Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0513
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IO. CONSILIUM BUCERI IN CAUSA HAMBURGENSI

5°9
Dann weyl die Stat sich ein glid reipub[licae] Christianae et civilis regni Germa-
nici noch erkennet vnnd der halben dem Camergericht1 ist vnderworffen, so folget
auch, das der Landsfurst, der des gemeinen reichs deutscher nation oberkeyt in dem
Land verwaltet, des haupt- oder furneme Stat Hamburg ist, solle versehen, das die
administration diser Stat also verwaltet werde, das dem land dadurch seine weder
christliche noch burgerliche gemeinschafft vnd recht jerget jn mercklich2 verletzet
vnd also schaden werde zugefuget.
Weyl auch villicht der Stat etliche freiheiten von disen fursten sind gegeben, wel-
che sie3 der Stat nicht dann gemeinem reich vnnd dem land zu gutem vnd nit zu
schaden haben mögen geben, vnd sied die Stat auch nit I 17f I andersc haben vnnd
brauchen kan, so will disenn Landsfursten auch zustehn, das sie versehen, das das
gemein reich vnnd jr land nit durch mißbrauch* solcher freiheiten beschediget
werde. Beneficium enim non debet autori suo fraudi esse. Nun aber sind solche frei-
heiten, welche der furst der Stat gegeben, vrspringlich vom reich, des glider dis Land
vnd Stat sind, herkommen.
So ist auch das in geschribenen rechten versehen, ut sicut nulla pragmatica sanc-
tio4, qualia sunt privilegia huiusmodi, imperialis, ita nec principalis contra ius et
publ[icam] utilitatem valere aliquid possit, C. Si contra ius vel util[itatem] publ[i-
cam] 1. ult.5
Weil dann auch die, die priuilegien verlieren, die sie mißbrauchen, so keme die
Stat, wa sie jre priuilegien durch verkerte administration misbrauchet, wider vnder
jren Landsfursten, wie sie vnder jm gewesen, ee sie die priuilegien von jm vberkom-
men6 hat.
Auß ermelten vrsachen achte jch, das die Stat jrem Landsfursten solle gestohn ein
gemeine Landpflege uber die Stat an statt vnd von wegen gemeines reichs, welche
der Stat darzu solle geleistet werden, das sie bey jren rechten vnnd freiheiten bleiben
möge, wa sie die christlich vnd recht gebrauchet. Wa aber anders, das der Landsfurst
auch darein zusehen vnd I 17I dagegen zu handlen habe, das selbig aber allein
durch gutlich vnnd rechtlich handlung, nemlich bis das gemein Camergericht7 et-
was wider die Stat vnnd zu recht fur jr land gesprochen hette.

d) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.
e) von Bucer vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
£) von Bucer korr. aus: mißbreuch.
1. Zum Reichskammergencht in Speyer vgl. oben S. 297, Anm. 8. Der hamburgische Kapitel-
streit begann 1528, als das Domkapitel seine Klage gegen den Rat beim Reichskammergencht an-
hängig machte (Schubert, Beteiligung, S. 4).
2. Vgl. oben S. 508, Anm. 6.
3. sc. die Freiheiten.
4. Dieser Begriff kommt in Cod. Just. 1,22,6 (ClCiv II, S. 75) vor.
5. Cod. Just. 1,22,6 (ClCiv II, S. 75 f.).
6. erhalten.
7. Vgl. oben Anm. 1.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften