Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0512
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
508

IO. GUTACHTEN FUR DEN HAMBURGER RAT

gerlichen vnnd peinlichen sachena vnd jn gewalt, kriegs- vnnd andere leibs dienste;
Item schoß1 vnnd tribut zuforderen vnnd andere burden vnnd schatzung auf zule-
gen. Weil dann die Statt also vollen gewalt hat, leges condendi, edicta faciendi, citra
appellationem iudicandi, militiam aliaque munera imperandi, vectigalia aliaque
onera imponendi, So ist ie nichts überigs an der Oberkeyt, das dem Landsfursten in
diser stat were vorbehalten.
Wa aber die Stat Hamburg den Landfursten uber das I 772 v I alles noch als auch
jren Landsfursten erkennet vnnd jm einige2 huldigung thut oder titel einer herr-
schafft vnnd oberkeit uber sich gibt, wie gering das seie, so muß das selbig auch et-
was würcklichs3 in sich haben. Non praesumendum enim a principibus et a tanta
repubflica] frustranea in his nomina usurpari. Nach dem aber die Stat vber die
macht, gesetz den burgeren zugeben, zu gepieten vnd zuuerpieten, zu richten uber
alle sachen, auch das blut4, reise vnnd steur, zoll vnd schatzung aufzulegen, auch
die freiheit hat, das die burger nit haben, an den Landsfursten zu appellieren, So
könde jch nit wissen, was dem Landsfursten von Oberkeit über diese Stat könde
vorbehalten sein, dann allein ius communis patrocinii et generalis conseiwationis at-
que curationis, quam Imperatoris loco prestare debeat ipsi reipubflicae] Imperii in
tuenda et conservanda hac imperii parte. Dann dieweil er soll ein landsfurst vnnd
als5 vil als des reichs der Landen erblicher Landspfleger sein, so wil jm gepüren
vnnd zustehn, zu versehen, das dise Stat als ein Metropolis oder sunst furneme Stat
dises Lands keinen mercklichen6 schaden oder nachteil nemme, das auch dem gan-
tzen Land dises furstenthumbs möchte zu onstatten7 vnnd abbruch gereichen.
Der1’ wegen achte jch, wie der Landsfurst sich vmb alle verwaltigung8 reipubflicae],
diser Statt, angesehen jre frei- I iyjr I heiten, überal9 nichts zu beladen hat, so lang
die Stat jre rempubflicam] selb christlich vnnd legitime vermöge gemeiner Lands
rechten vnd jren rechtmessigen freiheiten bestellet vnnd versihet, das er also hebe
vnnd schuldig seie, jn krafft seiner gmeinen Landspflege, vom reich jm aufferleget,
einsehen10 zuthun, wa ein Stat jre administration contra ius vnd publicam utilitatem
wider christliche vnnd gemeine Landrecht vnd frommen vnd also zuschaden vnnd
nachteyl dem gantzen Land cvnd reichc thete verkeren.
a) über der Zeile nachgetragen.
b) undeutlich korr. aus: Er.
c) —c) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.
1. Abgabe, Steuer, vor allem die städtische Vermögenssteuer.
2. irgendeine.
3. Wirksames, Wirkungsvolles; vgl. Grimm 30 (= XIV,2), Sp. 577h
4. sc. das Blutgericht, Genchtsprozeß auf Leben und Tod.
5. als ... als: so ... wie; Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 843 f.
6. beachthchen, großen.
7. Schaden, Nachteil, Unkosten; Grimm 24 (= XI,3), Sp. 1416.
8. Vgl. oben S. 507, Anm. 5.
9. überhaupt.
10. prüfende Beobachtung, Aufmerksamkeit, Aufsicht; auch: Strafe, Rüge.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften