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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0208
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

wiewol, wie meer gesagt, das sy gantze heüser geteüffet haben, damit zu zeügen
das, das der Herr ir und der iren Gott sein wölte; ist uns kein zweyffel, sy haben
die kinder auch geteüffet, als wol sy Abraham und andere alten heyligen uff dise
zusag beschnitten hatt.
Von dem brauch der elteren kirchen des Tauffs halb.
Cap. XVI.
Das fierde, so Ewere Prediger zum grundt irer meinung fürwerffen, befrembdet
uns seer: Si schreyben, die alte kirchen, wie die alten leerer und ettliche Concilia
bezeügen, haben allein Catechumenos, das ist in den hauptstucken Christlicher
lere |r1a| wol underrichtet, getauffet407. Nun bekennen408 sy doch und müssens
ja bekennen, das Origenes schreibt uber das 6.capitel ad Rom[anos]409, die kirch
habe den brauch, die kinder zu teüffen, von Apostolen entpfangen. Welches der
heylig Augustinus auch schreibt de gen[esi] ad litera[m] lib[er] 10 [23]410. Item
libro contra Donatistas 4. cap.23411 und bey allen alten findet man, das die aller-
ältisten kirchen haben kinder geteüffet. Zwar Ewere Prediger werden auch wissen,
was der Martyr Cyprianus davon schreybt lib [er] 3. epistola octava412. Nun haben
wir nit eltere leerer, dann Origenes sey, der geleeret hat, als man nach Christi
geburt gezelet hatt ccxxxv. Cyprianus hat gelert, als man zalet ccl, Augustinus ist c
jar junger413. Was darff es aber red, lieber Gott? Aller alten leerer bücher zeügens,
das man in der ersten kirchen nit allein die kinder geteüffet hatt und seyther allweg,
sonder das solichs die kirch schuldig sey zu thun und es von Apostolen entpfangen
habe. Der heylig Augustinus treybet die Pelagianer, so die erbsünd verneyneten,
nur hefftig mit disem argument: Ist kein erbsünd, warumb teüffet man dann die
kinder? Wo do je yn einiger kirchen der kindertauff nit gewesen were, wie leycht
hetten sy zu antwurten gehebt, man solte die kinder nit teüffen? Dan diß zwar
aller Rottischen zencker art ist, was ynen ire irthumb in einigen weg414 ferben
mag, das nemen sy als an, es reyme sich oder nit. Do ware aber das bey allen
kirchen on allen zweyfel, von Apostolen were das also geordnet, das man die
kinder teüffen sölte, darumb müsten sy eyn andere außred suchen, sagten: Man
teüffete die Kinder nit umb der erbsünd willen, das sy deren gereiniget würden,
sonder das sy in Christo newgeporen würden, lib [er] I de peccatorum meritis et
remissione ac de baptismo parvulorum, cap.xviii415. Davon hatt diser leerer auch
anderswo eben fil, wo er wider die Pelagianer handlet. Der almächtig Gott |r 1 b |,

407. Vgl.SMTG I, S. 134-135.
408. Kennen.
409. MSG14, Sp. 1040.
410. CSEL,28,1, S.327, Z. 1-6.
411. De baptismo contra Donatistas; CSEL 51, S.258.
412. Ep.63,8. CSEL 3,2, S.707, Z.6-8.
413. Origenes (185-254); Cyprian (ca.210-258); Augustin (353-430).
414. In einigen weg: auf irgend eine Weise.
415. CSEL 60,8,1, S.22, Z.23-24.
 
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