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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0207
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

203

Ja, so wir wölten mit dem Tauff harren405, thäten wir stracks wider das fürbild
und exempel Christi, und das in zweyerley weg: Erstlich, so der Herr das anfengk-
lich bundtzeichen, das zu der zeit von Gott verordenet ware, in seiner kindtheit
entpfangen hatt, nemlich die beschneydung, entpfiengen wir un-|q4a|ser an-
fencklich bundtzeichen nit, nemlich den Tauff. Zum anderen: Sobald der Herr
den newen bundt der gnaden eingehn wolte, hat er dasselbige anfengklich Sacra-
ment entpfangen und in dem sich bewysen, als der alle gerechtigkeit erfüllen
wolte. Wo nun wir unsern kinderen den Tauff nit mitteyleten, die doch der Herr
in seinen newen bundt angenommen, liessen wir je das anfengklich Sacrament des
newen bundts mit der gemeinschafft des bundts nit gohn, wie das Christus an ym
selb bewisen. Also findt sich auch, dis exempel des Herren, so wir das recht an-
sehen und warnemen, wieweyt wir des Herren thun nachthun söllen, nit allein nit
für ewer prediger meinung seyn, sonder deren stracks entgegen und zuwider, wie
die vorigen sprüch auch. Dan schlecht, was war, mit der warheit allweg zustym-
men muß406.
Ewere Prediger haben aber diß orts, als uns duncket, selbs wol vermercket, das
schlecht exempel fürwerffen, auch unsers Herren Jesu, nit schleüsset, wo man nit
daneben leere hatt, das wir ettwas für exempel halten und im nachthun söllen,
dann die berieffung nit gleich seind, und ist offt Gott an einem und zu seiner zeit
gefellig, das im an einem anderen und zu anderer zeit nit gefellet. Bringen also
wider herfür, der Herr habe niergen befolhen, andere, den die geleert sein, zu
tauffen, welchs aber nit ist und auß keiner schrifft nymermer mage erwysen wer-
den. Er hat den Tauff befolhen allen völckeren mitzuteylen, die der widergepurt
und seiner erlösung teylhafft von uns söllen erkennet werden. Dann er den Tauff
ein Sacrament der widergepurt selb heysset, Joannis tertio [3]. Do ist dann nun die
gantze schrifft und sein selb des Herren gepot und exempel am tag, das die kinder,
so man ym zubringe, ins hymelreich gehören und der widergepurt teyl-| q4 b |
halft sein, dann er auch ir Gott und heyland sein wille. Vom befelch zu end Matth.,
Marci ist vor gesagt, das der meer nit in sich hatt, dan das das Evangeli und Tauff
den Heyden auch sölle mitteylet werden, und das, nachdem es Gott vor zugesagt
und es er selb, Christus, mit wort und exempel geleeret hatt. Auß disem folget
nun, dieweil der Herr selb geleeret, das den kinderen sein sägen auch gehöre, das
man inen denselbigen mit seinem Sacrament, dem Tauff, auch mitteylen solle.
Weitter sagen sy, die Apostel haben auch nie geteüfft, dann die das wort ge-
höret und geglaubet haben, notieren dazu die ort Acto. 2,8,10,16,18,19, an we-
lihen orten man wol lyset, das die Apostel bekennenden geteüffet haben, niergent
aber, das sy die allein und keine anderen geteüffet haben, es mag auch sölichs
weder auß den notierten orten oder einigen anderen orten aller schrifft ymermeer
geschlossen werden, das sy keine kinder geteüffet haben. Lucas wolte, wie vor ge-
sagt, melden, wie das Evangeli allenthalben ist angenommen worden, dazu ware
genug, deren tauff zu melden, die das Evangeli gehöret und dan angenomen haben,
405. Zuwarten.
406. »Denn, mit einem Wort, was wahr ist, das muß mit der Wahrheit völlig übereinstimmen.«
 
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