Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0172
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
168

SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

Die büß hat Gott im
gesatz gepotten.

Warumb die unschuldigen
für die schuldigen büssen
sollen.

Und wie hette der heilige Apostel dis Demütigen und Büssen anders
erkennen könden ? Eben der heilige Geist treibe in, der die alten, lieben
Heiligen getriben hat, ja, der geist Christi treibe in. Der in den gleubigen
alles das, so Gott seinem alten volck im büchstaben je verordnet und
gepotten hat, als an im selb und zu aller zeit besserlich, on trange 244 5
des büchstabens, freies willens und mit meerem eifer haltet und erfüllet k.
Nun lesen wir aber im anderen 245 büch Mose im iiii., v. und vi. Capitel,
Das Gott seinem volck verordnet und gepotten hat, wo jemant vom
volck, von Priestern oder Fürsten oder wo auch das gantze volck sich
etwar in ubersehen 1 wider seine Gesetz, es were mit thün, das er ver- io
botten, oder lassen, das er gepotten, das soliche für in in seine Kirchen
und für [58 (Q 2) b] den Priester kommen solten, da ire sünd beichten,
gnad begeren, ire opffer bringen und durch den Priester also die ver-
sünung erlangen. Und das freilich nit on das ernstlich demütigen,
klagen und fasten, von dem wir hie oben etliche ort eingefüret haben. 15
Dann an disen orten, und zwar in der schrifft allenthalb, wo von dem
büssen der Sünden meldung geschieht, lesen wir, das man mit solichem
demütigen, klagen, fasten, betten und flehen hat die versünung der
sünden erlangen müssen.

Das sich dann die gantzen Kirchen, und bevorab 240 die Eltisten, 20
schuldig erkennet haben für und mit denen, die also schwerlich ge-
sündiget, zü büßen, hat man an Mose, Jehosua, Samuel, Jeremia,
Esdra 247 und anderen gar herrliche und gewaltige exempel. Die gleu-
bigen sind glider durch einander™, so sollen ire fürsteher zü yrem theil
die art des haupts beweisen, Welches in allem leiden der glider fürnemlich 25
mitleidet und die grössere sorg umb besserung ankereten. Die gleubigen
haben alles lieb und leydt gemein. Ein jeder tregt des anderen last 248
und lasset sein schuld sein, was die anderen sünden 249. Derhalben
büßen sie auch mit- und füreinander; Und das thünd die zum für-
nemsten, die des haupts dienst beweisen sollen, die waren Seelsorger, 30
als Mose, Jehosua, Paulus und dergleichen gewesen sind.

Man lese vom Mose, wie er fürs volck geklaget, gebetten und geflehet
habe am anderen büch Mose am xxxii. Cap. [31 f.], do er batte, Gott

k) absque coactione literae, libera voluntate, maiorique zelo praestat et implet. —
1) si etiam populus universus aliquid forte deliquisset. — m) Fideles, aliorum
membra sunt.

244. Zwang.

245. Gemeint ist das 3. Buch Mose (Lev).

246. Vor allem.

247. 1 Reg 7; Ir 10,1911.; Esd 9.

248. Gal 6,2

249. Sündigen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften