BENFELDER PREDIGTEN 19
erschröcklicher der abfall und verstörung der heiligen Religion allent-
halben vor äugen ist. Unsere genanten Bischove und Prelaten, die zum
fürnembsten solten versehen, das die recht Christliche lere und Zucht
in Kirchen erhalten und fürtbracht wurde, sind eben die, die sölichs
5 zum höchsten zerstören und vervolgen. Wie dann all ir leben und thün
dem gotswort und allen Canonibus auff das grausamist entgegen und
zuwider ist. Darumb, wann ir Obern nit helffen, so wirt es irenthalb
immer ärger werden, wie irs doch sehent und greiffent, biß der Zorn
Gottes über uns alle anbrennet.
10 Nun hat aber Gott sie und alle seelen under ewer hand und gewalt
gegeben, das zeugt der heilig Paulus Ro. 13 [1-7] und alle heilige vätter,
wie auch alle Kirchenrecht und käiserliche gesetz. Niemandt von
kirchendienern ist des gerichts der oberkeit anderer Ursachen halben
entzogen, dann das er von den vorsteern der kirchen scherpffer gerichtet
15 und am dienst der kirchen weniger verhindert werde. In disen aber so
grossen und verderblichen Sachen, in welchen unsere genannten geist-
lichen verhafftet sind, haben sie die Christlichen Käyser allweg under
dem gerichtszwang der ordenlichen Richter im Reich behalten, wie wir
das klar lesen in | Novel: Const: LXXXIII et CXXIII 3.
20 Derhalben, wa ir, denen Gott das Schwert in die hand gegeben und
alle seelen, auch der geistlichsten, wans ja eitel Apostel weren, wie das
der heilig Crysostomus zeuget 4, underworffen hat, wolten disen kirchen-
verderbern Zusehen, darumb das sie sich berümen, ir habt sie nit zü-
richten, wie sie das etlichen keisern mit argen listen und gewalt ab-
25 getrungen haben, werden ir das gegen Christo dem Herren niemmermer
verantworten. Dann ir haben das wort gottes, die Canones und Keyser-
liche recht und aller heiligen vätter schrifft, die euch das hell und un-
leugbar zeügen, das ir ewer ampt gegen niemant strenger zu üben
schuldig seind, dann gegen disem volck, wie dann auch niemands
30 grossem schaden thüt dann dise leüt.
Es wirt euch diß auch nit entschuldigen, das euch die oberen ober-
keiten aus anregen der verderbten Pfaffen begeren, hierin uffzühalten.
Oder das ir selb auch, durch die leüt hindergangen, vil uffzugs ver-
sprochen haben. Wo gots bevelch ist, dargegen gilt keins menschen
35 gebott oder züsag. So secht ir auch zwar wol, wie der Herr die hertzen
unserer höchsten häupter also neiget und richtet, das sie nach 5 keiner
oberkeit, die besserung der religion fürgenomen, überlestig gewesen
sind.
Ir sehet, höret und greiffet, wie die vermeinten geistlichen ewere
A 2 b
3. Vgl. Cod. Just. Nov. III, S. 409fr., 666ff., ed. Schoell und Kroll, 1895.
4. Vgl. MSG 60,615, hom. 23 in Ro (Ro 13,1.).
5. Noch.
erschröcklicher der abfall und verstörung der heiligen Religion allent-
halben vor äugen ist. Unsere genanten Bischove und Prelaten, die zum
fürnembsten solten versehen, das die recht Christliche lere und Zucht
in Kirchen erhalten und fürtbracht wurde, sind eben die, die sölichs
5 zum höchsten zerstören und vervolgen. Wie dann all ir leben und thün
dem gotswort und allen Canonibus auff das grausamist entgegen und
zuwider ist. Darumb, wann ir Obern nit helffen, so wirt es irenthalb
immer ärger werden, wie irs doch sehent und greiffent, biß der Zorn
Gottes über uns alle anbrennet.
10 Nun hat aber Gott sie und alle seelen under ewer hand und gewalt
gegeben, das zeugt der heilig Paulus Ro. 13 [1-7] und alle heilige vätter,
wie auch alle Kirchenrecht und käiserliche gesetz. Niemandt von
kirchendienern ist des gerichts der oberkeit anderer Ursachen halben
entzogen, dann das er von den vorsteern der kirchen scherpffer gerichtet
15 und am dienst der kirchen weniger verhindert werde. In disen aber so
grossen und verderblichen Sachen, in welchen unsere genannten geist-
lichen verhafftet sind, haben sie die Christlichen Käyser allweg under
dem gerichtszwang der ordenlichen Richter im Reich behalten, wie wir
das klar lesen in | Novel: Const: LXXXIII et CXXIII 3.
20 Derhalben, wa ir, denen Gott das Schwert in die hand gegeben und
alle seelen, auch der geistlichsten, wans ja eitel Apostel weren, wie das
der heilig Crysostomus zeuget 4, underworffen hat, wolten disen kirchen-
verderbern Zusehen, darumb das sie sich berümen, ir habt sie nit zü-
richten, wie sie das etlichen keisern mit argen listen und gewalt ab-
25 getrungen haben, werden ir das gegen Christo dem Herren niemmermer
verantworten. Dann ir haben das wort gottes, die Canones und Keyser-
liche recht und aller heiligen vätter schrifft, die euch das hell und un-
leugbar zeügen, das ir ewer ampt gegen niemant strenger zu üben
schuldig seind, dann gegen disem volck, wie dann auch niemands
30 grossem schaden thüt dann dise leüt.
Es wirt euch diß auch nit entschuldigen, das euch die oberen ober-
keiten aus anregen der verderbten Pfaffen begeren, hierin uffzühalten.
Oder das ir selb auch, durch die leüt hindergangen, vil uffzugs ver-
sprochen haben. Wo gots bevelch ist, dargegen gilt keins menschen
35 gebott oder züsag. So secht ir auch zwar wol, wie der Herr die hertzen
unserer höchsten häupter also neiget und richtet, das sie nach 5 keiner
oberkeit, die besserung der religion fürgenomen, überlestig gewesen
sind.
Ir sehet, höret und greiffet, wie die vermeinten geistlichen ewere
A 2 b
3. Vgl. Cod. Just. Nov. III, S. 409fr., 666ff., ed. Schoell und Kroll, 1895.
4. Vgl. MSG 60,615, hom. 23 in Ro (Ro 13,1.).
5. Noch.