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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0204
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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533

gegen dem Nachtmal Christi verfüret, so ir nun also vil durch das
Bäpstlich gesind außgossen seind, das worlich das heilsamest were, wo
man das Evangelion anfieng zu predigen, die leüt ein zeyt lang gar, wo
es mit fug sein möchte, darvon abwendte, bis sye des ein rechten brauch
durchs wort erlerneten.
... Wer weiter von uns begeret, nemlich das wirs nit dann mit gantzer
gemein halten solten und dabey den Christlichen bann üben gegen denen,
so ergerlich lebten, der bitte gott, das er uns in dem und anderm fürt
helffe und volkumen mache ...«76
Bucer hat dann im Jahre 1526 in Straßburg den Gedanken der Abend-
mahlszucht einschließlich einer Bannpraxis in einem großen Gutachten
dem Straßburger Rat nahezubringen versucht77. Freilich hat der Straß-
burger Rat solche Pläne konstant abgelehnt: Sowohl die Verwirk-
lichung einer innergemeindlichen Kirchenzucht als auch die Übernahme der
Banngewalt durch politische Instanzen.
Die Vorschläge, die Oekolampad in Basel in seiner wohl am 8. Juni
1530 vor dem Basler Rat gehaltenen Rede zur Frage innergemeindlicher
Zucht vorgetragen hat, haben Bucer in eine neue Richtung gewiesen78.
In dieser Rede hatte Oekolampad die Ausübung der Kirchenzucht in die
Hände neu zu berufender Laienpresbyter gelegt wissen wollen. Oeko-
lampad hatte damit die Kirchengemeinde auf Grund einer innergemeind-
lichen Zuchtpraxis »als selbständiges kirchenrechtliches Organ neben
der bürgerlichen Gemeinde konstituiert«, wie Walther Köhler zutreffend
bemerkt hat79. Bucer haben diese Pläne - für die er in Straßburg nicht
die Zustimmung des Rates erhalten konnte - lebhaft interessiert, und bei
seinem Besuch in Basel im Oktober 1530 hat Bucer mit Oekolampad
auch diese Frage durchsprechen können80.
Wenn diese theoretischen Lösungsversuche einer innergemeindlichen
Zuchtpraxis in Basel selbst nur zum Teil durch die Basler Kirchen-
ordnung von 1529 Realität wurden, durch die Konstanzer Zuchtordnung
von 1531 ebenfalls nicht und auch nicht durch die Memminger Verhand-
lungen im Februar 1531 (wo der an der Teilnahme verhinderte Bucer
76. Vgl. »Grund und Ursach«, uns.Ausg.Bd. 1, S.245, Z. 5-24.
77. Vgl. E.-W.Kohls: Ein Abschnitt aus Martin Bucers Entwurf, a.a.O. S.191.
78. Vgl. den Abdruck bei Staehelin, Briefe II, Nr.750, S.448ff., und E.Staehelin
S. 511.
Vgl. auch insgesamt E -W.Kohls: Ein Abschnitt aus Martin Bucers Entwurf, a.a.O.
S.192f., und ders.: Evangelische Bewegung und Kirchenordnung, a.a.O. S.119.
79. W.Köhler: Zürcher Ehegericht und Genfer Konsistorium, Bd.I, a.a.O. S.284.
Vgl. dazu auch W. Maurer: Gemeindezucht, Gemeindeamt, Konfirmation, a.a.O.
S.34ff.
80. Vgl. E.-W.Kohls: Ein Abschnitt aus Martin Bucers Entwurf, a.a.O. S. 193.
Aufschlußreich ist B.s Brief über jene Gespräche mit Oekolampad an Zwingli vom
19.Oktober 1530, vgl.ebd. und den Abdruck im CR Zw 11,Nr. 1118.
 
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