Grosse weißheit und
klügheit des Geists ist
vonnöten, die büß recht
sß messigen.
Wiefil gefar und mißbrauch
bei der seelsorge ist, so ist
sie doch vonnöten und mage
von rechten Christen nit
underlassen werden.
Der erst gegenwurff.
Wenn der sünder über
sein sünd erseufft^et, so
sind sie im verengen, was
darf es dann weiters
büssens 1
I 80 SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9
Christum muß die wäre büß entstehn, darumb muß auch die hoffnung
der gnaden nit fallen; Obwol schrecken und zittern auch dasein solle,
von wegen, das man die grosse und onaußsprechliche barmhertzigkeit
Gottes über uns so schwerlich verletzet und geschmehet hat. Die freche
des fleischs solle die büß temmen° j84 und darnider schlagen und alle 5
ergetzlicheit außer Gott erleyden und bitter machen; Aber das man die
güte Gottes in Christo Jesu unserem Herren desto baß anschawe, er-
kenne, hoffe und liebe, nicht das man verzage.
[67 (S 3) b] Weil dann bey der büß auch so fil geferlicheit ist, wie bey
allen nützlichen und notwendigen dingen, so darffe es ja grossen fleiß 10
und recht geistliche weißheit und klügkeit, das die büß dermassen uff-
gelegt und gemassiget werde, das man die leut dadurch zü der recht
kindtlichen und wargleubigen büß und besserung verursache, bewege,
treybe und anhalte Und nieman, weder gar von der Kirchen abtreibe,
welches die erste gefar ist bei der büß, Noch heuchlen lere in eusserem 15
schein der büß, welches die ander gefahr ist, Und dobey sie auch nit
in verzweifflung sturtze, welches die dritte gefar ist.
Und derhalben ist ja der treffliche fleiß und ernst, die Kirchen mit
recht tauglichen Eltisten zu bestellen, von dem wir in vorigen articulen
gesagt, zum höchsten vonnöten, wie auch das tägliche gebett für die, 20
so in solichem ampt sind, damit sie die seelsorg und artzney mit heil
versehen, Dann wenn noch sofil gefar bey diser seelartzney were und
sie der teüffel in noch als schweren und langwirigen mißbrauch durch
seine falsche Kirchendiener bracht hette, so werden dennoch alle wäre
kinder Gottes iren hymlischen Vatter also schwerlich nymmer ver- 25
achten, das sie dise büßordnung, die er in gegeben, und so ernstlich
befolhen und in seinem alten und newen volck durch seinen heiligen
Geist zü grossem heil der seinen also ernstlich geübet hatt, nit solten als
notwendig und heilsam erkennen und wider uffzürichten begeren.
Als aber der alte feind der Kirchen dise heylige und selige seelartzney, 30
die büß, so lang und wüst ver-[68 (S 4) a] schlagen hat, findet man noch
auch güthertzige leut° und die des Herren ordnung ongern verachten
wolten, die doch meinen, soliche ordnung könde bey uns nit besseren,
und sey deshalben uns auch nit uffgesetzet. Deren einred wellen wir mit
kürtze er wegen. 35
Erstlich sagen sie: Es hat doch Got durch den Propheten Heseckiel
zügesagt 285, Wann sich der Gottlose von seinen Sünden bekere und
thüe güts, so solle seiner ubertrettung, die er begangen, nit gedacht
werden. So hat er den seinen auch befolhen Math, xviii. [15] und Luc.
n) Petulantiam carnis poenitentia sedare debet. — o) homines pii.
284. Unterdrücken.
285. Ez i8,2if.; 33,i4ff.
klügheit des Geists ist
vonnöten, die büß recht
sß messigen.
Wiefil gefar und mißbrauch
bei der seelsorge ist, so ist
sie doch vonnöten und mage
von rechten Christen nit
underlassen werden.
Der erst gegenwurff.
Wenn der sünder über
sein sünd erseufft^et, so
sind sie im verengen, was
darf es dann weiters
büssens 1
I 80 SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9
Christum muß die wäre büß entstehn, darumb muß auch die hoffnung
der gnaden nit fallen; Obwol schrecken und zittern auch dasein solle,
von wegen, das man die grosse und onaußsprechliche barmhertzigkeit
Gottes über uns so schwerlich verletzet und geschmehet hat. Die freche
des fleischs solle die büß temmen° j84 und darnider schlagen und alle 5
ergetzlicheit außer Gott erleyden und bitter machen; Aber das man die
güte Gottes in Christo Jesu unserem Herren desto baß anschawe, er-
kenne, hoffe und liebe, nicht das man verzage.
[67 (S 3) b] Weil dann bey der büß auch so fil geferlicheit ist, wie bey
allen nützlichen und notwendigen dingen, so darffe es ja grossen fleiß 10
und recht geistliche weißheit und klügkeit, das die büß dermassen uff-
gelegt und gemassiget werde, das man die leut dadurch zü der recht
kindtlichen und wargleubigen büß und besserung verursache, bewege,
treybe und anhalte Und nieman, weder gar von der Kirchen abtreibe,
welches die erste gefar ist bei der büß, Noch heuchlen lere in eusserem 15
schein der büß, welches die ander gefahr ist, Und dobey sie auch nit
in verzweifflung sturtze, welches die dritte gefar ist.
Und derhalben ist ja der treffliche fleiß und ernst, die Kirchen mit
recht tauglichen Eltisten zu bestellen, von dem wir in vorigen articulen
gesagt, zum höchsten vonnöten, wie auch das tägliche gebett für die, 20
so in solichem ampt sind, damit sie die seelsorg und artzney mit heil
versehen, Dann wenn noch sofil gefar bey diser seelartzney were und
sie der teüffel in noch als schweren und langwirigen mißbrauch durch
seine falsche Kirchendiener bracht hette, so werden dennoch alle wäre
kinder Gottes iren hymlischen Vatter also schwerlich nymmer ver- 25
achten, das sie dise büßordnung, die er in gegeben, und so ernstlich
befolhen und in seinem alten und newen volck durch seinen heiligen
Geist zü grossem heil der seinen also ernstlich geübet hatt, nit solten als
notwendig und heilsam erkennen und wider uffzürichten begeren.
Als aber der alte feind der Kirchen dise heylige und selige seelartzney, 30
die büß, so lang und wüst ver-[68 (S 4) a] schlagen hat, findet man noch
auch güthertzige leut° und die des Herren ordnung ongern verachten
wolten, die doch meinen, soliche ordnung könde bey uns nit besseren,
und sey deshalben uns auch nit uffgesetzet. Deren einred wellen wir mit
kürtze er wegen. 35
Erstlich sagen sie: Es hat doch Got durch den Propheten Heseckiel
zügesagt 285, Wann sich der Gottlose von seinen Sünden bekere und
thüe güts, so solle seiner ubertrettung, die er begangen, nit gedacht
werden. So hat er den seinen auch befolhen Math, xviii. [15] und Luc.
n) Petulantiam carnis poenitentia sedare debet. — o) homines pii.
284. Unterdrücken.
285. Ez i8,2if.; 33,i4ff.