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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0499
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Nr. io
Gutachten für den Hamburger Rat
Consilium Buceri in Causa Hamburgensi
nach dem 29. Mai 1545

Einleitung
1. Entstehung und Inhalt
Eigentümlich an der folgenden Schrift1 ist nicht nur der für Bucer untypische
straffe Aufbau und die Prägnanz der Argumentation, sondern vor allem ihr ausge-
prägter und absichtlicher Gutachtencharakter, der durch den häufigen Wechsel ins
Lateinische - meistens am Ende eines Abschnitts, um aus dem bisher Gesagten
rechtlich verbindliche Schlußfolgerungen zu ziehen - zusätzlich vertieft wird. Der
Straßburger Reformator versetzt sich trotz anfänglicher Bekräftigung seiner man-
gelnden Eignung2 bewußt in die Rolle eines Juristen, um auf der Grundlage des von
ihm geschätzten »ius divinum« ein Rechtsgutachten im wahrsten Sinne des Wortes
zu erstellen. Entstanden ist eine Staatslehre im kleinen, die Bucers theologisches und
politisches Denken in besonderer Weise zusammenzufassen vermag.3
Veranlaßt wurde dieses >Consilium< Bucers durch eine Anfrage des Hamburger Ra-
tes, der sich seit Sommer 1528 in einem vor dem Reichskammergericht in Speyer
ausgetragenen Rechtsstreit mit dem Domkapitel der Hansestadt befand.4 Die Ein-

1. Eine ausführliche Besprechung und kritische Edition dieser Schnft bietet Schubert, Beteili-
gung. Vgl. auch die wertvollen Beobachtungen zum historischen Hintergrund und zum Inhalt des
>Consilium< in Pollet III, S. 237 und 244—247. Zur besonderen Bedeutung gerade dieses Gutachtens
vgl. Zwierlein, Reformation als Rechtsreform, S. 37, Anm. 3 5 und de Kroon, Studien zu Martin Bu-
cers Obngkeitsverständms, S. 94, Anm. 79.
2. Vgl. unten S. 507,12 f. (»Wie wol die vbersandte fragen der loblichen Stat Hamburg... nit mei-
ner, sonder iureconsultorum profession sind«) und S. 540,21 f. (»Martinus Bucerus haec ... pentio-
ribus divini et humani mris iudicanda offert«).
3. Jacques Pollet sah m diesem Gutachten »une piece maitresse de l’ecclesiologie bucenenne«
(Pollet III, S. 247). Hans von Schubert nannte es »ein bedeutendes reformatorisches Aktenstück, ein
Lehrstück von großem Zuschmtt« (Schuhert, Beteiligung, S. 13). Vgl. auch das Urteil Manjn de
Kroons: »Nach meinem Wissen hat Martin Bucer seine juristisch-politischen Ansichten hinsicht-
lich des Verhältnisses potestas superior/inferior m der Praxis mrgends eindrucksvoller (und wirksa-
mer) angewandt als im Hamburger Kapitelstreit. Sein diesbezüghches Consilium (1545) ist ein
glänzendes Beispiel des juristisch-politischen Geschicks des Straßburger Theologen« (de Kroon,
Studien zu Martin Bucers Obngkeitsverständms, S. 94, Anm. 79).
4. Für eine ausführhche Behandlung dieses Streites, der erst 1m Mai 1561 zu Ende ging, vgl. Spit-
zer, Hamburg 1m Reformationsstreit mit dem Domkapitel und Jensen, Das Hamburger Domkapitel
und die Reformation. Speziell zum Domkapitel vgl. Reincke, Hamburg am Vorabend der Reforma-
tion, S. 35-38.
 
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