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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0209
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

205

unser hymlischer vatter, wölle euch und Ewere Prediger, lieben Herren, freünd
und brüder, davor behüten, das ir in gottes sachen nymer anders dann mit forcht
und zittern und in aller warheyt faren und handlen!
Das ist wol war, allweg hatt man die alten auch geteüffet, dann der zeit die welt
5 nach vol Heyden ware, auß denen täglich bekeret würden und zur kirchen komen.
Dozu haben auch fil auß liederlicheit und schew ab der strenge, so dozumal in der
kirchen gehalten warde, an inen selb und iren kinderen mit dem tauff verzogen,
welches aber den lieben Heyligen Bischöffen ser leyd ware, haben fil und hefftig
dawider geprediget, dann sy betrachteten, das der Herr verzeyhung der sünden
10 und die widergeburt allein seiner kirchen verheyssen und die mit dem Sacrament
des Tauffs darzureichen verordnet hatt und daher haben sy schlecht die alle als
der erlösung Christi beraubet erkennet, welche ongeteüffet gstorben sind, Kind
oder Alte. Dovon Augustinus gar fil schreibt, Cyprianus zeyget in vor anzogner
Epistel an, das er diß auch gehalten hatt. Wir wöllen aber diß dem Herren befolhen
15 haben, der auß seiner grundlosen barmhertzigkeit solchen kindlin, die er losset
ungeteüffet sterben, auch wol helffen kan on den dienst der kirchen, wo man nur
seinen heyligen Tauff nit verachtet.
416Noch dieweil des Herren wort also stoht: Wen ir werden lösen, wem ir
werdt die sünd verzeyhen, der würdt loß und dem werden die sünden verzigen
20 sein, solle warlich nieman gedencken, das die kirch und heylige Sacramenten ver-
achten, anders möge bringen dan das gewisse verderben. Der Herr weyst unseren
angebornen stoltz wol, weist, wie wir uns so nöt417 eynander underwerffen und
recht vereinigen in zucht und straff auß seinem wort zu unser selb heyl ergeben:
Darumb hatt er uns die säligkeit hieran gebunden und frey gesagt, es müsse im
25 ge-| r 2 a | bunden sein, was wir hie binden, deren sunden müssen bey im behalten
sein, die wir hie behalten. Wol alles nach seinem wort und willen, nit der men-
schen, noch muß dise ordenung gehalten sein.
Ewere Prediger haben hie notiret den Tertulianum418, Basilium419, Hilarium420,
etliche Concilia421, als ob die soliche ire meinung hetten, das die alte kirchen allein
30 die Catechumenos geteüffet haben, welchs sy doch ir laben lang weder bey disen
noch eynigen alten leerer je gelesen haben. Wir wöllen sy nit verdencken422, das
sy die einfalt bey euch mit solchen grossen namen blenden wöllen, förchten aber
doch, das sy im streyt diser sachen zuvil erhitziget seyen und meer suchen, wie sy
ir gefassete meinung vertätigen, den das sy bedechten, wie war und gerad seyen
35 die reden und anzug423, so sy fürgeben. Doher komet dann, was sy finden vom
416. Wie die gemeinsame der kirchen vonnöten. [Marg.].
417. Ungern.
418. De paenitentia 6,16ff; CChr ser.lat. I, S. 331.
419. De baptismo; MSG 21, Sp. 1514ff.
420. Liber 2 ad Constantium 6-7; CSEL 65, S. 201-202; De Trinitate 2; MSL 10, Sp. 50D.
421. Die Marginalien in Rothmanns >Antwort< weisen auf die Konzilsbestimmungen von
Laodicea (343) und Braga (572) hin. Ferner wird eine Hrabanus-Stelle erwähnt. Vgl. SMTG I,
S.134-135 und Decr.Grat., De Cons. D.IV.c.54.55.58.
422. Übersetzung: Wir wollen ihnen nicht unterstellen.
423. Gemeint sind die angezogenen Textstellen.
 
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