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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0220
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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

güten willen und solche grosse ungerechtigkeyt und sünd sampt allen
den übertrettungen, die auß diser bösen wurtzel entspringen und täglich
wachsen, gnediglich verzeihen und nimmer zurechnen; Und dazü uns
auch seinen geyst, verstandt und güten willen verleihen, das wir ymer
nach eynem newen, gotseligen leben trachten und streben. Und was
uns in dem ymer mehr begegnet, süß und saures, güts und böses,
dasselbige alles uns lassen zü allem gütem dienen an leib und seel.

Auß disem muß ja nun folgen, das uns unser eygen verderbet wesen,
unsere verkerte gedancken, lust und begirden, von hertzen mißfallen
und das wir [96 (b 4) b] allen lust, trost und Zuversicht an im, Christo
unserm Herren, haben. Dann durch disen glauben lebet er in uns und
wir in im und treibet uns sein geyst, das wir alle unsere angeborne,
nerrische, böse sinn, gelüste und anschleg ymer mehr begeren und under-
stehn zu creutzigen und zu tödten und all unser leben zu dienst dem
nehisten in warer liebe und zum preiß Christi zu richten und hinzugeben;
Alleyn das auch durch uns sein heyliger name groß gemachet und sein
reich erweitert werde 378.

Weil dann nun diß Christlich und göttlich leben alles auß dem waren
lebendigem glauben an Christum den herren fleusset, so ist güt zu sehen,
will man die Christen in dem erhalten, bewaren und fürderen, das sie
gemeß irer berüffüng und empfangnen gnaden leben, das ist, eyn war
Christlich leben füren, so müß man vor allem sehen, das sie gsund im
glauben seien und auß dem glauben und lebendiger erkantnus Christi in
allen dingen ratschlagen, schliessen und handlen, das sie ymer wol vor
äugen haben und bedencken, was uns Christus worden ist, gethon und
geben hat, sein, thün und geben wille. Wie dann der h. Paulus, so er den
gläubigen umb den fürgang Christliches lebens s bettet, all weg darumb
bettet, das sie in geystlicher weyßheyt, Offenbarung und erkantnus,
erleuchtung, verstandt, befindnüs, wachsen und zünemen und erfüllet
werden, damit sie erkennen und fülen und schliessen mögen, was unser
hoffnung und reiches erb ist, uns durch Christum erworben. Und dann
auß dem auch, was Gott [97 (c 1) a] gefallet, was warlich nutz und güt
ist, damit sie gemeß leben irem berüffe und zum preiß des Herren, on
anstoß und erfüllet mit allen früchten der gerechtigkeyt. Ephes. i.
[i6ff.], Philip, i. [9 ff.], Coloss. i. [9 ff.]. So dann der glaub auß dem gehör*-
[Ro 10,17] göttüchs Worts erstlich geboren würt und dann auch wach-
set und erstarcket, so lernet sich auß anschawung dises zils und zwecks
der waren seelsorge und des rechten weydens das ander stück, Wamit
man zü disem zil kommen 1 und den zweck erreychen möge. Nemlich,
das die frommen Seelsorger nichts underlassen müssen, damit die gesun-

g) pro incremento et progressu vitae Christianae. - h) fides ex auditu verbis Dei. -
i) Quibus mediis ad hunc scopum perveniri possit.

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