DIALOGI
65
doch nymmer kommen solten. Du lerest sy lang nit, wie sy sich im zutrincken 92 und
spylen halten sollen, dann du ungern woltest, das sy mit sollichen hendlen sich ymmer
bekümmerten.
93 Ich frag dich, mein Sinnprecht: Magst du auch gedencken, das der hailig gaist
5 underrichte, wie man ettwas halten solle, da dasselbig nit zur besserung der gotsälig-
kait und indem zun ehren Gottes diene? Sinnp: Was der hailig gaist leret und gebeütet,
wer wolte sagen, das solches nit dienet zun ehren Gottes und fürderung der gotsälig-
kait. Frid: Lieber, gib richtig antwort! Ich frage nit, ob das, das der hailig gaist leret,
zur gotsäligkait diene, sonder wenn er etwar 94 von allain leret, wie man es halten solle
10 und schon nit außtrucket, das mans halten solle, ob du auch gedencken kündest, das
sollichs nit solte allweg zü besserung der gotsäligkait fürderen. Als der Herr selb hat
das hailig Abentmal gehalten und uns wie wirs halten sollen befolhen, und durch
seinen hailigen Apostel Paulum bericht er uns, wie wir zusamenkommen, gebett, lere
und ermanung üben sollen. Wilt du nun sagen, wenn wir der leer deß Herren in dem
1; nachkommen und halten dise ding also, wie er sy uns fürschreybet, das wir dardurch
nit zur gottsäligkait gebesseret werden und Gott gefelligen dienst beweysen?
| [C 4 a] i Sinnp: Wenn man dise ding halten will, warumb solte man sy nit halten,
wie es der Herr befolhen hatt? Frid: Ey, mein Sinnprecht, Ich frag aber: wenn mans
also haltet, ob es auch Gott gedienet, ob es auch zur besserung gotsäligs lebens fürdere?
20 Sinnp: Man kan aber dennocht auch on das zusamenkommen und die eüsseren übun-
gen Gott dienen und gefallen. Im glauben und der liebe steht der recht Gottesdienst.
Hart: Gelt, du findest die leüt.
Frid: Lieber, halt doch du still! Mein Sinnprecht, damit wir die zeyt nit vergebens
verzeren, gib doch schlechte 95 antwort, fürcht dir nit vor der warhait. Der Herr hat das
25 hailig Abentmal selb angefangen und haissen im zü gedächtnuß halten; die hailigen
Apostolen habens embsig in iren versamlungen also gehalten und den Kirchen zu
halten verordnet; darbey seind alle Kirchen von der Apostel zeyten her bliben. Also
haltet es sich auch mitt den gemainden und versamlungen zur leer, ermanung und
gebett. Der hailig Paulus schreibt: ich hahs vom Herren empfangen, das ich euch gegeben
30 habe^-, der Herr sagt: thünd mir das zü gedächtnuß 97 ; und aber ainmal Paulus: Denn ain
brot ists, so seind wir vil ain leib, dieweil wir alle ains brots tailhaftig seind^. Mercke, mein
Sinnprecht, er sagt: dieweil wir alle — alle, sagt er — ains brots tailhafft seind. Der Apostel
hatt die gleubigen Corinther in disem handel also geleret, das sy alle deß tisch Christi
gemainschaft empfiengen, wie sy alle begerten Christen zu sein. Nun der versamlung
35 halb zum gebett, zur leer und ermanung lisestu so herrliche züsagungen deß Herren,
auch ernstlichen fleiß und begird zü denselbigen aller hailigen altes und newen Testa-
ments. Da frag ich dich nun und bitt dich umb deß Herren willen: sag doch frey herauß,
92. Trinkgelage; vgl. BDS 17, S. 230 — 232.
93. Wavon der hail. gayst ettwas leret, dasselbig dienet alweg ^ur gottseligkait. [Marg.].
94. Irgend jemanden (Pronomen).
9 5. Aufrichtige, schlichte.
96. 1 Kor 11,23.
97. Lk 22,19 un d 1 Kor 11,24.
98. 1 Kor 10,17.
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doch nymmer kommen solten. Du lerest sy lang nit, wie sy sich im zutrincken 92 und
spylen halten sollen, dann du ungern woltest, das sy mit sollichen hendlen sich ymmer
bekümmerten.
93 Ich frag dich, mein Sinnprecht: Magst du auch gedencken, das der hailig gaist
5 underrichte, wie man ettwas halten solle, da dasselbig nit zur besserung der gotsälig-
kait und indem zun ehren Gottes diene? Sinnp: Was der hailig gaist leret und gebeütet,
wer wolte sagen, das solches nit dienet zun ehren Gottes und fürderung der gotsälig-
kait. Frid: Lieber, gib richtig antwort! Ich frage nit, ob das, das der hailig gaist leret,
zur gotsäligkait diene, sonder wenn er etwar 94 von allain leret, wie man es halten solle
10 und schon nit außtrucket, das mans halten solle, ob du auch gedencken kündest, das
sollichs nit solte allweg zü besserung der gotsäligkait fürderen. Als der Herr selb hat
das hailig Abentmal gehalten und uns wie wirs halten sollen befolhen, und durch
seinen hailigen Apostel Paulum bericht er uns, wie wir zusamenkommen, gebett, lere
und ermanung üben sollen. Wilt du nun sagen, wenn wir der leer deß Herren in dem
1; nachkommen und halten dise ding also, wie er sy uns fürschreybet, das wir dardurch
nit zur gottsäligkait gebesseret werden und Gott gefelligen dienst beweysen?
| [C 4 a] i Sinnp: Wenn man dise ding halten will, warumb solte man sy nit halten,
wie es der Herr befolhen hatt? Frid: Ey, mein Sinnprecht, Ich frag aber: wenn mans
also haltet, ob es auch Gott gedienet, ob es auch zur besserung gotsäligs lebens fürdere?
20 Sinnp: Man kan aber dennocht auch on das zusamenkommen und die eüsseren übun-
gen Gott dienen und gefallen. Im glauben und der liebe steht der recht Gottesdienst.
Hart: Gelt, du findest die leüt.
Frid: Lieber, halt doch du still! Mein Sinnprecht, damit wir die zeyt nit vergebens
verzeren, gib doch schlechte 95 antwort, fürcht dir nit vor der warhait. Der Herr hat das
25 hailig Abentmal selb angefangen und haissen im zü gedächtnuß halten; die hailigen
Apostolen habens embsig in iren versamlungen also gehalten und den Kirchen zu
halten verordnet; darbey seind alle Kirchen von der Apostel zeyten her bliben. Also
haltet es sich auch mitt den gemainden und versamlungen zur leer, ermanung und
gebett. Der hailig Paulus schreibt: ich hahs vom Herren empfangen, das ich euch gegeben
30 habe^-, der Herr sagt: thünd mir das zü gedächtnuß 97 ; und aber ainmal Paulus: Denn ain
brot ists, so seind wir vil ain leib, dieweil wir alle ains brots tailhaftig seind^. Mercke, mein
Sinnprecht, er sagt: dieweil wir alle — alle, sagt er — ains brots tailhafft seind. Der Apostel
hatt die gleubigen Corinther in disem handel also geleret, das sy alle deß tisch Christi
gemainschaft empfiengen, wie sy alle begerten Christen zu sein. Nun der versamlung
35 halb zum gebett, zur leer und ermanung lisestu so herrliche züsagungen deß Herren,
auch ernstlichen fleiß und begird zü denselbigen aller hailigen altes und newen Testa-
ments. Da frag ich dich nun und bitt dich umb deß Herren willen: sag doch frey herauß,
92. Trinkgelage; vgl. BDS 17, S. 230 — 232.
93. Wavon der hail. gayst ettwas leret, dasselbig dienet alweg ^ur gottseligkait. [Marg.].
94. Irgend jemanden (Pronomen).
9 5. Aufrichtige, schlichte.
96. 1 Kor 11,23.
97. Lk 22,19 un d 1 Kor 11,24.
98. 1 Kor 10,17.