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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0393
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JUDENRATSCHLAG

389

vorteyl 9 und die verechter des glaubens ein nachteyl haben, und solle
ia die oberkeit, die nit ir, sonder gottes gericht üben solle, den onglauben
alweg so halten, das er abschewlich sie 10. Weil dann gott den Juden ir
gesatz vmb ires onglaubens willen Deut. 28 [43-44] furgeschriben,

5 welche deren dann wollen rechte vetter 11 sein, die werden sich des-

selbigen rechtens halten, werden die Juden wol | getrewlich schützen f°zr
vor aller onbilligkeit, spott vnd hon, aber warlich sie mit der narung
vnd politischem thun in den vndersten grad setzen, doch das, wo sie
wollen, [sie] sich wol neren mögen, wie sich gepurt denen, die vnsere
10 knecht vnd eigen leut vnd warlich der schwantz sein sollen 12. Halten
wir doch der vnsern so fil in disem grad. Wie fil onschuldiger, frommer
bauern vnd ander leut sind fro, wenn sie allein das bekommen möchten,
das wir noch den Juden wolten zugeben 13.

Weil dann das kauffen vnd verkauffen an im selb geferlich vnd die
15 leut zu Junckern machet auß frembder arbeyt, auch so fil materi 14 gibt
vnd anleitung zu allem betrug, die Juden aber kein gewissen haben
konden, vnß zu vervorteilen, so hette ich imer ein schew, inen solichs
nachzugeben, achtet auch, man solte wol arbeyt finden, die man inen
verordnete, davon sie sich neren, vnd doch in irem grad zu gutem
20 exempel der Christen bleyben möchten 15. Die anderen articel, von E.f.g.
gestehet alle, allein disen funfften außgenomen 16, hielte ich dem rechten
nit ongemeß. So fil E.f.g. sich gegen mich ires gemiets 17 eröffnet, so
befinde | ich die mit besonderem barmhertzigen geyst begabet vnd in f° 2 v
Sonderheit gegen denen, die in irem elend das gewissen mögen fur-
25 wenden. Nun, solicher geist ist ein gar heilich warzeichen vnd sigel der
kinder gottes 18, welchen wir, die prediger göttlicher gnaden vnd barm-
hertzigkeit, alweg fordern vnd mit nichtz hindern sollen. Aber warlich,
dise barmhertzigkeit muß auß dem gotteswort gemessiget vnd also
angerichtet sein, das allweg die kinder gottes verschonet vnd [nit] die
30 wolff wider die schaffe ein forteil haben 19. Nun seind ie dise feind vnsers
herren Jesu Wölff, aber vnder vnd von denen wir hoffen auch etwan
scheflein sein werden. Darumb, so man sie mit den vndersten Christen

9. Vgl. Gal 5,10.

10. Vgl. oben, S. 354, 2 ff.

11. Landesväter.

12. Vgl. im »Ratschlag« oben, S. 353, 24ff.

13. Vgl. B. im Verteidigungsbrief oben, S. 374, 8 ff.

14. Anlaß.

15. Vgl. im »Ratschlag« oben, S. 355; ebenfalls S. 373, 35 ff.

16. Vgl. oben, S. 383, 22 ff.

17. Gesinnung.

18. Vgl. zum Beispiel Phil 2,1—2; Gal 5,2z; Ro 12,8.

19. Vgl. im »Ratschlag« oben, S. 354, Z.4ff. Das »nit« muß sinngemäß ein-
gefügt werden. Lenz I, S. 60, hat das offensichtlich übersehen.
 
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