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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 3): Confessio Tetrapolitana und die Schriften des Jahres 1531 — Gütersloh, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.29140#0406
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402

CONFESSIO TETRAPOLITANA

Blieb diese Schrift auch unmittelbar ohne Erfolg, so unterstützte sie
doch das Bestreben Philipps von Hessen, zwischen den streitenden
Parteien zu einer mündlichen Verhandlung zu kommen 2 ’. Die theo-
logischen Fragen hatten begonnen, mehr und mehr an politischer Be-
deutung zu gewinnen, als der Landgraf seit dem ersten Speyerer Reichs-
tag die Notwendigkeit eines Bündnisses der evangelischen Fürsten mit
den Oberdeutschen erkannt hatte. Nach zweijährigem vergeblichen
Bemühen gelang es Phiiipp im Frühjahr 1529 endlich, unter dem Ein-
druck des zweiten Speyerer Abschieds die Zustimmung der Witten-
berger, Schweizer und Straßburgs für ein Zusammentreffen in Marburg
zu bekommen. Bei diesem Religionsgespräch vom 1. bis 3. Oktober
selbst traten die Straßburger Theologen, Bucer und Kaspar Hedio,
kaum in ErscheinungJ 0 ; lediglich am Nachmittag des letzten ofhziellen
Verhandlungstages gestattete man Bucer auf Antrag Jakob Sturms, eine
Rechenschaft des Straßburger Glaubens abzulegen, der zu Beginn des
Gesprächs von Luther kritisiert worden war? 1 . Dann aber, während der
folgenden zu den »Marburger Artikeln« hinführenden Verhandlungen,
traten sie stärker hervor? 2 . Bucer bewegte sich in einzelnen Gesprächen
zwischen den Gegnern, »den Weg beschreitend, den er dann so oft ging,
als Makler und Mittelsmann zwischen den Parteien«??. Im Kreise der
Wittenberger gestand er schließlich die leibliche Gegenwart Christi im
Brot zu bis an die Grenze der manducatio impiorum, war aber dabei der
erhofften Union wegen offensichtlich weiter gegangen, als er es mit
eigener Überzeugung vertreten konnte: zu den Seinen zurückgekehrt,
trat er von diesem Zugeständnis wieder zurück? 4 . Es ist nicht verwun
derlich, daß man in solch weitgehender Vermittlungsbereitschaft Bucers
Überzeugungsschwäche sah, ein Vorwurf, gegen den er sich in der
Rückschau noch ein Jahr später heftig wandte^*; hier wie auch sonst ging
es Bucer mehr um die Einheit als um einen Streit mit Worten.
Inzwischen waren auch die Arbeiten an dem geplanten politischen

29. Vgl. v. Schubert: Bekenntnisbildung, S. 1-20.
30. Vgl. W. Köhler: Das Marburger Religionsgespräch 1529, Versuch einer Rekon-
struktion, SVRG 148, 1929, S. 7-38, 39-131.
31. Vgl. Köhler, Religionsgespräch, S. 37b, 127-130. Die Apologie B.s ist nicht
erhalten; aus den Protokollen ersieht man nur, daß er über Trinität, Christologie,
Rechtfertigung und Taufe sprach.
32. Vgl. Köhler: Religionsgespräch, S. 138-140; v. Schubert, a.a.O. S. 98f.
33. v. Schubert, a.a.O. S. 98.
34. Vgl. Köhler: Religionsgespräch, S. 139; v. Schubert, a.a.O. S. 98.
35. In seiner den »Enarrationes perpetvae in sacra qvatvor evangelia ...« (Bibl. 28)
vorgestellten »Epistola ... nvncvpatoria ad Academiam Marpurgensem de seruanda
unitate Ecclesiae, in qua excutiuntur et articuli conuentus Marpurgi Hessorum cele-
brati«, 1530, Bl. A 8 a. Eine deutsche Übersetzung dieses Briefes erscheint irrtümlich
selbständig als Bibl. 26.
 
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