VON DER WAREN SEELSORGE 233
dingen. Auch, das, die lernen sollen, alwegen iren lerern wol glauben,
trawen und inen folgen müssen. So würdt er auch auß disem wol sehen
die hohe noturfft diser gehorsame und des vor äugen habens, das in der
kirchen bei der gantzen gemein gegen iren eltisten und Seelsorgern
5 sein muß, solle das recht gottes reich beston und wachsen.
Es seind der einfeltigen und kleinwissenden 1 so fil, die sich durch
iren eigen verstandt nit zu richten und regieren wissen. So haben wir
uns alle zu lieb, das wir unser eygen thun nit recht erkennen oder
urteilen mögen. Derhalben, wa wir nit wol und hoch halten von denen,
10 die uns der herr fürgesetzet hat, die uns von seinetwegen underrichten,
vermanen, warnen und straffen sollen, wa wir ir red und lere nit so bald
mit aller forcht und zittern, als des herren red und lere 416, auffnemen,
so wirdt auch bei uns die volg der gotsäligkeit nimmer stat haben noch
fürkomen mögen, wie wir das zwar augenscheinlich sehen und teglich
15 erfaren.
Dann wo diß ansehen und vor äugen haben der diener nit ist, da sehen
wir auch wol, das kein rechte kirch nach auffgang der gotseligkeit
sein wille, und also muß es auch sein; Dann der herre einmal durch
seine diener regieren wille, wie wirs im dritten haubtartickel ha- [iio
20 (f 2) b] ben dargethon. Höret man die, so höret man in, verachtet man
die, so verachtet man in und den vatter. Wo man dann Gott und
Christum den Herren verachtet, dem widerspenstig ist, der uns gemacht
und mit seinem blüt erkauffet hatt, da hatt der teüffel sein tyrannei und
mage anders nichts folgen, dann das der Herre seinem volck trewet im
25 anderen Spruch und der h. Paulus weissaget im vi. Spruch.
Das nemlich alles wissen der warheit vom volck verfallet und das sie
die warheit nit meer leiden mögen und inen auffladen, die inen mit
falscher, schmeichlender lere die oren kützlen; Des götlichen gsatzes
wirt gar vergessen und sie dann von Gott gentzlich verworffen und ver-
30 tilget; Wie den Juden und hernaher so filen völckern in Syria, Aegypten,
Asia, Grecia, Aphrica und anderen lenderen meer geschehen, Da etwan
gar herliche kirchen gewesen seind und jetzund aber der wüste grewel
der Machomet herschet und ander eilende verderbliche secten und rotten,
sampt leiplicher tyrannei und erbärmlicher dienstparkeit 417.
35 Und eben darumb, das den Christen dise gehorsame so hoch vonnöten
und heilsam ist, gepeütet der h. Paulus dem Timotheo und Tito so
geflissen und ernstlich im vi. und vii. Spruch und anderen orten mehr,
1) simplices ac parum intelligentes.
416. Das Wort des Predigers oder Seelsorgers als Wort Gottes, vgl. V. Vajta:
Theologie d. Gottesdienstes bei Luther. 1954. S. 141.
417. Verfall der Kirchen unter dem Islam als Gottesstrafe, vgl .Erasmus: Ecclesia-
stes (CI V, 813 C).
In aller lere, f ürnemlieh
aber in der ler des lebens,
müssen, die lernen sollen,
ire lerer hoch halten und
inen fil vertrawen.
dingen. Auch, das, die lernen sollen, alwegen iren lerern wol glauben,
trawen und inen folgen müssen. So würdt er auch auß disem wol sehen
die hohe noturfft diser gehorsame und des vor äugen habens, das in der
kirchen bei der gantzen gemein gegen iren eltisten und Seelsorgern
5 sein muß, solle das recht gottes reich beston und wachsen.
Es seind der einfeltigen und kleinwissenden 1 so fil, die sich durch
iren eigen verstandt nit zu richten und regieren wissen. So haben wir
uns alle zu lieb, das wir unser eygen thun nit recht erkennen oder
urteilen mögen. Derhalben, wa wir nit wol und hoch halten von denen,
10 die uns der herr fürgesetzet hat, die uns von seinetwegen underrichten,
vermanen, warnen und straffen sollen, wa wir ir red und lere nit so bald
mit aller forcht und zittern, als des herren red und lere 416, auffnemen,
so wirdt auch bei uns die volg der gotsäligkeit nimmer stat haben noch
fürkomen mögen, wie wir das zwar augenscheinlich sehen und teglich
15 erfaren.
Dann wo diß ansehen und vor äugen haben der diener nit ist, da sehen
wir auch wol, das kein rechte kirch nach auffgang der gotseligkeit
sein wille, und also muß es auch sein; Dann der herre einmal durch
seine diener regieren wille, wie wirs im dritten haubtartickel ha- [iio
20 (f 2) b] ben dargethon. Höret man die, so höret man in, verachtet man
die, so verachtet man in und den vatter. Wo man dann Gott und
Christum den Herren verachtet, dem widerspenstig ist, der uns gemacht
und mit seinem blüt erkauffet hatt, da hatt der teüffel sein tyrannei und
mage anders nichts folgen, dann das der Herre seinem volck trewet im
25 anderen Spruch und der h. Paulus weissaget im vi. Spruch.
Das nemlich alles wissen der warheit vom volck verfallet und das sie
die warheit nit meer leiden mögen und inen auffladen, die inen mit
falscher, schmeichlender lere die oren kützlen; Des götlichen gsatzes
wirt gar vergessen und sie dann von Gott gentzlich verworffen und ver-
30 tilget; Wie den Juden und hernaher so filen völckern in Syria, Aegypten,
Asia, Grecia, Aphrica und anderen lenderen meer geschehen, Da etwan
gar herliche kirchen gewesen seind und jetzund aber der wüste grewel
der Machomet herschet und ander eilende verderbliche secten und rotten,
sampt leiplicher tyrannei und erbärmlicher dienstparkeit 417.
35 Und eben darumb, das den Christen dise gehorsame so hoch vonnöten
und heilsam ist, gepeütet der h. Paulus dem Timotheo und Tito so
geflissen und ernstlich im vi. und vii. Spruch und anderen orten mehr,
1) simplices ac parum intelligentes.
416. Das Wort des Predigers oder Seelsorgers als Wort Gottes, vgl. V. Vajta:
Theologie d. Gottesdienstes bei Luther. 1954. S. 141.
417. Verfall der Kirchen unter dem Islam als Gottesstrafe, vgl .Erasmus: Ecclesia-
stes (CI V, 813 C).
In aller lere, f ürnemlieh
aber in der ler des lebens,
müssen, die lernen sollen,
ire lerer hoch halten und
inen fil vertrawen.