VON DER WAREN SEELSORGE
201
Also, wer die historien recht ansehen und nach der warheyt richten
wille, der würt mit uns bekennen müssen, das die Ursachen und der
Ursprung alles unbillichen gewalts und tyrannei der vermeynten geyst-
lichen gar nicht die kirchenzucht und büßordnung, sonder dise sind.
5 Die erste und hauptursache ist der verdiente Zorn Gottes über unser
aller Sünden, das unsere eiteren und wir das reich Christi unsers Herrn
nit recht geliebet, im nit von hertzen und allein vertrawet, sonder haben
unsere Sünden bei im on büß und besserung durch menschenwerck und
hingeben des, das wir zuvil haben, wollen abtragen und es im mit dem
io seinen abkauffen.
Die andere, das die Frdnckischen künig und keyser und demnach
auch andere fürsten, herren und vermögliche leut k den Kirchen so vil
land und leut gegeben und dann den Bischöffen den gewalt darüber
gar gelassen haben.
15 [84 (Y 4) a] Die dritte, das die keyser die Bischöff, demnach sie sie
so gewaltig gemachet, gen hof gezogen und zu fürsten des reichs
erhöhet haben.
Die vierde, das die Keyser in dem die Simoni uffs aller gröbist haben
lassen einreissen und selb getriben, das es erschröcklich zu lesen ist,
20 wie es allein eben bei keyser Heinrich dem vierden mit dem verkauffen
aller prelaturen Zugängen ist; Das warlich keyn wunder gewesen, das
die keyserliche oberkeyt deßhalb erstlich an im durch die Bäpst also
hat angefangen eingethon zu werden 1. Nachdem dann diser Keyser
auch sonst von jugent uff durch den Ertzbischoff zu Bremen eben übel
25 und mutwillig gezogen 347 und menglich beschwerlich gnüg war.
Freilich, so die Keyser ires ampts getrewlich gewartet und die Ober-
hand über die Kirchendiener recht behalten und geprauchet, das Kirchen-
güt getrewen bewerten Dienern befolhen, die Bischöff damit unbe-
schwert gelassen™. Die von den kirchen nit gen hof gezogen und die
30 Zucht der kirchen an den Bischoffen und meniglichen trewlich gefördert
hetten 11, so weren die Bischöff under den oberkeyten bliben und bei irem
dienst recht erhalten worden. Die würden dann die künig und gewaltigen
irer Sünden Christlich gestraffet und gebessert haben, wie die alten
Bischöff gethon; Und wo sich die fürsten etwas grob übersehen 348, sie
3 5 nit umb acker und matten, land und leut, sonder, wenn sie, wie der Keyser
Wo die Christliche fischt
helihen, so weren die
vermeynten geystlichen in
dise tyrannei nimmer
kommen.
k) homines locupletes. — 1) magistratum Imperatorium propter hanc unicam
causam primum in illo per Papas ita minui atque coarctari coepisse. - m) episco-
pos illo onere non gravassent. - n) si disciplinam ecclesiae tum in Episcopis, tum in
universa multitudine promovissent.
347. Zu Heinrichs IV. Erziehung durch den Erzb. Adalbert von Bremen vgl.
A. Hauck, a.a.O. III, S. 649ff.
348. Sich vergehen.
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Also, wer die historien recht ansehen und nach der warheyt richten
wille, der würt mit uns bekennen müssen, das die Ursachen und der
Ursprung alles unbillichen gewalts und tyrannei der vermeynten geyst-
lichen gar nicht die kirchenzucht und büßordnung, sonder dise sind.
5 Die erste und hauptursache ist der verdiente Zorn Gottes über unser
aller Sünden, das unsere eiteren und wir das reich Christi unsers Herrn
nit recht geliebet, im nit von hertzen und allein vertrawet, sonder haben
unsere Sünden bei im on büß und besserung durch menschenwerck und
hingeben des, das wir zuvil haben, wollen abtragen und es im mit dem
io seinen abkauffen.
Die andere, das die Frdnckischen künig und keyser und demnach
auch andere fürsten, herren und vermögliche leut k den Kirchen so vil
land und leut gegeben und dann den Bischöffen den gewalt darüber
gar gelassen haben.
15 [84 (Y 4) a] Die dritte, das die keyser die Bischöff, demnach sie sie
so gewaltig gemachet, gen hof gezogen und zu fürsten des reichs
erhöhet haben.
Die vierde, das die Keyser in dem die Simoni uffs aller gröbist haben
lassen einreissen und selb getriben, das es erschröcklich zu lesen ist,
20 wie es allein eben bei keyser Heinrich dem vierden mit dem verkauffen
aller prelaturen Zugängen ist; Das warlich keyn wunder gewesen, das
die keyserliche oberkeyt deßhalb erstlich an im durch die Bäpst also
hat angefangen eingethon zu werden 1. Nachdem dann diser Keyser
auch sonst von jugent uff durch den Ertzbischoff zu Bremen eben übel
25 und mutwillig gezogen 347 und menglich beschwerlich gnüg war.
Freilich, so die Keyser ires ampts getrewlich gewartet und die Ober-
hand über die Kirchendiener recht behalten und geprauchet, das Kirchen-
güt getrewen bewerten Dienern befolhen, die Bischöff damit unbe-
schwert gelassen™. Die von den kirchen nit gen hof gezogen und die
30 Zucht der kirchen an den Bischoffen und meniglichen trewlich gefördert
hetten 11, so weren die Bischöff under den oberkeyten bliben und bei irem
dienst recht erhalten worden. Die würden dann die künig und gewaltigen
irer Sünden Christlich gestraffet und gebessert haben, wie die alten
Bischöff gethon; Und wo sich die fürsten etwas grob übersehen 348, sie
3 5 nit umb acker und matten, land und leut, sonder, wenn sie, wie der Keyser
Wo die Christliche fischt
helihen, so weren die
vermeynten geystlichen in
dise tyrannei nimmer
kommen.
k) homines locupletes. — 1) magistratum Imperatorium propter hanc unicam
causam primum in illo per Papas ita minui atque coarctari coepisse. - m) episco-
pos illo onere non gravassent. - n) si disciplinam ecclesiae tum in Episcopis, tum in
universa multitudine promovissent.
347. Zu Heinrichs IV. Erziehung durch den Erzb. Adalbert von Bremen vgl.
A. Hauck, a.a.O. III, S. 649ff.
348. Sich vergehen.