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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0246
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DOKUMENTE ZUR 2. STRASSBURGER SYNODE

auffopfferet vnd einleibet. Also habens auch die alten heiligen aus dem geist Gottes
gehalten.
x 2 5. Marü solle auch die leuth 2 vermanen, wan sie schwache kindlin haben, die sie
nicht zur Kirchen bringen mogen (da zu sich aber ein ieder zum höchsten befleissen
solle, damit das hochwürdige Sacrament mit gepürender herlicheit gegeben vnd
empfangen werde), das sie ein diener der Kirchen zu haus berüffen vnd den selbigen jre
kindlin nach rechter ordnung der kirchen teuffen lassen.
26. Wa dis aber auch nicht sein mochte, so solle man doch sehen, das dem kindlin,
so fil jmer möglich, der h. tauffe durch ein gotsforchtigen man vnd nit weiber gegeben
werde. Wie a dann die mann vnd nicht die frawen die Sacrament mit zutheilen verord-
net sind.
27. Jedoch, wa man die kinder weder zur kirchen bringen noch den ordenlichen
diener der kirchen, oder auch einen anderen gotseligen man, haben mage vnd ein
gotsforchtiges weibe, die hebamme oder ein andere, das kindlin nach der einsatzung
des Herrn teuffete, Weil dann der tauff des Herren vnd nicht des dieners werck ist, Vnd
imm Herren weder weib noch mann, sondern alles eins 70 —, so sollen solche kindlin, so
von weibern geteuffet sind, wol nit widergeteuffet aber doch nicht destoweniger,
wann sie erstarcken zu der kirchen gepracht vnd daselbet jr tauffe der gemeine verkün-
det vnd fur sie, das der Herre die newgeburt jnen inn dem tauffe mitgetheilet, iemer
stercken vnd krefftiger machen wölle, gebetten werden. Dann der tauffe mit dem wort
vnd nach der einsatzung Christi gegeben ein warer tauffe ist, von was person er ioch 71
gegeben seie 72 .
28. Vnd damit dis alles desto dapfferer vnd fruchtbarer beschehe, so sollen die leut
den pfarrer vmb solchen dienst, wie mit dem tauff, bei zeiten 73 ansuchen. Vnd solle inn
dörfferen, wa soliches gebet nit zur zeit ordenlicher versamlung furgenomen wirt, das
volck mit der glocken zusamen beruffet werden, damit | 772 | der tauff solcher kinder
der gantzen gemein desto bekanter, vnd dem Herren vmb der hilff dem kindlin bewi-
sen, von der gantzen Gemein desto ernstiicher gedancket werde.
29. Auff das aber, wa die weiber teuffen, dasselbige desto christlicher beschehe,
auch aller aberglaube vnd irthumb des orts desto fuglicher abgehalten werde, so sollen
etliche von pfarrern vnd kirchen pflegern verordnet werden, welche die hebammen
alle beschicken vnd die von der geheimnüs des tauffs vnd alles des, so jnen jr ampt
gotseliglich zu verrichten, dienstlich sein mage, fleissig berichten. Desgleichen sollen
die Visitatores auff dem land auch thun 74 .
x) x) Einschub auf S. 771 und 772; S. 771 ist von K. Hubert überschrieben: Seorsum
scribendum. Auf S. 770 hat B. zu dem entsprechenden Vermerk Huberts hinzugefügt: subsiste.
y) add. am Rand; gestr.: ...? — z) gestr.: auch. — a) zuerst: wie.
70. Vgl. Gal 3,28.
71. Auch immer.
72. Die Verteidigung der Nottaufe durch eine Frau unter Berufung auf das Sakrament als
»Werck des Herren« und auf die Bibelstelle aus Gal 3 ist recht bemerkenswert.
73. Rechtzeitig.
74. Nach der Kirchenordnung von 1534 mußten die Kirchen auf dem Lande einmal im Jahr
visitiert werden. Vgl. BDS 5, S. 39 — 41.
 
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