SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
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und verspülget 12 würden und die heiligen Psalmen und gotselige lieder
allen Christen, jungen und alten gemein, lustig gemacht und in stetig
Übung bracht wurden. Und züm fürnemisten die Fürsteher und Diener
der Kirchen.
Derhalben hat D. Mart. Luther lengist etliche Psalmen und geist-
liche Lieder, von ihm selb gestehet, wie er dann in solchem, als in allem,
das zu erheben die wäre erkantnis Christi, und zu recht christlicher
bestellung und haushaltung der Kirchen dienstlich und besserlich sein
mage, züm höchsten begabet ist, und dann auch von etlichen anderen
fürnemen und zu disen Sachen besonders begabten Dienern Christi zü-
gericht, zusamendrucken und der gemeinden Christi zükomen lassen 13.
Desgleichen ist hie und in vilen anderen Kirchen auch geschehen, doch
allein in handbüchlin, welche die Christen, jeder für sich selb, in den
Kirchenversamlungen und sunst gebrauchen 14.
Als aber nun etliche Gemeinden Christi auch für die Juget, sie desto
bas zu gleichförmigen mensurischem gesang zu gewehnen und anzü-
halten 15, in den heiligen Versamlungen gemeine grosse Gesangbücher
zu bereiten angefangen und das schreiben diser bücher etliche hoch
bedeuren will, hat der Ersam buchtrucker Jörg Waldmüller, genant
Messerschmid 16, zügüt den lieben Kirchen und das gotselig gesang in
den Christlichen Versamlungen, Schulen und Lerheusern zu förderen,
nicht mit geringem kosten und müh sich lassen erbetten und bestellen,
ein Gesangbüch zu trucken, auch, allen fleis anzüwenden, wie es das
werck selb zeuget, das die Psalmen und geistliche Lieder, so hierin
begriffen, auffs seuberlichest und züm besten corrigieret ausgiengen.
Weil dann nun dis werck für vil Kirchen 17, die nicht einerlei gesang
im brauch haben, zügerichtet ist, sind auch mangerlei Psalmen und
geistliche Lieder hie züsamengesetzet, damit jede Kirch hierinne auch
die finde, die sie zu brauchen pfleget. Also findestu hierin erstlich fast
alle, die D. Mart. Luther in seinem büchlein zü Wittenberg hat lassen
ausgehn, darnach die besten, die man hie zü Strasburg und in etlichen
anderen Kirchen, so uns bekant sein, zü singen im brauch hat.
12. Verdigen.
13. Zu den Wittenberger Gesangbuchausgaben von 1524 und 1528 vgl. WA 35, 5 ff.
14. Die verschiedenen Psalter und Singhefte - Katharina Zell zum Beispiel gab
ein kleines Liederheft von Michael Weiße heraus — finden sich im Text auf geführt
bei J. Ficker, a.a.O. S. 203 fr.
15. In den Statuten für das Gymnasium von 1545 wird für den Anfangsunterricht
in Musik dem Lehrer als Ziel gesetzt: »... die voces der Jungen formierenn, sie
under dem solmisierenn des guten aussprechens der Vocal vermanen und auf ein gute
Mensur im singen zu haben gewehnen...« (Fournier-Engela.a.O. S. 5 2).
16. Über den Drucker Georg Waldmüller/Messerschmid vgl. J. Ficker, a.a.O.
S. 205, Anm. 5.
17. Im Original: Kichen.
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und verspülget 12 würden und die heiligen Psalmen und gotselige lieder
allen Christen, jungen und alten gemein, lustig gemacht und in stetig
Übung bracht wurden. Und züm fürnemisten die Fürsteher und Diener
der Kirchen.
Derhalben hat D. Mart. Luther lengist etliche Psalmen und geist-
liche Lieder, von ihm selb gestehet, wie er dann in solchem, als in allem,
das zu erheben die wäre erkantnis Christi, und zu recht christlicher
bestellung und haushaltung der Kirchen dienstlich und besserlich sein
mage, züm höchsten begabet ist, und dann auch von etlichen anderen
fürnemen und zu disen Sachen besonders begabten Dienern Christi zü-
gericht, zusamendrucken und der gemeinden Christi zükomen lassen 13.
Desgleichen ist hie und in vilen anderen Kirchen auch geschehen, doch
allein in handbüchlin, welche die Christen, jeder für sich selb, in den
Kirchenversamlungen und sunst gebrauchen 14.
Als aber nun etliche Gemeinden Christi auch für die Juget, sie desto
bas zu gleichförmigen mensurischem gesang zu gewehnen und anzü-
halten 15, in den heiligen Versamlungen gemeine grosse Gesangbücher
zu bereiten angefangen und das schreiben diser bücher etliche hoch
bedeuren will, hat der Ersam buchtrucker Jörg Waldmüller, genant
Messerschmid 16, zügüt den lieben Kirchen und das gotselig gesang in
den Christlichen Versamlungen, Schulen und Lerheusern zu förderen,
nicht mit geringem kosten und müh sich lassen erbetten und bestellen,
ein Gesangbüch zu trucken, auch, allen fleis anzüwenden, wie es das
werck selb zeuget, das die Psalmen und geistliche Lieder, so hierin
begriffen, auffs seuberlichest und züm besten corrigieret ausgiengen.
Weil dann nun dis werck für vil Kirchen 17, die nicht einerlei gesang
im brauch haben, zügerichtet ist, sind auch mangerlei Psalmen und
geistliche Lieder hie züsamengesetzet, damit jede Kirch hierinne auch
die finde, die sie zu brauchen pfleget. Also findestu hierin erstlich fast
alle, die D. Mart. Luther in seinem büchlein zü Wittenberg hat lassen
ausgehn, darnach die besten, die man hie zü Strasburg und in etlichen
anderen Kirchen, so uns bekant sein, zü singen im brauch hat.
12. Verdigen.
13. Zu den Wittenberger Gesangbuchausgaben von 1524 und 1528 vgl. WA 35, 5 ff.
14. Die verschiedenen Psalter und Singhefte - Katharina Zell zum Beispiel gab
ein kleines Liederheft von Michael Weiße heraus — finden sich im Text auf geführt
bei J. Ficker, a.a.O. S. 203 fr.
15. In den Statuten für das Gymnasium von 1545 wird für den Anfangsunterricht
in Musik dem Lehrer als Ziel gesetzt: »... die voces der Jungen formierenn, sie
under dem solmisierenn des guten aussprechens der Vocal vermanen und auf ein gute
Mensur im singen zu haben gewehnen...« (Fournier-Engela.a.O. S. 5 2).
16. Über den Drucker Georg Waldmüller/Messerschmid vgl. J. Ficker, a.a.O.
S. 205, Anm. 5.
17. Im Original: Kichen.
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