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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0023
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

offensichtlichen Mißstände des kirchlichen Lebens gutgeheißen hätte 6;
vielmehr scheint diese Gegnerschaft gegen Luther und seine Anhänger
nicht mehr und nicht weniger zu sein als das feste Bestehen auf der
(kirchlich rezipierten) augustinischen Position einer strengen Gnaden-
lehre und der unbedingten Anerkennung der Kirche als der letzt-
gültigen Autorität.

Treger teilte mit Erasmus 7 und seinen humanistischen Freunden die
Zweifel gegenüber der Berufung auf die Macht des Heiligen Geistes,
hinter der sich Schwärmerei und Subjektivismus verbergen konnte, um
die Moral und gute Ordnung zu gefährden.

Mag sein, daß bei Treger wie bei Johannes Faber, dem Konstanzer
Generalvikar, eine Romreise die konservativ-kirchliche Haltung be-
stärkt hat 8. Jedenfalls sehen wir von 1522 an den Augustinerprovinzial
im energischen Kampf gegen die evangelische Bewegung: Seinen
Klosterbruder, der so offen für Luther eingetreten war, ließ er aus
Straßburg entfernen9; in Stuttgart befürwortete er warm das Vorgehen
der örtlichen Behörden gegen Dr. Mantel, einen anderen Augustiner-
mönch, der als Bahnbrecher der Reformation hervorgetreten war 10; und
in Konstanz bot er seinen ganzen Einfluß auf, um Ambrosius Blaurer,
den nachmaligen Reformator dieser Stadt, zu verdrängen 11.

Am 12. März 1524 veröffentlichte Treger ein Büchlein, in dem er in
Form von 100 Thesen seinen Widerspruch gegen die evangelische Be-
wegung zum Ausdruck brachte und sich zugleich erbot, diese für Frei-
burg in der Schweiz ausgeschriebenen Thesen an jedem Orte, an dem
Gewähr für Sicherheit gegeben sei, (in einer öffentlichen Disputation)

6. Vgl. hierzu zum einen die hunderste von Treger Wunderreden (unten S. 171,
Z. 19—22), zum andern die Tatsache, daß Treger selbst nach seinem Weggang aus
Straßburg den dortigen Magistrat bat, gegen die in Straßburg verbliebenen Augustiner-
mönche einzuschreiten, die ein ungebührliches Leben führten (A. Baum, S. 112).

7. Vgl.J. Huizinga: Erasmus, 41958, S. 172 ff., 198 ff., 209 ff.

8. »Antwurt D. Wolffgang Fab. Capitons auf Bruder Conrads Augustiner ordens
Prouincials vermanung, so er an gemein Eidgnossenschafft jüngst geschriben hat ...
Gedruckt zu Straßburg durch Wolff Köpphel Mense Octobri. Anno 1524.« (Capito-
Bibliographie bei J. W.Baum, S. 577ff., Nr. 15. - Zur Frage von Entstehung und
Inhalt dieser Schrift vgl. unten, S. 32.) S. F4b: »Es ist warlich zu sorgen, das dich
gott verstockt habe, der [du] vor zwei Jaren in deim closter hast lassen christlich
predigen, darab selbs ein wolgefallen gehabt, mit frommen burgern davon vff christ-
lich weiß gehandelt vnd sie gefragt, wie es jnen gefallen. Aber als du wider von Rom
kommen, hastu das blatt vmbgewendt, dein prediger gen Freyburg abgefertigt vnd
sein mit fugen ledig worden.« Diese Schrift ist im weiteren zitiert als »Antwurt«.

9. Sattler: Geschichte des Herzogthums Würtenberg unter der Regierung des
Herzogen, II, 1770, Beilage Nr. 94.

10. Antwurt S. F 4 b.

11. Th. Pressel: Ambrosius Blaurers des schwäbischen Reformators Leben und
Schriften, 1861, S. 48f.; vgl. Schieß I, 1908, S. 102f.
 
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