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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0283
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Ordenung der Kirchenübung, Für die Kirchen zu Cassel.

C 8 a

Der heilig Apostel Paulus x. Cor. 14 [40] vermant, da er von der kirchen
Übung redt, daß dieselbig ordenlich und fein und zu gewissem erbawen
des glaubens in Christum, unsern herrn, angestelt und geübt werden 3,

5 dann seitemal diser glaube durch die liebe zu alln guten wercken thetig
ist 1 *, alle fromkeit und Seligkeit allein entpfehet, bringt und wirckt. So
muß ja, was in den kirchen recht und gotsäliglich geschehen soll, diesen
glauben fürdern und stercken; und nach dem in den Kirchen alles auß
dem heiligen Geist, der ein geist aller ordenung und wolstands ist,

10 geschehen sol, So sollen b dise Übungen uff das aller ordenlichst und
feinest angericht und verhandlet werden. Solichs zu erlangen, haben
sich der wir|dig und wolgelert Johan Cimeus 1 2, visitator, sampt denen 0 C8b
dienern am wort Gottes d zu Cassel 3 diser meynunge und weise in allen
Kirchen Übungen bedacht: als nemlich seind lehr und vermanung durchs
15 wort, außspendung der Sacramenten, etliche Sacramentliche Ceremonien,
die Kirchenzucht, gebeth, gesangk und almüssen 6.

Von der Predige und Erstlich der wercktagen.

Des £ morgens zu gewisser stunde, welche auch allweg fleissig gehalten
werden sollen, als im Sommer zu Sechs, im Winter zu Sieben uhren.

a) + sollen. - b) + ja. - c) sampt denen / und die. - d) -f- alhie.-e) + etc. -
f) Des / In diesen haben sich die vorgemelten herrn dieser Ordnung bedacht, uff
die gemeine wercktage.

1. Gal 5,6.

2. Johannes Kymäus (der Name kommt in den verschiedensten Schreibweisen
vor). Mag.; geboren 1498 als Sohn des Hans Kirne in Fulda, trat dort 1508 in das
am heutigen Buttermarkt gelegene Franziskanerkloster ein (vgl. Dersch, S. 53), wo
er bereits die Gelübde abgelegt hatte, als er durch die Predigten Adam Kraffts 1527
für die Reformation gewonnen wurde; 1527-1530 erster evangelischer Pfarrer in
Sooden (und Allendorf), 1530—1538 Pfarrer in Homberg, an der Gewinnung der
Täufer stark beteiligt. Ende 1538 wurde er vom Landgrafen als Nachfolger des
Johannes Fontius als Visitator und Superintendent des Kasseler Bezirks berufen
und als solcher auch zu allen wichtigen Geschehnissen zugezogen (unter anderem
beim Bedenken, wie die Juden zu dulden, vgl. unten, S. 319 ff.; Tag zu Schmalkalden;
Eisenacher Konferenz; Regensburger Religionsgespräch), 1548 emeritiert; gestorben
1552; vgl. Hütteroth, S. 195!.

3. In Kassel bestanden (neben dem Amt des Hofpredigers) drei Pfarrstellen:
Altstadt, Auf der Freiheit, Neustadt (vgl. unten den Abschnitt »Von der Predige
und Erstlich der wercktagen«), die von folgenden Pfarrern besetzt waren: Kassel-
Aitstadt: Caspar Kauffunger; Auf der Freiheit: Dionysius Melander d. Ältere;

Kassel-Neustadt: Johannes Erhardi (gen. Kirchhain). Nach HLO I, 120, haben die

Ordnung jedoch nur die beiden Kasseler Pfarrer Kauffunger und Melander unter-

schrieben; vgl. unten, Anm. 68.
 
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