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MARTIN BUCERS KATECHISMEN

1526 vollzogen7, als auf Bucers Betreiben8 zunächst in den drei Pfarreien zu Jung
S. Peter, Alt S. Peter und S. Aurelien der sonntägliche »Catechismus« oder die »Kin-
derlehr« eingeführt wurde, denen die übrigen Straßburger Pfarrer folgten9. Im darauf-
folgenden Jahr erscheint Capitos10 »Kinderbericht und fragstuck von gemeynen
puncten Christlichs glaubens«11.
Neben der deutschen wurde, vielleicht für den Unterricht an den Lateinschulen12,
eine lateinische Fassung gedruckt: »De pueris instituendis ecclesiae Argentinensis
Isagoge«13. Zumindest die deutsche Fassung erfuhr noch im selben Jahr, 1527, einen
oder mehrere Nachdrucke14. 1529 kam es dann, wiederum in einer deutschen und
lateinischen Ausgabe, mit nur wenigen Änderungen, Korrekturen bzw. Zusätzen, zu
einer Neuauflage15.
Der Druck einer Laien- und Kinderfibel, deren zweiten Teil Melanchthons Hand-
büchlein, wie man die Kinder zu der Schrift und Lehre halten soll16, bildet (1527), und
der, ebenfalls in Straßburg, 1528 gedruckte Katechismus von Johannes Agricola,
Hundert LVI gemeyner Fragstücke17, beleuchten Straßburgs Rolle in der Entfaltung
7. Vgl. Ernst/Adam, S. 115f.; dort werden Wenckers Chronik ad 1526 und die Chronik Oseae
Schadei als Quellen genannt. Vgl. auch R. Bornert: La Reforme Protestante du Culte a Strasbourg
au XVIe siecle (1523—1598). Approche sociologique et interpretation theologique. Leiden 1981.
S. 501ff.
8. Vgl. BDS 2, S. 390f.
9. Straßburg dürfte damit eine der ersten Städte, nach Ernst/Adam, S. 116, Anm. 1, sogar mit
siebenjährigem Abstand vor Nürnberg, gewesen sein, die im Zuge der Reformationsbewegung
eine solche feste Einrichtung geschaffen haben. Als Beispiel für vergleichbare Entwicklungen sei
die Regelung des kirchlichen Unterrichts in St. Gallen durch Ratsbeschluß 1527 genannt (vgl. F.
Hubert: Straßburger Katechismen aus den Tagen der Reformation. ZKG 20. 1900. S. 397,
Anm. 1; vgl. auch die Übersicht in Cohrs 4, S. 251ff.).
10. Die Autorschaft Capitos steht außer Zweifel, wie schon der Titel der Auflage von 1529
zeigt: »Kinderbericht vnd fragstück vom glauben. Wolffg. F. Capito«.
11. Straßburg. Wolff Köpphel. 1527. Die Druckbeschreibungen von Capitos Katechismen
finden sich bei Cohrs 2, S. 92f.; vgl. zum Ganzen: Ernst/Adam, S. 23ff.; F. Hubert, S. 395ff.;
Cohrs 2, S. 85ff.
12. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, daß es 1527 lediglich die beiden privaten
Lateinschulen, geleitet von Lukas Hackfurt und Otto Brunfels, in Straßburg gab. Zur Einrich-
tung der ersten städtischen Lateinschulen kam es dagegen erst 1528. Vgl. dazu E.-W. Kohls: Die
Schule bei Martin Bucer in ihrem Verhältnis zu Kirche und Obrigkeit. In: Pädagogische For-
schungen 22. Heidelberg 1963. S. 58. 204. Anm. 121.
13. Die Frage, welcher Fassung die Priorität zukommt, muß hier offenbleiben. Cohrs, der
(S. 86ff.) der lateinischen Fassung den Vorzug gibt, wird deshalb von A. Lang: Der Heidelber-
ger Katechismus, S. VIIIf., Anm. 3, kritisiert, während F. Huber, S. 396, sich nicht festlegt, für
beide Fassungen jedoch Capitos Autorschaft reklamiert.
14. Vgl. Cohrs 2, S. 92f., und bereits entsprechende Vermutungen in Ernst/Adam, S. 23,
Anm. 1, und S. 24.
15. Von Capito ist außerdem noch ein handschriftliches Zeugnis seines katechetischen
Wirkens unter dem Titel »Sieben Fragen vom christlichen Leben« (Cohrs 2, S. 192ff.) bekannt.
16. Zuerst 1524 in Wittenberg erschienen, vgl. Ernst/Adam, S. 21, Anm. 1, und Supplementa
Melanchthoniana 5,1, Leipzig 1915, S. CXXVIIf. und 20ff. (vgl. auch S. XXIIff.). Dieser
Druck bietet einen Hinweis auf den Einfluß, den die Wittenberger auf die Straßburger Katechis-
mustradition und damit vor allem auch auf B.’s Katechismen ausgeübt haben.
17. Vgl. Ernst/Adam, S. 20ff. 36.
 
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