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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0165
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i. VON DER KIRCHEN MENGEL VNND FÄHL

161
das nun der mensch in diser sündigen natur nit mehr vermag, auß eignen krefften Gott
fdrehten vnd lieben vnd durch solchen gehorsam das ewig leben verdienen.
Damit nun der seel des menschen wider geholffen vnnd dise bildtnuß oder erkandt-
nus Gottes in ihr wider erneuwert vnnd angetzundet wurde, hatt sich Gott vff ein
5 andere weiß dem menschen geoffenbarett vnd zu erkennen gegeben, nemlich durch sein
heiligs wort vnnd predigampt, in welchem er des menschen seel vnderricht, was sie von
ihr selbs halten, wes sie sich trösten, wie sie | a za | sich gegen Gott jnn allen dingen
ertzeigend solle, damit sie die ewigen freud vnd Seligkeit erlangen muge; vnnd dis sein
wort vnd predig ampt, dieweil es furnemlich mit der seel züthün vnd züschaffen hat vnd
io sie jnn disem leben furet vnd regieret, pflegt mans zünennen ein geistlich Regiment,
darumb das allein mit geistlichen dingen one vßerlichen gewalt vnnd zwang vmbgehet.
Dieweyl aber die menschlich natur von der Erbsund so gar verderpt vnnd zerrütten9
ist, das auch der größer vnnd mehrer theil der weit solch geistlich Regiment, das ist
Gottes wort vnd das Predig ampt, verachten vnd sich daßelbig10 nit meistren noch
15 regieren laßen, damit nun nit gar auch diß wort vndertruckt vnnd on frucht pleibe vnd
das die, so dasselbig annemmen vnd dadurch ihr leben beßeren, bey der bösen weit
pleiben könden, Soe hat Gott auch dem leib sein Regiment eingesetzt vnd vffgericht, das
datzü dienen soll, das es den eußerlichen, leiblichen glidderen, die wider gottes gebott
sündigen, wehre vnd widderstande, die selbigen jm zäum vnd eyner vßerlichen züchtt
2.0 vnd disciplin erhalte vnd das es die bösen, schädlichen vnd vngehorsamen buben11 mitt
dem swertt straffe, die frommen aber vnd gotts förchtigen im friden vor frembdem
gewaltt vnd vnrecht beschütze vnd beschirme [etc.].
Vnd dieweil solche Regierung furnemlich mit der anderen natur des menschen, das ist
mitt dem leib, vmbgehett vnd denselben vnderricht vnnd aufftzeucht in Gottes forchtt
25 vnd aller zücht vnd Erbarkeyt vnd, so sie zü dem nit kommen mag, mitt gesetz vnnd
Ordnung, das sie auch den eußerlichen gewaltt vnd schwertt braucht, So wirt Sief ge-
meinlich das welttlich schwerdt oder weltlich Regiment gnamsett12.
Wie wol nün vß disem leicht zuuernemmen, wie Gott der herr den | a zb | Menschen
züregieren zwey vnderschiddenliche Regiment geordnett, iedoch so wirt solcher vnder-
30 schid noch klarer vnd beßer zuuerstehn vß anzeigung, was iedes Regiments ampt vnd
was derselbigen regenten recht geordnet werck sey; dann sich keines bis ins infinitum
on end außbreytet, sonder ein yedes hatt seine gewiße vnd gesteckte ziel oder termin,
darzwischen es sich haltten soll, in Gottes wort außgetruckett.
Dann erstlich von dem gewalth der welttlichen Oberkeyt züreden, so ists diser, das
d) korr. aus: hallthen; alle Korrekturen stammen von der gleichen Hand, die nicht mit der des
Schreibers identisch ist. Vgl. Einleitung: Bemerkungen zur Edition; ferner unten, Anm. q) und s).
e) bei längeren Satzkonstruktionen wird der Hauptsatz oft mit Majuskel begonnen, z. B.:
»Wenn wir ..., So werden wir ...«.
f) korr. aus: hie.
9. Zerrüttet.
10. Von demselben.
11. Bube = zuchtloser Mensch.
12. Genannt.
 
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