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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0342
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338 IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
hat, Bapst worden ist617. Es ist auch Phocas sunst ein untüchtiger, geitziger, ver-
hurter Keyser gewe-| M 1 a | sen, dem Mauricio gar ungleich, welcher ein gots-
förchtiger, theurer Keyser ware, hat auch grosse thaten gethon und treffenliche
sig erlanget, allein das er zuletst auch des geitzs gescholten wirdt, das er das
kriegsvolck in Italia nit besoldet und doch das volck allethalb hoch beschweret618.
Wann man aber ansehen will etliche des Heyligen Gregorii epistolen an sein, des
Keysers, gemahel Constantiam, findet man, das dis der Landtvögt schuld gewesen
ist619, doch hat er vor seinem end ernstlich bus gethon und sich gantz christlich
gehalten, so620 der Phocas, wie er gotlos gelebt, also auch gotlos gestorben ist,
erschlagen von Heracleone, Heraclio und Prisco621. Also hat im Got gemessen mit
der mas, wie er seinem Herren Mauricio gemessen hat622.
Gotp.: Ja, und dis meldest du mir also, das ich solle gedencken, dieweil so ein
heyloser, nichtiger Keyser dem Bapst die würde, das er der obrist bischoff in der
welt sein solle, geben habe, und habe sie im geben, sein verräterisch, mörderisch
Keyserthumb dadurch zu bestetigen, es seye auß dem teuffel geschehen, nemlich
so, das der fromm Keyser Mauricius, der doch den h. Gregorium sunst lieb und
werd hat, nit gethon hat, und es auch der h. Gregorius nit begeret, der dann allein
batte623, das man dem zu Constantinopel sollichen namen nit gestatten wolte.
Goth.: Ich zeyge dir die warheyt an, so624 zeugen auch leider die frucht diser
Oberkeyt, die inen625 die bäpst uber alle kirchen zumessen, uber das626 die alten,
heyligen bäpst gethon, das in disem handel der h. geyst sich nit vil hat mercken
lassen. Wie, wann ich dir dis auch zu bedencken gebe, das, wie under dem Phoca
der Bapst zu disem tittel kommen, also gleich under seinen nachkommen sich der
Mahumet, der so grausame zerstörer der christenheyt, erhebt hat, und also mit
dem Römischen Reich unsere heylige Religion von tag zu tag immer mehr und
mehr abgenommen hat, bede, in Orient |M 1 b| und occident627?

617. Phocas bemächtigte sich 602 des Kaiserthrones, Gregor I. starb 604. Sein Nachfolger
Sabinian hatte den Papstthron in den Jahren 604-606 inne, und Bonifaz III. war nach ihm nur
kurze Zeit im Jahre 607 Papst. Der kaiserliche Erlaß, daß Rom als das Haupt der ganzen Kirche
zu betrachten sei, erging also in diesem Jahre; vgl. G. Ostrogorsky, Geschichte, S.71.
618. Beschwert, belastet.
619. In Epistolarum liber 3. Epist. 41 ad Constantinam Augustam, berichtet er von den Will-
kürakten eines gewissen Stephanus, des für die Einziehung und Verwaltung der öffentlichen
Gelder verantwortlichen chartularius marinarum partium auf Sizilien; MSL 77, Sp.768f.
620. Dagegen.
621. Vgl. G. Ostrogorsky, Geschichte, S.72. Heraclius bestieg als Nachfolger des von ihm ge-
stürzten Phocas den Thron; die beiden anderen Namen werden in diesem Zusammenhang weder
im Chronicon paschale (Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae (= CSHB) 4,I, S. 699-701)
noch in der Chronographia des Theophanes erwähnt; CSHB 46, S. 549.461.
622. Vgl.Mt 7,2.
623. Bat.
624. Ebenso.
625. Sich.
626. Über das hinaus, was.
627. Vgl. Anm. 21.

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