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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0164
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

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wißen haben, wie solliche regiment voneinander gescheiden vnd wie weit sich ein yedes
vßstrecke2, sonder vermeinen, das sie weiterm gewalt gar nichts vnderworffen seyen,
den so3 von welttlicher oberkeit geuebett wirt. Derhalben, so man begertt, der kirchen
den gewaltt, von Christo ihr gegeben, wider zu züstellen4, wurt furnemlich vnnd zum
höchsten von nöten sein, das für allem von vnderscheid der kirchen vnnd weltlichem 5
regiment güther, satter vnnd verstendtlicher berichtt gethon werde.
Dann gleich wie der natürlich mensch an sich hatt zwo vnderschiddenliche naturen,
leib vnd seel, welcher ein jede ire eigne vnd sunderliche wirckung hat, der leib andere
dann die seel, als eßen, drincken, schlaffen etc.b, vnnd auch dagegen die seel andere
dann der leib, wie dann sindt sinnen, dencken, dichten etc., also hatt auch Gott dem 10
menschen, diße zwo naturen zu regieren, zwey vnderschiddenliche regiment geordnet
vnd eingesetztt vnd einer jeden natur jhr Regiment zügeeignet, das sich dann auch nit
wyther außstreckenn5 soll noch khan, denn sich die natur, die es regieren soll, außbrei-
tet.
Vnnd nemlich der seel hatt Gott das geistlich regiment zügeordnet, dieselben dadurch 15
zu dem ewigen leben züfurderen vnnd in jhr die rechten erkandtnus Gottes widerumb
anzünden vnd vffrichten, | a xb | die zu vor von wegen der Erbsund in dem menschen
verderbett, außgelöschett, vnd heyßt wol gar: zu nichten gemacht worden were; dann
anfengklich ist der mensch von Gott zu seinem ebenbild vnd gleichnuß erschaffen, wie
die geschrifft zeugett Gene[sis] 1 [27]. Welches nit also zu uerston ist, als solte der 20
mensch nach der vßerlichen leiblichen vnd sichtbarlichen figuren vnd gestalt Gottes
bildtnus gleich vnd änlich sein vnd sehen, das doch nicht sein kan, dieweil0 Gott ein
geist ist vnd ein geist keinen sichtbaren leib, auch nicht fleisch vnd bein6 hatt, sonder ist
von der seel geredt, die ist zu Gottes bildtnuß erschaffen; das ist, Gott hatt anfengklich
dem menschen ein vernunfftige vnnd verstendige seel eingepflantzett, welche getzierett 25
gewesen mitt rechter erkandtnuß Gottes, das der mensch hatt künnen auß seinen selbs
krefften Gott den herren recht lieben, förchten vnnd im vber alle ding vertrauwen, nach
luth7 des ersten gebotts, vnd dise erkandtnuß der seien ist die wäre bildtnüs oder gleich-
nus Gottes, nach welcher der mensch gemacht ist.
Aber dise herrliche bildtnuß, die ein wunderbarlich groß liechtt gewesen, dadurch 30
auch der mensch Gott recht erkennen vnd ihm vollkommen gehorsam leisten können
hett, das ist nach dem fahl der ersten Eltern8 außgelöscht vnd vertuncklet worden, also
b) nach Aufzählungen, bei Zitaten, zuweilen auch am Ende eines Absatzes oder Sinnabschnittes
ein Kürzel, das bei Aufzählungen oder abgebrochenen Zitaten mit »etc.« wiedergegeben wird.
c) bei einzelnen Buchstaben wie d/D, h/H, j/J u.a. ist nur mit Wahrscheinlichkeit zu sagen, ob
es sich um Minuskel oder Majuskel handelt. Vgl. Einleitung: Bemerkungen zur Edition.
2. Erstrecke.
3. Als wie sie (= die Gewalt) ... ausgeübt wird.
4. Zuzuweisen.
5. Weiter ausdehnen. 6. Knochen.
7. Nach dem Wortlaut. - Vgl. die Erklärung des 1. Gebotes im Kleinen Katechismus Luthers.
Vgl. BS, S. 507.
8. Sündenfall, Urfall; wörtlich: Fall des ersten Menschenpaares; >fahl< kann hier auch >Verfeh-
lung< heißen.
 
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