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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0093
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DIALOGI

89

Hart: Ja, wie das, so meldet, das der Kayser Constantinus dem Bapst die statt Rom und
Italien geschenckt habe233. Sinnp: Dasselbig ist ain palea234, ain sprewr, wie sy selb
sagen.
Frid: Nun, diß capitel seye, was es wolle, so ist es im doch selb zuwider, wie auch
; dem natürlichen und gottlichen rechten, als auch die Bäpst in iren rechten selb beken-
nen mussen. Wie kan der nit a fide devius, das ist, vom glauben abtretten sein, der in
disem ampt, da er sich rhumet ain statthalter Christi und der obrest hyrt aller Christen-
hait, wolte unzehlich volcker züsampt im zum teüfel füren? Der Bapst Clemens
schreibt dist. 38 ca. »Nullus«235: »Wer widerspenstig lebt und will kain güts leeren noch
10 thün, der wirt in dem mehr des Teüfels dann Christi glid, mehr ungläubig dann gläubig
sein erwisen.« Und von solchem schreibt Sant Paulus, das sy die kraft der gotsäligkait
verleügnen, 2.Timo. 3[5]. Und so Sant Paulus sagt, i.Timoth. 5[8], Das die den
glauben verleügnet haben, die ire haußgenossen allain an leyblicher notdurfft nit
versorgen, wie solle man von dem urthailen, der sich dargibt als den gaistlichen hauß-
15 vater aller Christen, die er auch alle seine kinder und haußgenossen nennet und die
hochste gehorsame von inen fordert, wenn er nit allain deren hayl verlasset, sonder
füret sy erst mit unzehlichen hauffen zum Teüfel?
So dann diß das gotlich, die Bäpstlichen und auch das natürlich recht vermügen, das
die den hochsten gewalt deß schwerts under den menschen haben, als der Kayser im
20 Romischen, andere Künig in iren reichen, das arg an menigklich straffen und den
menschen allen schaden sovil müglich fürkonimen und abwenden sollen, so müß ye
das wider alles recht sein, das der Kayser dem Bapst nichts sol darein tragen, so er
unzehliche volcker zum Teüfel füret in ewige verdamnuß, Dem er doch nitt gestatten
solle, ainigen menschen allain am leib zü verderben oder am güt.
2; Derhalben bekennet Bapst Leo der ander von seinem gewalt also: »Darumb seind
wir auß zügeben des Herren hyrten | [G 4 b] | der menschen worden, das wir das
jhenig, so unser väter, es seye in hailigen Kirchensatzungen oder in weltlichen geset-
zen, gesetzet haben, kainswegs übergehn sollen«, 2j.q.i »Ideo«236. Nun haben aber
bede, der Kirchen und Christlicher Kaiser gesetz, das kainem Bischoff gestattet wer-
30 den solle, die Kirch zü ergeren und seelen zum teüfel zu füren und das die Bapst auch
den Kaisern und Künigen zum güten und abstellung des argen gehorsamen sollen.
Sinnp: Die Canonisten gestehn dir das nit. Frid: Warumb hat dann Bapst Pelagius dem
Künig Gildiperto gestanden, das sichs gebüret habe, das derselb Künig durch Ruffi-
num, seinen gesandten, von im erforderet ain bekantnuß seins glaubens, und ob er sich
3; der leer seins vorfaren Bapst Leonis halten wolte?237 Also hat auch Bapst Leo der iiii.

233. Gemeint ist die sog. Donatio Constantini. Vgl. RGG 3, Sp. 1787 (s. v. Konstantinische
Schenkung).
234. Mit Palea = Spreu werden Zusätze bezeichnet, die in späteren Handschriften des
Decretum Gratiani gemacht worden sind. B. meint hier die Unechtheit der Donatio Constantini;
vgl. Luther: An den christlichen Adel; WA 6, S. 434.
235. Decr. Grat., D. XXXVIII. c. 16.
236. Decr. Grat., C. XXV qu. 1. c. 16.
237. 2j. ^[uaestio] 1. Satagendum [Marg.]. — Vgl. Decr. Grat., C. XXV qu. 1. c. 10. — Ep.
Humani generis (3. Februar, 557); MGH Ep. 3, S. 77ff.; Regesta Pontificum Romanorum, ab
 
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