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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0341
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

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wolt haben, sonder sind doran vernüget gewesen606, das sie platz hatten bey den
bischöffen Italie und anderen in den neheren nationen, deren sachen bequemlich
für sie kommen, und mit denen sie fruchtbar handlen möchten, christliche ler,
vermanung und zucht zu üben. Wo dann für viele by anderen auch by den für-
nemisten patriarchen, das besserung dörffte607, thetten sie, als ein jeder getrüwer
diener Christi zu thun schuldig ist, ermaneten und berichteten608 zu allem dem,
das zu uffbauwung des reichs Christi dienen möchte, aber on alles herschen und
gwaltsame, deren sich die bäpst hernaher angemasset haben. Zwar609, der be-
dencken wolte, wann610 dis bäpstlich regiment und was |L4b | massen611 es ein-
gerissen ist, solte sich warlich eben hoch drab612 entsetzen. Dann als sich Johan-
nes, Bischoff zu Constantinopel, des wir vor gedacht, hat anfangen, ein »gemeinen
bischoff der welt« zu schreyben und im das der Keyser Mauritius nit geweret, wie
das der Heylig Gregorius an in vilfeltig begeret, hat der Keyser Phocas, des
Keysers Mauritii nachkommen, auff ansuchen Bonifacii, des dritten Papstsj nach
dem Gregorio, erst erkennet613, das der Bapst zu Rom solte der öbrist Bischoff in
der welt sein, und ist aber dasselbig der ursach beschehen614: Diser Phocas war
im heer des Keysers Mauricii ein Centurio, das ist, ein gemeiner hauptmann über
hundert kriegßknecht, und als sich ein uffrur im heer auß mangel der besoldung
erhaben615, warde er vom kriegsvolck erstlich zum obristen, darnach zu eim
Keyser uffgeworffen, daher er auch so bald seinen Herren, den Keyser Mauricium,
sampt seinen kinderen und ander freündtschafft erwürgete und für in regieret. Als
im aber hoch dran gelegen ware, das man in auch zu Rom und Italia für ein Keyser
annemme, der mit sollichem verräterischen mordt seins Herren und Keysers zum
Keyserthumb kommen ware, und an dem Bapst yetzund von wegen der jämer-
lichen zerstörung, so Rom und Italia über die fünffunddryssig jar erlitten hat, gar
vil gelegen ware, als der bey den Römern vil vermöchte, hat er sich damit zu
kauffen wöllen, das er den Römischen Bischoff, den öbristen in der welt zu sein,
fürderlich erkennet616. Dann als er zu end des lebens Gregoriik war Keyser wor-
den, hat er gleich im anderen jar dise erkantnus lassen im gantzen reich außgohn,
das ist, als Bonifacius Bapst ware, der uff den Sabinianum, den nechsten nach-
kommen Gregorii, der auch nur 1 Jar 5 Monat und 9 tag das Bapstumb geregieret

j) Aapsts. - k) Gzegorii.
606. Haben sich damit begnügt.
607. Das der Besserung bedurfte.
608. Halfen, wiesen.
609. Wahrlich.
610. Woher.
611. Wie weit.
612. Darob.
613. Anerkannt.
614. Aus dem Grunde geschehen. Vgl. zum folgenden G. Ostrogorsky: Geschichte des byzanti-
nischen Staates. 3.Aufl. München 1963. S.70f.
615. Erhoben hatte.
616. Schleunigst anerkannte.
 
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