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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0585
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SCHULGUTACHTEN

58l

Nachdem aber, wie D. Luther billich klaget, under seine und andere
recht artige und geistliche Lieder fil onnötigs, ongeistlichs und onbesser-
lichs eingemischet worden 18, und auch under denen, die schon etwas
art haben und besserlich sein könden, noch in solchem ein grosser
underscheid ist, damit man dann underschiedlich erkennete, welches
eines jeden gedieht und werck seie, ist für jeden Psalmen und geistlich
Lied des dichters namen gesetzet, damit niemand dasjenige zügemessen
werde, das nicht sein ist.

Disen getrewen und nützlichen dienst wollen die Gemeinden und
alle, die Christen sind, danckbarlich auffnemen, wie dann hiemit ge-
meine besserung des reichs Christi gesuchet ist. Und obwol etliche
Psalmen und geistliche Lieder die anderen (als dann alle sind, die
D. Mart. Luther gesetzet hat) in kunst und geistlicher art mercklich
fürtreffen, so ist doch nichs in dis büch gedrucket, das nicht gütlichem
Wort gemes und zü auffbawen die gotseligkeit dienstlich sein möge.
Derhalben ihn, den Trucker sein verdinger 19 und rathgeber niemand 20
verdencken solle, das, so sie filen Kirchen zü dienen begeren, auch hier
Psalmen und geistliche Lieder hie züsamen verfasset haben.

Der Herr w Tölle geben, das alle verseher und Diener der Kirchen sampt
allen Christen ires besten Vermögens dran seien, das bei der juget und
aller gemein Gottes solch schöne christliche Geseng in brauch und
Übung körnen, damit, wa man züsamenkompt oder auch die leut für
sich selb singen, das man sich mit solchen Psalmen und Liedern, wie
hie fürgeben werden, und deren gleichen (wie das alle Heiligen alts
und newes Testaments gepfleget und der Heilige Paulus vermanet)
belustige, durch welche dann unsere gemüter zü Got, unserem Schöpffer
und Christo, unserem Heiland, und also zü aller Zucht, erbarkeit,
christlicher liebe und freuntschafft, durcheinander gelert underwisen,
gereitzet und gezogen, die üpige, schändliche bül- und andere welt-
lieder sampt dem gifft, das sie zu allen lästeren und bösen sitten hinder
inen lassen, abgetriben und verspulget 21 werden.

Es ist je zeit, das, wer sich Gottes annimet, solichs mit ernst thü.
Got mag unser nicht so lohe 22. Der lang verdienet zorn Gottes dringet

18. Vgl. besonders Luthers Vorrede zum Wittenberger Gesangbuch von 1528,
WA 35, 475f.

19. Der »verdinger« (= Verleger) ist Wolfgang Köpfel (vgl. über ihn A. Göt^e:
Die hochdeutschen Drucker der Reformationszeit. Straßburg 1905. S. 61 und
Tafel 61); der »rahtgeber« ist vor allem Konrad Hubert, B.s treuer Helfer (vgl.
oben, S. 522, Anm. 2), gewesen, der auch selbst Lieder gedichtet hat. Vgl. auch
J. Ficker, a.a.O. S. 2i6f.

20. Im Original: memand.

21. Vertilgen.

22. Lau, träge.
 
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