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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0392
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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

ANLAGE 7

Bucers Brief an den Landgrafen Philipp
vom 27. Dezember 1538

Staatsarchiv Marburg, Politische Korrespondent (PA.) Nr. 2923. Abdruck bei
Lent I, S. J9f. (mit Kürzung am Anfang).

f° 1 r Durchleuchtiger, hochgeporner Fürst, gnediger herr E.f.g. Die meerung
des geysts Christi vnd mein arm gepett vnd vnderthenigen Dienst,
höchstes vleiß bereit zu vor. Gnediger furst und herr 1. E.f.g. schreiben
an ire raeth 2 vnd die articel 3, die Juden belangend, hab ich mit vleiß
erwogen. Lobe den herrn, das er E.f.g. gegeben, also mit ernst nach 5
seinem willen auß seinem wort zu forschen. Es sind auch der Spruch
vnd die vrsachen, so E.f.g. angezogen, den Juden auch meins erachtens
furtreglich, das wir sie etwas freundlicher dann andere ongleubigen
halten, alle die [spruch], so von dem heyligen herkumen der Juden
lauten. Der aber von dem newen gnaden bundt Jeremiae 31 [31] goht 10
vff die Juden der wal vnd des segens, nit vff die Juden nach dem fleysch,
also auch der auß dem 10. Deut [18f.]. Also erweisets der h. Paulus.
E.f.g. lesen das 9. vnd 10. [Kapitel] zun Römern. Item die predig Pauli
zu Antiochiae, actorum 13 vnd die letzte zu Rom, act. ult. 4 Der Spruch
von den frembdlingen 5 geht allein vff die gleubigen frembdling, wie die 15
Juden dann keinen ongleubigen, der öffentlich einer anderen religion
f° 1 v were gewesen, onder sich haben gedulden sollen. ( Derhalben sollten
wir gegen die Juden so strenge sein, wie sie auß Gottes barmhertzigen
gericht haben gegen allen ongleubigen sein sollen 6 vnd gegen vnß
weren, wie sie es bekennen, wenn sie die oberhandt hetten, so wurden 20
wir irer keinen bei vnß gedulden.

Weils aber mich auch dafür ansicht 7, dies volck solle bei vnß vmb
der vetter vnd wal willen etwas meer barmhertzigkeit dann andere
ongleubigen finden 8, so sehe ich auch gern, das man inen alle recht
gepurende gutthaten lasse widerfaren. Aber warlich, bei recht got- 25
seligem regiment müssen allemal die haußgenossen des glaubens ein

1. Der Anfang des Briefes bis hier fehlt bei Lenz L S. 59.

2. Oben, S. 380.

3. Vgl. oben, S. 383-385.

4. Einfügung am Rand von B.s Hand.

5. Dtn 10, i8f. Vgl. oben, S. 381 Z. 11 ff. vgl. auch im»Ratschlag«oben, S. 353,
Z. 24ff.

6. Vgl. im »Ratschlag« oben, S. 354, auch S. 335 f.

7. Weil ich aber der Meinung bin ...

8. Vgl. im »Ratschlag« oben, S. 349, 20ff.
 
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