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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0166
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

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sie Gottes Ordnung ist, an seiner statt den menschen furgesetztt, züerhalthen das gantz
gesetz der ersten vnd andern täfel, souil die vßerlichen zücht vnd disciplin anlanget;
dann ob wol die Oberkeit irer vnderthonen hertz vnnd jnnerliche gedancken zu warer
gottseligkeit nit zwingen kan, als das allein Gott des heiligenn geists werck ist jnn der
kirchen vnd geistlichem Regiment, So ist sie doch gleich wol schuldig jnn der ersten 5
täfel, alle mißbreuch vnd abgötterey, so wider die vier ersten gebott zu entheyligung
Gottes namen vffgebracht werden, abzüstellen vnd außzureuthen vnd dagegen sich
befleissen, damitt ihren vnderthonen Gottes wortt dermaßen klar vnd hell furgetragen
vnd gepredigett werde durch geschickte vnd verstendige leuth, das sie Gott recht erken-
nen vnnd fürchten lernen, seinen namen heyligen vnd sein ministerium Euangelij nit 10
verachten, sonder groß vnd werth haltten. Wie dann die Oberkeyth sollichs jres ampts
schöne Exempel hatt in dem lieben Dauid, Josaphat, Ezechia, Josia vnd was der heyli-
gen vnd gottförchtigen könig mehr gewesen sind, vnnd der heylig Paulus derhalben das
gesetz ein zuchtmeyster vff Christum13 nennet, das der welttlichen Oberkeyth gantze
regierung sich letstlich dahin enden vnd lenden14 soll, vff das jhre vnderthonen in einer 15
Ernstlichen züchtt | a 3 a | Vnd disciplin jn Gottes forcht vnd erkantnuß vffertzogen
vnd zü Christo gebracht werde. Demnoch15 in der andern täfel ist sie schuldig, vnder
iren vnderthonen gütthe justitia vnd ein ernstliche erbare vßerliche zücht züerhaltthen,
alle läster vnd sünd mit eynem sunderlichen eyffer zustraffen, dann sie tregt das schwert
nit vmb sonst, sie ist Gottes dienerin, spricht Paulüs, ein recherin zur straff über den, der 20
böses thüt16, vnd daneben die frommen vnd vndertrugkten wittwen vnd weysen züfur-
deren, zum rechten helffen, sie schützen vnd schirmen.
So weyt nün erstrecket sich der weltlichen Oberkeyt gewalt, vnd dieweil sie jnn disem
jrem kreiß vnd Circkel bleibet vnnd jhr ampt fleißig außrichttet, so ist jederman, was
Stands vnd wesens er auch seie, schuldig, jhr gehorsam züleisten. Dann sie ist Gottes 25
Ordnung, vnnd wer sich widder die Oberkeyth setzett, der widerstrebet Gottes Ord-
nung17; dann Gott will haben, wie Paulus lehret, das alle menschen der welttlichen
Oberkeyth vnderworffen seien®, Wie bald sie sich aber mehres gewalts, dann ietzt
erzelet, annimpt vnd vnderstadt, So haben wir ein gemeine regell vnd gebott Gottes:
Man muß gott mehr gehorsam sein dann den menschen181. Vrsach: sie ist nicht mehr 30
gottes Ordnung, sonder zü einer Tyrannei worden.
Hiegegen mitt dem kirchen vnnd geistlichen regiment hatt es vil ein andere meinung,
dann es nit mit welttlichen dingen vnnd vßerlichem gewalth vmbgehett, sonder Stadt
allein jnn dem, das in ein ander leben gehört vnd des menschen ewige Seligkeit betrifftt;
derhalben es auch mitt dem vßerlichen, leipliehen schwerdt niemandt zwinget oder 35
straffet wie die welttlich Oberkeyt, sunder allen gewalt, so jm zugehörig, vbet vnd
g) seie.
13. Vgl. Gal 3,2.4.
14. Zielen und Lenken.
15. Dementsprechend.
16. Ro 13,4.
17. Ro 13,2.
18. Apg 5,29.
 
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