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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0121
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DIALOGI

”7

gottsalige leere und Kirchenubungen verwalten, das man auß der schrift hat, das die
obren die religion verwalten sollen. Sinnp: Waiß es nit zu widersprechen. 430 Frid:
Wolan, so lisestu im 13. und 17. cap. Deut. 431 , wie streng der allmächtig gebeütet, zu
straffen falsche leer und Gottesdienst, und in dem so gar nyemand will verschonet
5 werden, sonder erfordert, das ain yeder sein aigen brüder, kinder, weib und wer im nur
besonders lieb sein mag, wa die falscher leer oder Gotesdienst schuldig erfunden
werden, der straff kainswegs entziehen solle, sonder sy selb in tod geben und zum
ersten todten helffen. Und wa ain Statt falschen Gottesdienst anneme, solle das gantz
volck wider dieselbige Statt außziehen und, wenn sy die erobert, erwürgen alles, das
10 darinnen lebt, vich und leüt und die Statt mit aller hab verbrennen und sy auch nymmer
wider bawen.
Da sichstu, lieber Sinnprecht, was erschrocklichen ernst der Almächtig Got der
religion halb von der Oberkait erfordere. j M 3 a j Dann solche straf nur durch anrich-
tung der oberkait, die das schwert tregt, müß fürgenommen werden. Gleichen ernst
15 hastu auch wol an dem zu sehen, das der Herr den hieß verstainigen, der auf den
Sabbath allain ain wenig holtz eingesamlet hat 432 .
Hart: Wir seind von Got auß nichten geschaffen, leben und wefren 433 und seind in
Gott 434 , haben alles von Got. Der hat uns erst über das alles seinen aingebornen Sun in
tod gegeben und mit im alles geschencket 435 . Was solte uns dann hoher angelegen sein
20 dann die Religion und Gottesdienst? Was solte man scherpffer straffen und rechen
dann Got verachten, von Got nicht halten, Ich schweige erst, auch andere von warem
Gotsdienst abwenden? Der nur ainem menschen sein güt und ehr entwendet, der ainem
sein weib und kind verfüren wolte, da mainet yederman, solchen menschen solle man
auff erden nitt dulden. Aber das stracks 436 wider unseren Gott und schepffer, wider
2; unsern Herren Jesum, unsern ainigen hayland, wirt geredt und gethon, das achtet man
wenig. Warumb? Er ist uns auch wenig lieb. Frid: Die alten zerrissen ire klaider, faste-
ten und trügen layd zum zaichen der kümmernuß und des zorns, wenn sy ettwas
horeten, das wider Gott geredt warde. Sinnp: Das thäte Caiaphas 437 auch, da der Herr
die warhait redte. Frid: Noch weyl das der hailigen brauch gewesen, sicht man in dem,
30 wie wir die schmach Gottes und zerstorung gotlichs diensts aufnemen solten.
Hart: Ach, das yeder nur bey im selb warneme, wie wir arme menschen und sünder
unser und der unseren schmach aufnemen, auch von denen, welchen wir nye güts
thäten. Nun seind wir aber ailer ding und haben alles von Got, der ist unser Gott,
vatter und hayland, und Gott verehren ist uns die ewige säligkait. Weh, weh unserer
3; kelte und unachtsamkait gegen unserem Herren, schepffer und hayland, gegen dem
ewigen güt, dem Herren aller Herren. Frid: Am glauben fehlets uns, lieben brüder. Mit

43°.

Wie ernstlich der religion halb %u handlen auß dem geset^.

[Marg.].

431.

B. hat sich häuflg auf 5 Mos 13 berufen; vgl. BDS

i, S. 57. 142. 183. 295 etc.

43 2 -

Vgl. 4M0S 4,32 — 36.

433-

Bewegen, regen uns.

434-

Vgl. Apg 17,28.

43 •

Vgl. Ro 8,32.

436.

Regelrecht, geradewegs.

437-

Vgl. Mt 26,65.
 
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