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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0068
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

stels beschaid einfältig nach warhafftigem sinn und verstand und nit disputierisch, Ich
darf nit sagen zänckisch, nach dem büchstaben richten und annemen woltest. Sinnp:
Eya, wenn man euch in ewere newe menschengebott nit gleich gehellet85, so haissets
euch gezancket. Frid: Der Herr wolle uns vor allen menschengebotten, die sein gebott
nit seind, bewaren! Du solt richter sein, was du nit selb erkennest von Got gebotten 5
sein, soltu mir zülieb nit annemen. Wir wollen im handel furtfaren. Ich glaub, du
gebest dem hailigen Apostel die ehr, das du gern verjehest86, was er gehayssen, das er
solchs auß dem gaist Christi gehaissen habe.
Sinnp: Man müß aber dennocht sehen, wie und wenn ers gehaissen hatt. Hart: Du
sihest nun wol, lieber Fridlieb, wa dise gesellen mit irem disputieren und klüglen 10
hinkommen. Frid: Lieber, biß du züfriden, wir wollen noch feyn überainkommen. Die
liebe versicht sich ymmer des besseren, glaubet und hoffet alles87. Sinnp: Hinwerffen
und bochen88. Frid: Ach, meine brüder, lassents doch güt sein, gedencket doch an die
erinnerung, wie man Christlich disputieren solle, die wir haben lassen fürgehn. Sinn-
precht, du hast recht geredt, man soll ja sehen, wie und wenn der Apostel gebiete; wir 15
wollens in diser sachen auch thün. Nun aber, als der hailig Apostel will den mißbrauch,
der zü Corintho am gebet und hailigen Abentmal Christi eingerissen ware, abtreyben,
fahet er also an: Ich lobe euch, lieben bruder, da^ ir alles da^, so ich euch fürgeben, in gedachtnuß
habent und haltet mein ordnungen, 7rocpa.§6as:i<;, die ich euch fürgeben habe89. Und im selbigen
capitel schreibet er vom h. Abentmal: 1vie ichs vom Herren empfangen habe, also hab ichs euch 20
dargeben^.
Sinnprecht: Diß alles gestand ich gern, was habt ir aber in disen orten weyters, dann
so man zusamenkommen, betten, das hailig Abentmal halten, mit sprachen reden,
weyssagen, Psalmen singen und dergleichen thün will, das man im dann thü, wie ers
fürgeschriben? Noch ist alß kain gebott da, das man diß ding thün müsse: zusamenkom- 2;
men, gemaine gebett halten, Sacrament empfahen und anders, so gemeldet, üben. Frid:
Ach, mein Sinnprecht, der Herr gebe | [C 3 b] | uns, in allain zu süchen und in warer
ainfalt. Du gestäst, das wir gebott deß Herren haben von der hailigen versamlung,
übung der leer, der ermanung, gebets und Sacramenten, wie wir uns in und zü solchen
dingen halten sollen, aber nit, das wir sy halten müssen. So frage ich dich, lieber Sinn- 30
precht, ists auch zü gedencken, das uns der Herr gebott gebe von solchen übungen, wie
wir sy halten sollen und frage aber nichts darnach, ob wir sy halten oder nit?
Sinnp: Ich lere auch meine kind, wie sy sich, so sy etwan zü gast und auf die Hoch-
zeyt gebetten werden, halten sollen. Gebeüt inen darumb nit, das sy auf die oder auf
jhene zeit zü gast oder hochzeyten gangen. Frid: Wann aber dein wil nit wäre, das deine 35
kinder dennocht zü etlichen gastungen91 und hochzeyten giengen, freylich, du wurdest
dich nichts darumb bekümmeren, wie sy sich bey solchen halten sollen, zü denen sy
85. Zustimmt.
86. Bekennst.
87. Vgl. 1 Kor 13,7.
88. Trotzen. Vgl. Trübner 5, S. 165 h
89. 1 Kor 11,2.
90. 1 Kor 11,23.
91. Festlichkeiten.
 
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