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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0122
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

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worten bekennen wir Gott, mitt den thaten aber verleügnen wir in. Sunst kündten wir
auch alles umms namens willen deß Herren begeben, verleügnen, Ja hassen unser weib
und kind, vater und muter, schwester und bruder und | [M 3 b] | unser aigen leben438.
Wurden bey uns auch etwas von dem eyfer befinden, den die Leviten bewysen, da sy ire
hend dem Herren hailigten, yeder an seinem Sun und brüder, die sy todschlügen von
des abtrettens wegen am guldin kalb439 und dardurch die benedeyung Gottes vor
anderen geschlechten Israel erlangeten, den auch Phinees440 am Fürsten des stammens
Simeon erzaigete. Item den Helias an Baaliten441, den Jehu442, Ezechias443 und Josias444
an allerlay abgotterey, die bey iren vorfaren im volck Gottes waren eingerissen.
Sinnp: Wisset ir aber nit, lieben brüder, wie der Herr Jesus seine junger betrawete445,
Da sy wolten sagen, daß das feür vom hymel fallen solte und die Samariter verbrennen,
die sy nitt hatten beherbergen wollen, wie der Helias446 gethon hatte den dieneren des
Künigs Achabs, die in fahen447 solten? Sprach da nit der Herr zü den zornigen junge-
ren: Wissent ir nitt, welches gaysts kinder ir seind? Des menschen Sun ist nit kommen, der
menschen seelen gu verderben, sonder %u erhalterfi^. Frid: Ach Sinprecht, das ware gar ain
unzeytiger eyfer der junger, das sy wolten ain gantzen Marck449 verbrennen darumb,
das man inen da hat herberg abgeschlagen. Elias handel war weyt ain ander ding,
namlich ain wunderwerck, dadurch der abgotisch Künig Achab und seine abgotische
diener solten gerochen450 und damit ain zaichen gegeben werden des waren glaubens
und Gottesdiensts, den der frumm Helias verthädinget. Sinnp: Ey, der Herr gibt aber
dise ursach seines betrawens, damitt er den unzeytigen eyfer der junger abwendet: Des
menschen sun ist nit kommen, der menschen seelen gu verderben, sonder s?u erhalten^.
Hart: So woltestu, hor ich wol, auß disem ort schliessen, wer den gaist Christi hatt,
das der nyeman todten solle, wann er gleich das schwert ordenlich füret? Sinnp: Nain.
Ich waiß wol, das Paulus schreibt, das die oberkait das schwert nit vergeblich tregt452.
Es ist aber dannocht die strenge des schwerdts im newen Testament nit also scharpff
zü üben, als sy im alten Testament geübet worden ist. Frid: Wieso? Sinnp: Ey, da ist
yetz die zeyt der gnaden und barmhertzigkait, nitt der strenge und | [M 4 a] | rach wie
vor der zükunfft453 Christi. Frid: Lieber, was gnaden und barmhertzigkait? Das arg
wider Gottes bevelch ungestrafft zü lassen und damit zu fürderen? Sinnp: Das sag ich

438. Vgl. Lk 14,26.
439. Vgi. 2Mos 32.
440. Vgl. 1 Chr 9,20.
441. Vgl. 1 Kö 18, 2iff.
442. Vgl. 1 Kö 19,17.
443. Hiskia, vgl. 2K0 18,4.
444. Vgl. 2K0 23,24.
445. In Treue erhielt, überzeugte.
446. Vgl. 2 Kö i,9ff.
447. Fangen.
448. Lk 9,55.
449. Grenzgebiet, Bezirk.
450. Gerächt.
451. Lk 9,56.
452- Vgl. Ro 13,4.
453. Ankunft.
 
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