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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0239
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VON DER WAREN SEELSORGE 235

außgraben und im die geben hetten. Dann, obwol das werck und die
gab nit der diener, sonder des Herren ist, noch, weil wir in disem wort
und gaben das ewig leben empfahen, alles, das wir uns imermer wündt-
schen oder begeren mögen, so gibt die theürschetzung diser gaben, das
5 uns auch die diener, die uns solche gaben bringen, so theür und lieb
seind. Alle hilff und gaben seind allein gottes, noch, wie hoch eeret
auch die weit diejenigen, durch die sie ire guter reichlich empfahet, es
sei gesundtheit, reichthumb, ehren und würden und was dann der weit
theür und hochgeachtet ist.

10 Es gebe der liebe Gott, das wir alle diß exempel der Galater, das uns
der v. 419 Spruch fürhaltet, gleich wol bedencken und desgleichen wol
warnemen, das sie, wie der Apostel von inen zeuget, selig waren, da
sie gegen irem Seelsorger Paulo also hertzlich gesinnet; Und da inen
das hertz gegen dem Paulo ent- [112 (f 4) a] pfallen, verfüret, bezaubert
15 und unselig warenp, und sich anstatt der seligen gehorsame Pauli, in
die irrige verderbliche Zauberei der falschen Apostel hingaben.

Diser gehorsam haben sich alle gotsförchtigen alwegen gar getrewlich
gehalten, wie hoch und groß sie in weltlichem gewalt gewesen sind.
Constantinus der so herrliche mechtige Keyser, als die Bischöffe sich
20 vor im durcheynander unbillich verklagen und sehenden wolten, in
torechtigen nichtigen Sachen, nam er ire klagschrifften und verbrandt
sie und ermanet sie zu friden und eynigkeyt und spräche zu inen: » Es hat
euch Gott gewalt gegeben über uns zu richten und wir sollen von euch
gerichtet werden und nitir von uns q42°«. Also, da die wähle des Bischoffs
25 zu Meyland geschehen solte, in deren der h. Ambrosius gewelet worden
ist, sagt der Keyser Valentinianus, der erst dises namens, zu den Bi-
schoffen, die er zu solcher wähl berüffen hat: »Welend eyn solchen, dem
auch wir, die das Keyserthumb regieren, mit gutem gewissen unsere
heupter underwerffen und des straff wir, so wir wie menschen Sünden,
3° als raht des artzets annemen mögen 1421.« Wie sich dann der groß,
gottselig keyser Theodosius dem h. Ambrosio zur büß underworffen

p) ut de eis testatur Apostolus, fuisse beatos tum, quum etga Paulum curatorem
animarum suatum tarn benevole affecti erant: at quum haec eis erga Paulum bene-
volentia excidisset, tum fuisse seductos, fascinatos ac miseros. — q) Deus vos
constituit sacerdotes, et potestatem vobis dedit de nobis quoque iudicandi: et
ideo nos a vobis recte iudicamur. Vos autem non potestis ab hominibus iudicari. —
r) »Welend ... mögen«: Proinde et hoc tempore eum collocate in pontificii solio,
cui nos quoque imperii moderatores, nostra subdamus sincere capita: cuiusque
reprehensiones (cum enim homines simus, et offendere necesse est) tanquam medicinae
curam libenter admittamus. Im Text wie die wörtlichen Bibelzitate kursiv gedruckt.

Wie sich die mechtigislen
Keyser dem Kirchendienst
underworffen haben.

419. Gemeint ist der vierte Spruch.

420. Hist, tripartita II, 2, 1-3 (CSEL 71,85 f.).

421. Hist, tripartita VII, 8, 1-3 (CSEL 71,394, 8-12).
 
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