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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0077
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VON DER WAREN SEELSORGE

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»De sacerdotio 9« entwickelt hatten, bekannt. Ebenso kannte er Gregors
des Großen »Regula pastoralis 10«, die durch das ganze Mittelalter
nachwirkte 11. Seitdem er während seines Klosteraufenthaltes patristische
Studien in großem Umfang getrieben und jedes der von Erasmus
herausgegebenen Väterwerke sich angeschafft hatte, war ihm die Ge-
dankenwelt der Alten Kirche auch in pastoraltheologischer Beziehung
vertraut. Ebenso ist ihm die altkirchliche Bußliteratur durchaus geläufig.
Neben Tertullian und Cyprian verwendet Bucer Ambrosius.

Für die Deutungen, die Bucer den Schriftaussagen gibt, ist aber neben
der kirchlichen Überlieferung auch seine eigene Zeit maßgebend. Bucer
ist ein gelehriger Schüler des Erasmus gewesen und geblieben. Obwohl
er sich an Luther angeschlossen hatte und von seiner neuerrungenen
Position aus an Erasmus eine Absage erteilte, darf doch nicht übersehen
werden, wieviel Bucer von ihm gelernt hatte und ihm verdankte. Die
Schrift, die Erasmus am Abend seines Lebens 1535/36 erscheinen ließ,
»Ecclesiastes sive concionator evangelicus 12 «, ist gerade für die Schrift
»Von der waren Seelsorge« von entscheidender Wichtigkeit geworden.
Sie hat in Einzelheiten auf sie eingewirkt und stand Bucer bei der
Abfassung der Schrift in lebendiger Erinnerung; möglicherweise hatte
er sie sogar vor sich liegen.

Erasmus und Luther sind die beiden Faktoren, die beständig auf
Bucer eingewirkt haben. In theologischer Beziehung ist er von beiden
abhängig, wobei das Mehr oder Weniger nicht leicht auszumachen ist.
Vermutlich hat Bucer auch Luthers Auslegung »Der 23. Psalm Auf ein
abends über Tisch nach dem Gratias ausgelegt« (1536) 13 gekannt. Auf
den Straßburger wirkt aber auch manches andere Werk aus der Literatur
seiner Zeit ein. Er verfolgt alle wesentlichen Erscheinungen. Daß ihm
Zwinglis »Hirt« von 1524 14 bekannt war, ist selbstverständlich. Aber
auch die abseitige Literatur pastoraltheologischen Inhalts nimmt er zur
Kenntnis. Hierher gehört die Schrift des hessischen Pfarrers Gerhard
Lorich 13, die unter dem Titel »Pastorale 16« 1537 erschienen ist.

9. MSG 48, 623 ff.

10. MSL 77, 13 ff.

11. Auf diesen » guten Papst« verweist er selbst in unserer Schrift

12. CI V, 767 ff.

13. WA 51,267-295.

14. CR 90, 1 ff.

15. Vgl. ADB 19, 196.

16. Der volle Titel lautet: »Pastorale. Pfarampt, von alten Superstitionen und miß-
brauchen, auch von aller ungegründter newerung gereiniget, auf eyn Reformation
gestelt, nach der heyligen geschrifft des götlichen Worts und der Väter verstandt,
nach der Kirchen Regel und Exempel. Beyden, geystlichen und weltlichen nützlich
zu lesen. Zusamen bracht durch Gerhardum Lorichium«, o.O. 1537.— Vorhanden
Universitätsbibliothek Straßburg.
 
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