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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0146
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I42

4. REPLIK AUF HEINRICH VON BRAUNSCHWEIG-WOLFENBUTTEL

Vfc das der furst mangel guter fruchten1 anzeucht, so von vnnserm waren, heiligen
Euangelio komen sollen, haben wir, ob Gott will, die auch zuzeigen. Wie es aber bei
dem gegenteil stannde, die sich wider vns des rechten Euangeli berumenf, ligt leider
zuuil am tag.
Voms vnwillen der burger, dauon dess orts meldung beschicht, weiß jch nichts zu sa-
gen. Aber weil ein Erfbarer] Rath seiner burger freilich mechtig ist zu allem guten,
so were ja christlicher vnd Erbarlicher, ein Erfbarer] R[at] wendet jnn allen sollichen
hendeln die Christliche Reformation belangend*1 fur, nicht der burger vnwillen, son-
der das wort Gottes vnd die allten Recht der Kirchen, dahin dann ein Ersamer Radt
die burger fueren vnd nit die burger ein Radt mit jrem vnwillen treiben sollen. Der
Radt ist der Hirt, die burger die Schaf, der Radt der Vatter, die burger die Kinder.
Derhalben jn allem anrichten des guten I 2 j<jv I Vnd straffen des argen der Radt den
Burgern vnd nit die burger dem Radt vorgehen sollen.
Das1 der Furst numero 16 nit gestohn will, das er Kayfserlicher] M[ajestä]t oder jm
selb Gewalt zugeben habe, ennderung jnn Religion sachen zuthun, Vnd doch so wol
preiset, das der Kayser zu Augspurg der Religion halben geordnet, ist wider ainan-
der. Dann2 hatt Kay[serliche] M[ajestä]t jnn Religion sachen vberal'3 nihts4 zu-
schaffen oder zugebieten, das aber nit ist, kso solte sy vns auch mit den Augspurgi-
schen Abschid5 vnbeschwert gelassen habeiA
Hat jr M[ajestä]t aber als das oberist haubt vnd der furnembste Patron der Kir-
chen als wol als die alten Christlichen Kayser ordnung vnd gebott der Religion hal-
ben zumachen, wie sie dann hatt vnd wir hieuor erwisen haben, so solte sie die selbi-
gen jre ordnung vnd gepott der Schrifft, alten Canonib[us] vnd legib[us] gemeß
gemacht haben. Als sie sich aber die vermainten Bischofe, die sie do[c]h jnn so
schweren mißbreuchen wider alle Christli[c]he gesetz vnd ordnung vor Augen tag-
lich 12 6or I gesehen vnd noch siht, hat aufs gegenteil fueren lassen vnd das gelobt vnd
e) davor am linken Rand: Numero 14.
f) konj. für wohl fälschlich: benumen.
g) davor am linken Rand: Numero 15.
h) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.
i) davor am linken Rand: Numero 16.
j) über der Zeile nachgetragen für gestr.: gar.
kyk) vom linken Rand eingewiesen.

1. Vgl. Mt 7,15-20 par.
2. sc. In dem Fall.
3. überhaupt.
4. sc. nichts.
5. Der Augsburger Reichstagsabschied vom 19. November 1530 bekräftigte die Gültigkeit des
Wormser Edikts von 1521, erklärte jeghche Maßnahme evangelischer Neuerung zum Landfriedens-
bruch und beauftragte das Reichskammergericht mit der rechthchen Verfolgung der Protestanten;
vgl. Körber, Kirchengüterfrage, S. 89 f., Rabe, Deutsche Geschichte, S. 318—326 und Kohnle, Reichs-
tage der Reformationszeit, S. 463.
 
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