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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0191
VON DER WAREN SEELSORGE 187
sen, schreibt der h. Ambrosius im büch Von der büß 3° z, das die, so
gleich zürn tisch des Herren wollen gelassen sein, alsbald sie von Sünden
uffstohn, mehr die eltisten zu binden, dann sich selb zu lösen begeren;
Dann sich die eltisten [73 (V 1) a] mit solchen unzeitigen zülassen und
5 vergeben schwerlich versünden c und frembder sünden teylhafftig ma-
chen 303, weil sie gegen denselbigen die von Gott verordnete artznei
der büß nit recht geprauchen.
Aus dem wol zu erkennen, das die erkantnis Christi bei denen noch
schwach ist und sie zum reich Christi noch nit genügsam geleret sind,
10 die da meynen, man solle das h. abentmal niemand furhalten, der des
begere und sich darumb nichts bekümmeren, was leuten man die
höhiste gemeynschaff Christi und den himlischen friden mitteile. So sie
doch leider sehen, wievil der armen leut sind, die offt gantz schwere
ergernis der Gemeynde Gottes fürwerffen; Die etwan lang in offent-
15 licher feindschafft mit iren nehisten leben, mit grobem hadder und leste-
rung, affterreden und anderem öffentlichem Unrechten wider iren nehi-
sten, gesündet und vil verletzet haben, in wüste unzucht, in schwere
gotslesterung und Verachtung gefallen sind und doch zum tisch des
Herren gehn, on einige büß und anzeige der rewe, ja, on eynige erkant-
20 nis irer sünden d, die sie der kirchen theten; Ja, offt leider auch on abstohn
von solchen ergernüssen, on versünung mit iren nehisten 304.
Solte der liebe Paulus uns, die wir uns in disem so liederlich noch
halten, auch schreiben, wie den Corinthern, wievil scherpffer würde er
uns schelten der uffgeblasne und verseumnis des heils an armen ver-
25 wundten schafen, dann er die Corinther je gescholten hat? Also würde
uns der h. martyr Cyprianus auch gar vil schwerer am leib und blüt
des Herren schul-[73 (V 1) b] dig erkennen und metzger, nit hirten der
schaaffen Christi heissen, dann er die seinen des je beschuldiget und ge-
scholten hat, da sie denen, die in der Verfolgung gefallen waren, die
30 begnadigung und den tisch des Herren zu bald zügelassen hatten 305.
Es hat wol der Antichrist alle Zucht und büß der kirchen nun vor
ettlichen hundert jaren hingenommen, wie hievor zum teil angezeygt ist.
So wir uns aber der Evangelischen reformation 3° 6 annemen, müsten
c) Presbyteri enim intempestiva illa admissione et remissione graviter peccant. -
d) absque omni confessione peccatorum.
302. Ambrosius: De poenitentia II, 9, 87 (MSL 16, 539).
303. 1 Tim 5,22.
304. Zum Ärgernis der Gemeinde vgl. die Lasterkataloge (Ro 1,29—31; Gal
5,19-21; Col 3,5-9).
305. Cyprian: Ep. 10,2 (MSL 4,260).
306. Reformation will B. auch als Wiederherstellung der echten Buße ansehen, die
ihres eigentlichen Charakters entkleidet wurde, als man sie zum Sakrament gemacht
hatte.
Wie schweres unrecht, den
tisch des Herren mitteilen
denen, deren silnd hekant
und büß unbekant ist.
sen, schreibt der h. Ambrosius im büch Von der büß 3° z, das die, so
gleich zürn tisch des Herren wollen gelassen sein, alsbald sie von Sünden
uffstohn, mehr die eltisten zu binden, dann sich selb zu lösen begeren;
Dann sich die eltisten [73 (V 1) a] mit solchen unzeitigen zülassen und
5 vergeben schwerlich versünden c und frembder sünden teylhafftig ma-
chen 303, weil sie gegen denselbigen die von Gott verordnete artznei
der büß nit recht geprauchen.
Aus dem wol zu erkennen, das die erkantnis Christi bei denen noch
schwach ist und sie zum reich Christi noch nit genügsam geleret sind,
10 die da meynen, man solle das h. abentmal niemand furhalten, der des
begere und sich darumb nichts bekümmeren, was leuten man die
höhiste gemeynschaff Christi und den himlischen friden mitteile. So sie
doch leider sehen, wievil der armen leut sind, die offt gantz schwere
ergernis der Gemeynde Gottes fürwerffen; Die etwan lang in offent-
15 licher feindschafft mit iren nehisten leben, mit grobem hadder und leste-
rung, affterreden und anderem öffentlichem Unrechten wider iren nehi-
sten, gesündet und vil verletzet haben, in wüste unzucht, in schwere
gotslesterung und Verachtung gefallen sind und doch zum tisch des
Herren gehn, on einige büß und anzeige der rewe, ja, on eynige erkant-
20 nis irer sünden d, die sie der kirchen theten; Ja, offt leider auch on abstohn
von solchen ergernüssen, on versünung mit iren nehisten 304.
Solte der liebe Paulus uns, die wir uns in disem so liederlich noch
halten, auch schreiben, wie den Corinthern, wievil scherpffer würde er
uns schelten der uffgeblasne und verseumnis des heils an armen ver-
25 wundten schafen, dann er die Corinther je gescholten hat? Also würde
uns der h. martyr Cyprianus auch gar vil schwerer am leib und blüt
des Herren schul-[73 (V 1) b] dig erkennen und metzger, nit hirten der
schaaffen Christi heissen, dann er die seinen des je beschuldiget und ge-
scholten hat, da sie denen, die in der Verfolgung gefallen waren, die
30 begnadigung und den tisch des Herren zu bald zügelassen hatten 305.
Es hat wol der Antichrist alle Zucht und büß der kirchen nun vor
ettlichen hundert jaren hingenommen, wie hievor zum teil angezeygt ist.
So wir uns aber der Evangelischen reformation 3° 6 annemen, müsten
c) Presbyteri enim intempestiva illa admissione et remissione graviter peccant. -
d) absque omni confessione peccatorum.
302. Ambrosius: De poenitentia II, 9, 87 (MSL 16, 539).
303. 1 Tim 5,22.
304. Zum Ärgernis der Gemeinde vgl. die Lasterkataloge (Ro 1,29—31; Gal
5,19-21; Col 3,5-9).
305. Cyprian: Ep. 10,2 (MSL 4,260).
306. Reformation will B. auch als Wiederherstellung der echten Buße ansehen, die
ihres eigentlichen Charakters entkleidet wurde, als man sie zum Sakrament gemacht
hatte.
Wie schweres unrecht, den
tisch des Herren mitteilen
denen, deren silnd hekant
und büß unbekant ist.