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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0092
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

Sinnp: Hartmut, Es hayßt: wer dem gewalt widerstrebt, der widerstrebt Gotes ordnung 22b .
Hart: Gewalt ist aber zum guten, wie ir selbs bekennet. Frid: Das güt ist aber zwaierlay:
Das nach gemainer ordnung Gottes auch von leüten, durch die es geschicht, zü gütem
wirdt fürgenommen, Und das, so Gott uns zü gütem keret, wiewol es die leüt, durch
die es geschicht, wider Gottes ordnung anderen zum nachtayl fürnemen, Wie aller 5
Tyrannen und boser leüten gewalt und unrecht ist, das man anders mit Gott leiden kan,
welches den kinderen Got- j [G 3 b] | tes allweg zü allem gütem raichet 226 .
Hart: Die ordenlichen oberkaiten sollen aber solchem unrechten wehren und die
unschuldigen vor den bosen Tyrannen bewaren, der Kirchen Christi ir freyhait, recht
und güt von disen gewaltigen undertruckeren alles güten und rauberen deß erbs, das sy 10
selb deß gecreützigten nennen, wider züstellen. Sinnp: Ja, sovil in Got hiezü gewalt
gibt. Hart: Haben dann unsere Künig, und der Ivayser vorab, nit so vil gewalt, das sy
dem müttwillen deß Bapsts und seines anhangs begegenen und den brechen mochten?
Frid: Den geschribenen rechten nach haben sy das wol gewalt, ja auch von Gott ern-
sten befelch, wie das die Bäpst und Kayser in iren aignen rechten selb bekennen; sy 15
haben aber disen gewalt nit mehr im werck. Hart:Warumb bringen sy aber iren gewalt
nitt ins werck, wie inen Got bevolhen? Frid: Gott gibt in das hertz nit. Und ist das
unser schuld. Wie wir Got umb zükunfft seines reychs bitten 227 und dasselbig süchen,
also laßt ers uns auch zükommen.
Sinnp: Fridlieb, du sagst, die Bäpst und Kayser zeügen selb, das sy über die genanten 20
gaystlichen gewalt haben sy zu setzen, zu richten und zü entsetzen; das gestehn die
gaystlichen nitt, sonder sagen, das der Bapst überall von nyeman zu richten sey und das
dann die andren gaystlichen alle von im allain und denen er das bevilcht gerichtet
werden sollen. 228 Du wayßt freylich wol, Fridlieb, wie das cap. lautet »Si Papa«, dist
[inctio] 40. Hart: Lieber, wie lauttet diß capitel? 2;
Sinnp: Also: Wenn der Bapst schon erfunden wirdt, das er sein aigen und der brüder
hayl verlasset, unnütz und verlässig ist, des güten geschweiget, das dann im und
yederman zum maisten schadet und nicht destweniger unzehliche volcker mit hauffen
sampt im selb dem Teüfel, der zum ersten der hellen verpflichtet ist, züfüret, da er dann
müß in ewigkait mit vilen straychen gepeiniget werden, noch so vermisset 229 sich kain 30
mensch, deß Bapsts sünden zu straffen — redarguere 230 . Dann, so er soll yederman
richten, solle er von nyemannt gerichtet werden, Er wurde dann erfunden, das er vom
glauben abträte, »a fide devius« 231 .
Hart: Das ist ain güt Bäpstisch capitel. Sinnp: Glauben j [G 4a] | wir dem Bäpstli-
chem Decret, so ist das capitel auß den worten Bonifacii des marterers genommen 232 . 35

225. Ro 13,2.
226. Anspielung auf Ro 8,28.
227. Vgl. Mt 6,10.
228. Dist. 40. ca. Si Papa [Marg.]. — Vgl. Decr. Grat., D. XL. c. 6 (3. Pars).
229. Maßt sich ... an.
230. Widerlegen, Lügen strafen; d. h. den Papst seiner Schuld zu überführen.
231. Huius culpas istic redarguere presumit mortalium nullus, quia cunctos ipse iudicaturus a
nemine est iudicandus. nisi deprehendatur a fide deuius; ebd.
232. Laut der Überschrift dieses Kanons: Item ex gestis Bonifacii Martiris (ebd.).
 
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