohchs halten auch die Wyttenberger Theologen.b)49 Es ist ein
warhafftig Ee gewesen zwischen der Jungfrowen Maria vnd Joseph, die doch einan-
der nye bekant haben50, Vnd der alten Hebreer geprauch haltet Jn, das durch die
vermähelung das weib dem man gehayliget, das ist erlaubet, sey; das er aber sy nicht
beruren dürffte in Jres vatters hauß, jst em zugethon satzung der I i68r I kirchen vnd
phariseer gewesen, die vnwidersprechlich gehalten wardt51. Dweil die Ee durch die
vermähelung vnd auff gotts wort angefangen, da durch die Eeleüt auch vor dem bey-
schlaffen zusamen gefügt werden vnd zwei in einem flaisch sein, So wurt die braut
mit dem breutgam auch em fleisch sein vnd des halb gegen cInen beiderseits ein
fruntsch[af]t vnd magschafft52 angerichtetS
Nun will aber vnser fürgenomen reformatio erfordern, das wir nicht nach grobem
verstandt der heyden oder Bäpsthchen regeln53, sunder54 nach gotlichem rechten
vrteilen; dasselbig bestäet m ewigkeit55 als ein bestendig gottes wort. Drumb so
mussen wir für rechte Eeleüt halten braut vnd breutgam auch11 vor dem kirchgang.
Vnd solle auß gemeldten vrsachene ein vermähelüng, so mit wissen vnd willen der
eltern vnd m beysein frommerleüt beschicht1, als von got zusamen gefügt svon der

a—a) übergeschr. und eingewiesen.
b) von Wolfgang Capito vor den Zeilenanfang geschneben und eingewiesen.
c—c) von Wolfgang Capito am linken Rand notiert und eingewiesen.
d) am Zeilenende von Wolfgang Capito zugefügt.
e) danach gestr.: auch.
f) danach gestr.: von der kirchen.
g—g) von Wolfgang Capito vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen; m der Randbe-
merkung erst zugefügt, dann gestr. Ditt.: gehalten.

49. Zur Auffassung Luthers und Melanchthons vgl. Dieterich, Das protestantischc Eherecht,
S. 24-52, 86; TRE 9, S. 337-340.
50. Vgl. Lk 1,34-35. Hier vertritt Bucer wohl die bleibende Jungfräulichkeit Mariens und die
These, daß Jesus keine Geschwister gehabt habe.
51. Diese Bestimmung findet sich 1m Babylomschen Talmud, Traktat Ketubot 7b. Vgl. Stein-
saltz, Ketubot, S. 85: »According to Torah law, a couple are permitted to have sexual relations once
they are betrothed, for they are already considered a married couple. But the Rabbis forbade sexual
relations between them as long as the bnde is still living m her father’s house. Sexual relations are
forbidden until the marnage process is completed by mssu’in and the bride joins the bndegroom
under the bndal canopy. In most places the betrothed couple were not permitted to be left alone un-
chaperoned, but m Judea the bridegroom was permitted to spend time alone with his bnde after
their betrothal. Therefore, according to Rabbi Yehudah, the Bndegroom’s Benediction was recited
at the time of betrothal because there was a possibihty that the couple might come to engage m se-
xual relations when left alone after the betrothal and sexual relations between the couple were for-
bidden before the bridegroom’s benediction was recited«. Vgl. auch Falk, Jewish Matrimonial Law,
S.40L
52. eine Verwandtschaft und Schwägerschaft.
53. Gemeint lst das kanonische Recht.
54. sondern.
55. Vgl. etwa Ps 119,89; Jes 40,8; Mt 24,35; Lk 21,33.
 
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