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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
yn, vnsern einigen heylandt, gott öwiglich zu einem gnedigen gott vnd
vatter haben, der yn alles schencken wil, die sund verzichenn vnd das
öwig leben geben, so er yn doch sinen aller liebsten sun ouch in tod
ubergeben hatt, Ro. 8, [31 f.]
Wo dan sollicher gloub an Christum, vnsern heyland, vnd durch
den also ware liebe zü gott ist, volget als bald, das man sich höherß nit
flyssett 5, dan jm, dem so geliebten gott vnd vatern, in allem leben wol-
zügefallen vnd demnach dem nechsten yn aller liebe zü dienenn, wie
vnß Christus gethon hatt, lutt sines nuwen gebotts 6, jn dem, als Paulus
sagt, das gantz gsatz erfullett wurtt, Gal. 5, [14]. Dan wir gott nichts
geben noch thun mögenn; allein waß wir dem nechsten thün, wyl er
vffnemenn als ym geschehen, Math. 10, [40] vnd 25, [31 ff.]; darumb
vnser gantz leben dem nechsten muß zü dienst vnd nutz angericht sin,
wie gestalt ist gewesen gegen vnß allen das leben Christi 7.
Dise lieb gottes vnd des nechsten, die das gantz leben da hin richtet,
das man gott gefalle vnd dem nechsten nutze, bringt als bald, das sich
der mensch selb verlögnet, sine bösse lust vnd begirden b mit Castiung
vnd arbeitt des libs vnd williger tragung des vffgelegten Cruitzes cruitzi-
get vnd tödtet, ouch dem gebett vmb den gütten geist des Vatterß
stättigs anhanget, on den er dan in göttlichem leben nicht bliben möcht,
angesehen, das in vnserm fleisch nichts gützs ist, Ro. 7, [18].
Dyß ist allein das recht, Christlich, warlich, frum, heylig leben vnd
der einig ware gottes dienst, gemein allen erwellten, die dan ouch alle
in Christo einer sind, Gal. 3, [28]; waß hieran hangett 8, ist gütt vnd
gott gefällig, waß nicht, ist böß vnd gott ein gruel, wie er jm gsatz vnd
allen propheten alle neben gottes dienst, nicht nach sinem wortt fur-
genomenn, schyltet 9.
Nun so wöllen wir bewerenn 10, daß die Meß nicht allein ein neben
gottesdienst, dem waren nicht anhengig, sonder darzü jm ouch gantz
zü wider ist, vnd also züwider, das sie sollchen, ja den gantzen glouben
Christi vnd also sampt die liebe gottes vnd des nechsten mit aller jerer
heylsamer volg vmbsturtzet vnd zü nicht machett.
Zum Ersten: das sie ein neben gotts dienst sy, ist klar, die wyll von
ir alle gschrifft nichts leret, die doch alles güts leret, 2. Timot. 3, [16f.].
b) begirde B.
5. Sich befleißigt.
6. Vgl. Mt 20,28; Jo 13,12ff. 34.
7. Vgl. Bucer: »Das ym selbs niemant, sonder anderen leben soll. Und wie der
mensch dahyn kummen mög«, August 1523, Bd. 1, S. 29.
8. Was hiervon abhängt.
9. Vgl. zum Beispiel 5 Mos 5,25 (22); Jer 7,9f.
10. Beweisen.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
yn, vnsern einigen heylandt, gott öwiglich zu einem gnedigen gott vnd
vatter haben, der yn alles schencken wil, die sund verzichenn vnd das
öwig leben geben, so er yn doch sinen aller liebsten sun ouch in tod
ubergeben hatt, Ro. 8, [31 f.]
Wo dan sollicher gloub an Christum, vnsern heyland, vnd durch
den also ware liebe zü gott ist, volget als bald, das man sich höherß nit
flyssett 5, dan jm, dem so geliebten gott vnd vatern, in allem leben wol-
zügefallen vnd demnach dem nechsten yn aller liebe zü dienenn, wie
vnß Christus gethon hatt, lutt sines nuwen gebotts 6, jn dem, als Paulus
sagt, das gantz gsatz erfullett wurtt, Gal. 5, [14]. Dan wir gott nichts
geben noch thun mögenn; allein waß wir dem nechsten thün, wyl er
vffnemenn als ym geschehen, Math. 10, [40] vnd 25, [31 ff.]; darumb
vnser gantz leben dem nechsten muß zü dienst vnd nutz angericht sin,
wie gestalt ist gewesen gegen vnß allen das leben Christi 7.
Dise lieb gottes vnd des nechsten, die das gantz leben da hin richtet,
das man gott gefalle vnd dem nechsten nutze, bringt als bald, das sich
der mensch selb verlögnet, sine bösse lust vnd begirden b mit Castiung
vnd arbeitt des libs vnd williger tragung des vffgelegten Cruitzes cruitzi-
get vnd tödtet, ouch dem gebett vmb den gütten geist des Vatterß
stättigs anhanget, on den er dan in göttlichem leben nicht bliben möcht,
angesehen, das in vnserm fleisch nichts gützs ist, Ro. 7, [18].
Dyß ist allein das recht, Christlich, warlich, frum, heylig leben vnd
der einig ware gottes dienst, gemein allen erwellten, die dan ouch alle
in Christo einer sind, Gal. 3, [28]; waß hieran hangett 8, ist gütt vnd
gott gefällig, waß nicht, ist böß vnd gott ein gruel, wie er jm gsatz vnd
allen propheten alle neben gottes dienst, nicht nach sinem wortt fur-
genomenn, schyltet 9.
Nun so wöllen wir bewerenn 10, daß die Meß nicht allein ein neben
gottesdienst, dem waren nicht anhengig, sonder darzü jm ouch gantz
zü wider ist, vnd also züwider, das sie sollchen, ja den gantzen glouben
Christi vnd also sampt die liebe gottes vnd des nechsten mit aller jerer
heylsamer volg vmbsturtzet vnd zü nicht machett.
Zum Ersten: das sie ein neben gotts dienst sy, ist klar, die wyll von
ir alle gschrifft nichts leret, die doch alles güts leret, 2. Timot. 3, [16f.].
b) begirde B.
5. Sich befleißigt.
6. Vgl. Mt 20,28; Jo 13,12ff. 34.
7. Vgl. Bucer: »Das ym selbs niemant, sonder anderen leben soll. Und wie der
mensch dahyn kummen mög«, August 1523, Bd. 1, S. 29.
8. Was hiervon abhängt.
9. Vgl. zum Beispiel 5 Mos 5,25 (22); Jer 7,9f.
10. Beweisen.